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Von Ralf Keuper
Bisher berührte die fortschreitende Digitalisierung das Geschäftsmodell der Autofinanzierer kaum. Mit der Verbreitung der sog. Connected Cars, vielleicht aber schon eher, könnte sich das ändern. Wie das ins Extrem gewendet aussehen kann, erläutert John Ellis in seinem Vortrag The Zero Dollar Car: Why tech companies are focussing on the auto industry.
Die Internetkonzerne haben ihr Faible für Autos nicht deshalb entdeckt, weil sie schon immer ein Automobilhersteller sein wollten; eher schon, weil die Autos mittels Sensoren und Infotainment Systemen Daten produzieren und senden, die ganz neue Geschäftsfelder eröffnen oder bestehende unterstützten.
Die Automobilhersteller agieren in der Mehrheit noch immer nach dem Motto “Ship and Forget” – ein Fehler, wie Ellis meint. Dagegen würden die Technologiekonzerne wie Google oder Apple das Auto als Kommunikationsplattform auffassen, das während seiner Nutzung wertvolle Informationen liefert. Daten, die hierbei anfallen, lassen sich z.B. für personalisierte Angebote verwenden, die der Nutzer während der Fahrt angezeigt bekommt, aber auch für Versicherungen, die im Idealfall die Zahl der Schadensfälle reduzieren können, da die Daten Aufschluss darüber geben, welche Situationen, welches Fahrverhalten Unfälle hervorrufen und wie dem mit Programmen und Angeboten begegnet werden kann. Weiterhin können die Daten auch für den Katastrophenschutz verwendet werden, z.B. als Frühwarnsysteme für Hurrikans.
Es ist daher für Ellis vorstellbar, dass die großen Internetkonzerne den Kunden die Autos umsonst zur Verfügung stellen, sofern die Kunden bereit sind, ihnen ihre während des Fahrens anfallenden Daten zu überlassen.
Insofern könnte das Geschäftsmodell der Autofinanzierer demnächst unter Druck geraten.
Eine etwas andere Sicht hat Richard Jones in seinem Vortrag A new vision for the auto finance industry: technology, change and innovation
Zwar räumt auch Jones ein, dass die fortschreitende Digitalisierung nicht ohne Folgen für das Geschäft der Autofinanzierer ist, an der Oberfläche quasi, jedoch hat sich an dem eigentlichen Geschäft, der Abwicklung bisher kaum etwas grundlegend geändert. Auch Jones schließt nicht aus, dass die Internetkonzerne den Automarkt erobern können, allerdings nicht auf absehbare Zeit. Was den Wert der Daten anbelangt, äußert sich Jones eindeutig: Die Hoheit über die Daten gehört dem Fahrer. Nur er oder sie kann bestimmen, was mit den Daten geschieht.
Theoretisch ist es also möglich, dass die Nutzer demnächst in den von Ellis geschilderten Deal einschlagen und ihre Daten gegen einen geldwerten Vorteil abgeben, ebenso auch aber der umgekehrte Fall, dass die Kunden die Daten nicht oder nur unter bestimmten Voraussetzungen den Herstellern überlassen, z.B. in Form von Rabatten oder anderen Vergünstigungen.
Weitere Informationen:
Could our Persona Data Subsidize the Cost of a New Car?