Die Grün­de für … das schritt­wei­se Zurück­tre­ten des Pri­vat­ban­kiers im Rah­men der gesam­ten Kre­dit­wirt­schaft sind schon des öfte­ren erör­tert wor­den .. . Es mag der Hin­weis genü­gen, dass ange­sichts der Struk­tur­wand­lun­gen des Geld­we­sens und des Zah­lungs­ver­kehrs in den letzt­ver­gan­ge­nen hun­dert Jah­ren Haf­tungs­pro­ble­me ent­stan­den, die mit dem indi­vi­du­ell-pri­va­ten Ver­mö­gens­ein­satz ein­fach nicht mehr zu bewäl­ti­gen waren. Der Sie­ges­zug des Buch­gel­des, des gira­len Zah­lungs­ver­kehrs ließ das Geld­vo­lu­men in Dimen­sio­nen anschwel­len, an die vor hun­dert Jah­ren kein Mensch zu den­ken gewagt haben wür­de. In die­ser Ent­wick­lung lag ein unaus­weich­li­cher Sach­zwang zur Errich­tung von Geld­in­sti­tu­ten, die mit einer brei­te­ren Haf­tungs­grund­la­ge zu arbei­ten ver­moch­ten als ein Pri­vat­ban­kier und sein Fami­li­en­ver­mö­gen. Die klas­si­sche Figur des Pri­vat­ban­kiers war ein Mann, der sein eige­nes Ver­mö­gen aus­lieh und der zugleich sei­nen Geschäfts­freun­den bei der Ver­mö­gens­an­la­ge bera­tend behilf­lich war. Das taten sodann und tun auch heu­te noch die Akti­en­ban­ken, aber sie haben doch zugleich in der Kre­dit­ge­wäh­rung und im Zah­lungs­ver­kehr Auf­ga­ben über­nom­men, die per­so­nell sowohl wie mate­ri­ell eine stän­dig wach­sen­de Appa­ra­tur erforderten. … 

Aber das Bank­we­sen als Gan­zes wird schon längst nicht mehr wesent­lich cha­rak­te­ri­siert durch die­sen Typ (Pri­vat­ban­kier), son­dern die gro­ßen Uni­ver­sal­ban­ken ste­hen im Vor­der­grund des Blick­felds, Rie­sen­ge­bil­de an Kapi­tal­kraft und Einlagenvolumen. …

Wie dem auch sei, der gigan­ti­sche “Stil­wan­del” des Geld­we­sens, den uns die hun­dert Jah­re seit 1870 beschert haben, wäre ohne die Ent­ste­hung gro­ßer Akti­en­ban­ken über­haupt nicht denk­bar und nicht prak­ti­ka­bel gewesen. 

Quel­le: “Com­mer­ci­um” als Fort­schritts­sym­bol, in: Hun­dert Jah­re Com­merz­bank (1870−1970), Autor: Volk­mar Muthesius