Von Ralf Keuper
Seit einiger Zeit lassen sich im Banking verschiedene Entwicklungen beobachten, deren gemeinsamer Nenner die Ablösung der Banken in ihrer Rolle als Hüter des Geldes bzw. Finanzintermediäre in der Wirtschaft ist, wie z.B. in den Bereichen Kreditfinanzierung (P2P Lending) und Zahlungsverkehr (Mobile Payments). Daneben sind einige große Internetkonzerne wie Apple, Amazon, Google und Alibaba sowie Allianzen (Kreditkartenunternehmen mit Telekommunikationsunternehmen) dabei, die Banken komplett aus ihrem Stammgeschäft zu verdrängen und die Vision des Bankless Banking zu verwirklichen. Mittendrin in diesem Spannungsfeld: die Banken selbst.
Größte Markteintrittsbarriere ist derzeit die Regulierung, die die Herausforderer (noch) davon abhält, den Schritt zur Vollbank zu vollziehen.
Trotz der geschilderten Bedrohungen, befinden sich die Banken noch nicht auf verlorenem Posten; jedenfalls nicht auf kurze Sicht.
Anders sieht es da schon aus, wenn man die mittel- bis langfristige Perspektive einnimmt, sagen wir die nächsten 5 bis 10 Jahre.
So wichtig die Rolle der neuen Technologien, der diversen FinTech-Startups wie auch der großen Konzerne und Allianzen in diesem Transformationsprozess auch ist; alleine wird es nicht reichen. Auch die anderen Teilsysteme der Gesellschaft müssen diesen Wandel unterstützen.
Talcott Parsons, der wohl als erster den Wandlungsprozess moderner Gesellschaften aus Sicht der Systemtheorie untersucht hat, spricht in dem Zusammenhang von der Standardhebung durch Anpassung. Da die einzelnen gesellschaftlichen (Handlungs-)Systeme miteinander verschränkt sind, kann ein tiefgreifender Wandel nur dann vollzogen werde…