Von Ralf Keuper

Die Bau­spar­kas­sen bekom­men der­zeit die vol­le Wucht der anhal­ten­den Nied­rig­zins­pha­se zu spü­ren, was ihr Geschäfts­mo­dell vor eine gro­ße Bewäh­rungs­pro­be stellt.

Beson­ders hart hat es die LBS West getrof­fen, mit einer Bau­spar­sum­me von 66,1 Mrd. Euro die größ­te der Lan­des­bau­spar­kas­sen in Deutsch­land. Die LBS West benö­tigt eine Erhö­hung ihres Eigen­ka­pi­tals um 300 Mil­lio­nen Euro. Nach­dem der west­fä­lisch-lip­pi­sche Spar­kas­sen- und Giro­ver­band der Erhö­hung bereits zuge­stimmt hat­te, ist nun auch der rhei­ni­sche Spar­kas­sen-und Giro­ver­band bereit, sei­nen Anteil, d.h. 150 Mil­lio­nen Euro, zu stel­len. Infor­ma­tiv ist der Bei­trag Die LBS-Land­schaft in Deutsch­land. Arbeit am neu­en Zuhau­se.

Die Fra­ge, die sich ver­stärkt stellt, ist, ob das Geschäfts­mo­dell der Bau­spar­kas­sen über­haupt zeit­ge­mäß ist, wie in:

Ob Fusio­nen, Stel­len­strei­chun­gen, Spar­pro­gram­me und das kürz­lich ver­ab­schie­de­te Gesetz, wonach die Bau­spar­kas­sen über­schüs­si­ge Mit­tel, bis zu einer bestimm­ten Höhe in Akti­en anle­gen und/​oder Hypo­the­ken­dar­le­hen aus­ge­ben kön­nen, aus­rei­chen, ist fraglich.

Schon kom­men die ers­ten mah­nen­den Rufe, die vor den mög­li­chen Fol­gen des neu­en Geset­zes war­nen, wie von Hart­mut Schwarz, den die Welt zitiert:

Damit wür­den die Bau­spar­kas­sen ins klas­si­sche Bank­ge­schäft ein­stei­gen. Das wäre ein ganz neu­es, mit Risi­ken ver­haf­te­tes Geschäftsmodell.

Eini­ge Kom­men­ta­to­ren sind der Ansicht, dass es für Bau­fi­nan­zie­run­gen kei­ner Bau­spar­kas­sen mehr bedarf, zumal vie­le Spa­rer die Ver­trä­ge allein wegen der güns­ti­gen Kon­di­tio­nen abge­schlos­sen haben, was nun dazu führt, dass vie­le Bau­spar­kas­sen Alt­ver­trä­ge kün­di­gen. Das wie­der­um mün­det der­zeit in einer Kla­ge­wel­le gegen die Bau­spar­kas­sen. Die Hal­tung der Bau­spar­kas­sen ist für mich ins­ge­samt nach­voll­zieh­bar, vor allem, wenn man berück­sich­tigt, dass sehr vie­le Ver­trä­ge über­haupt nicht für Bau­fi­nan­zie­run­gen in Anspruch genom­men wer­den, obwohl sie bereits seit eini­gen Jah­ren zutei­lungs­reif sind. Den­noch sind Kla­gen nach Ansicht eini­ger Ver­brau­cher­schüt­zer nicht ganz ohne Erfolgs­aus­sicht, was ich per­sön­lich jedoch nicht beur­tei­len kann. Jeden­falls kom­men hier meh­re­re Din­ge zusam­men, die das bis­he­ri­ge Geschäfts­mo­dell der Bau­spar­kas­sen zuneh­mend unat­trak­tiv gestalten.

Trotz­dem: Haben wir es hier mit einer Son­der­si­tua­ti­on zu tun, mit einem “Neben­kriegs­schau­platz” oder wird hier ein gene­rel­les Pro­blem der Ban­ken und Spar­kas­sen sicht­bar? Vor­bo­ten eines tief­grei­fen­den Struk­tur­wan­dels, wie ihn Ulrich Car­tel­lie­ri bereits 1990 her­auf­däm­mern sah?

Wei­te­re Informationen:

Kün­di­gungs­wel­le bei Bau­spar-Alt­ver­trä­gen geht weiter

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