Ungeachtet der führenden Stellung, die bis zu dieser Zeit die Privatbankiers wie Rothschild in Frankfurt und Bleichröder in Berlin als “Haute finance” noch besaßen, hatte sich das Schwergewicht der Industriefinanzierung schon vorher auf die Geschäftsbanken neueren Stils verlagert. Ihre Gründer und Kommanditisten waren gerade diejenigen, die die Zukunft der Kapitalanlagen in erster Linie auf dem Industriesektor sahen. Dass dabei der Eisenbahnbau zunächst im Vordergrund stand, ergab sich aus der Logik der wirtschaftlichen Entwicklung. Grundlage für diese Finanzierung war aber, was nicht deutlich genug unterstrichen werden kann, das Eigenkapital dieser Banken. Es betrug in den Jahren vor dem deutsch-französischen Krieg im allgemeinen mehr als 80% der Bilanzsumme. Depositen und Akzepte spielten eine geringe Rolle, Wechsel beschränkten sich auf die im Rahmen normaler Handelstransaktionen verwendeten selbstliquidierenden Warenwechsel.
Quelle: Die Berliner Handels-Gesellschaft in einem Jahrhundert deutscher Wirtschaft 1856–1956