Von Ralf Keuper

Es liegt eigent­lich auf der Hand, dass Ban­ken für die Rol­le als Iden­ti­täts­an­bie­ter prä­de­sti­niert sind. Um so erstaun­li­cher, dass die hie­si­gen Ban­ken es bis heu­te nicht geschafft haben, sich auf ein gemein­sa­mes Vor­ge­hen zu eini­gen. Statt­des­sen ver­sucht man es mit Allein­gän­gen. So unter­stützt die Deut­sche Bank die Log­in-Alli­anz Ver­i­mi, wäh­rend die Spar­kas­sen und Genos­sen­schafts­ban­ken sich mit YES als Iden­ti­ty-Pro­vi­der prä­sen­tie­ren wol­len. Die Com­merz­bank beschränkt sich dage­gen auf die Zuschau­er­rol­le. Mit der Umset­zung von PSD2 sind die Ban­ken ver­pflich­tet, Drit­ten Zugriff auf die Kun­den­da­ten zu gewäh­ren, sofern die Kun­den dem zuvor zuge­stimmt haben. Inso­fern könn­ten auch ande­re, als die Ban­ken, die Iden­ti­tät der Kun­den anhand der KYC-Daten der Ban­ken bestätigen. 

Anders ver­hält sich im Aus­land – ins­be­son­de­re in den skan­di­na­vi­schen Län­dern. In Nor­we­gen und Schwe­den kön­nen sich die Kun­den bereits seit 2004 mit der BankID im Netz aus­wei­sen. Nicht viel anders ist die Situa­ti­on in den Niederlanden. 

In der Stu­die Digi­ta­le Iden­ti­tä­ten. Ban­ken posi­tio­nie­ren sich als Iden­ti­täts­an­bie­ter von ppi plä­die­ren die Autoren für einen föde­ra­ti­ven, euro­pa­wei­ten Ansatz der Ban­ken. Nur so las­sen sich Silo-Lösun­gen ver­mei­den bzw. über­win­den. Die Ban­ken lie­ßen sich ihre per API ange­bo­te­nen Iden­ti­fi­zie­rungs­leis­tun­gen von den anfra­gen­den Unternehmen/​Stellen bezah­len. Damit könn­ten die Ban­ken den Ver­lust der Kun­den­schnitt­stel­le an GAFA ver­hin­dern und ein Gegen­ge­wicht bil­den. Fol­ge wäre auch eine bes­se­re Aus­las­tung des Inter­ban­ken­netz­wer­kes sowie die öffent­li­che Wahr­neh­mung als Inno­va­to­ren. Die Ban­ken könn­ten mit ihrem Kun­den­stamm, dem Ver­trau­en bei den Kun­den in Sachen Daten­si­cher­heit sowie mit ihrer Infra­struk­tur punkten.

So weit, so gut. 

Das The­ma Digi­ta­le Iden­ti­tä­ten wird dem­nächst wohl ein wei­te­res Kapi­tel in dem ohne­hin schon umfang­rei­chen Buch der aus­ge­las­se­nen Chan­cen der Ban­ken bil­den. Die Vor­tei­le der Ban­ken, wie sie von ppi beschrie­ben wer­den, schmil­zen dahin. Ihre Infra­struk­tur wird momen­tan Stück für Stück von Goog­le & Co mit ihren Öko­sys­te­men ersetzt. Die Iden­ti­fi­zie­rung und die dazu­ge­hö­ri­gen Ser­vices wer­den eine wei­te­re Medi­en­prak­tik, die von Apple & Co. aus einer Hand, zusam­men mit dem Bezahl­vor­gang, ange­bo­ten wird. Wäre es nur eine Fra­ge des Ver­trau­ens und bestehen­der Infra­struk­tu­ren und könn­ten die Ban­ken das weit­ge­hend unter sich aus­ma­chen, wie in der Ver­gan­gen­heit, stün­den ihre Chan­cen, sich als Iden­ti­täts­pro­vi­der zu posi­tio­nie­ren, nicht schlecht. So aber kön­nen sie mehr oder weni­ger ele­gant durch die stum­men Medi­en und deren unsicht­ba­re Funk­ti­ons­lo­gik umgan­gen wer­den. Pro­fi­teu­re sind andere.

Cross­post von Iden­ti­ty Eco­no­my