Von Ralf Keuper
Vorgestern war ich zu Gast beim Berlin FinTech Day, der jährlich vom Berliner Börsenkreis ausgerichtet wird. Der Börsenkreis ist eine Initiative von Berliner Studenten.
Thema unseres Panels, d.h. von Jessica Holzbach (getpenta), Bastian Krautwald (Compaio) und mir, war Fintech – Hype oder nachhaltiges Ökosystem.
Moderiert wurde das Panel von dem bekannten Börsenjournalisten Manuel Koch von Inside Wirtschaft.
Manuel Koch leitete die Diskussion mit der Frage ein, ob angesichts der Tatsache, dass in diesem Jahr lediglich 30 neue Fintech-Startups in Deutschland an den Start gegangen sind, von einem Einbruch bzw. einer Trendwende gesprochen werden könne. Auf dem Podium waren uns einig darin, dass es sich um eine Normalisierung und weniger um einen Bruch handelt. Jedoch ist die Sturm-und Drangperiode wohl vorbei. In Deutschland hat der Fintech-Boom, im Vergleich zu den USA und Großbritannien, erst spät eingesetzt, so dass die Entwicklung bei uns zeitversetzt verläuft. Noch später als Deutschland waren übrigens Frankreich und Japan dran.
Natürlich waren auch Bitcoin und die Blockchain ein Thema. Kaum jemand auf der Veranstaltung bestritt, dass es sich inzwischen um eine Blase handelt. Trotzdem wird digitalen Währungen an sich eine große Zukunft attestiert. Blockchain, wie überhaupt den Distributed Ledger Technologies gehört die Zukunft – gerade in Berlin, das eine der Blockchain-Hochburgen weltweit ist. Die Blockchain mit ihrem betont dezentralen Ansatz passt überdies gut zum europäischen Wirtschaftsstil. Insofern bietet sich für Deutschland und Europa die Gelegenheit, ein eigenes Ökosystem zu bilden, das unabhängig(er) von den großen digitalen Plattformen (Amazon, Google, Alibaba etc.) ist.
Auf Fragen aus dem Publikum, welche Faktoren es bei der Gründung eines Fintech-Startups zu beachten gilt, konnten Jessica und Bastian wichtige Tipps und Ratschläge geben. Von Vorteil ist es, wenn das Gründungsteam aus Mitgliedern mit unterschiedlichem Fachwissen und Charakteren besteht. Auch sollte es möglich sein, sich nach Kontroversen wieder in die Augen schauen zu können. Wer auf der Suche nach Finanzierungen ist, hat in Berlin mit seiner großen Zahl an Acceleratoren und Inkubatoren gute Chancen, wenngleich sich nur wenige auf Fintech-Startups spezialisiert haben. Man sollte sich nicht scheuen, die Kapitalgeber im Gespräch mit Fragen zu bombardieren (Jessica).
Das Banking wird sich künftig auf Plattformen abspielen. Ob Banken dabei noch eine relevante Rolle übernehmen, ist nicht sicher. Vorstellbar ist, dass mehrere Fintech-Startups sich zusammen schließen und ihre Leistungen auf einer gemeinsamen Plattform anbieten. Parallel dazu werden die großen Internetkonzerne, häufig auch GAFAA (Google, Amazon, Facebook, Apple, Alibaba) genannt, eine wichtige Rolle spielen.
Auch die anderen Panels sowie die Vorträge, darunter von Erik Prodzuweit von Scalable, waren informativ und zum Weiter Denken anregend.
Die Location war mit dem Lichthof der TU Berlin außerordentlich gut gewählt. Die Panels und Vorträge fanden in den anliegenden Seminarräumen statt.
Manuel Koch führte mit Finn Kordon und Nico Koller vom ausrichtenden Berliner Börsenkreis ein Interview zu ihrer Motivation, den Berliner Fintech Day auch dieses Jahr wieder durchzuführen, sowie zur bisherigen Resonanz und zur Organisation.
Den Veranstaltern an dieser Stelle ein großes Kompliment! Gerne weiter so.