Nicht weni­ge Kom­men­ta­to­ren sehen nach dem Brexit auf die bri­ti­schen Ban­ken und die Fin­tech-Sze­ne, wie über­haupt auf die Wirt­schaft des Lan­des, schwe­re Zei­ten zukom­men. Es sieht ganz danach aus, als wür­de Ita­li­en den Bri­ten die Show steh­len. Wie ver­schie­de­ne Bei­trä­ge der letz­ten Zeit, wie in Ita­li­ens Ban­ken­kri­se ist selbst ver­schul­det, her­vor­he­ben, liegt bei den ita­lie­ni­schen Ban­ken der­zeit eini­ges im Argen. Die Eigen­ka­pi­tal­aus­stat­tung der meis­ten ita­lie­ni­schen Ban­ken ist im Ver­gleich zu der ande­rer Ban­ken im Euro-Raum unter­durch­schnitt­lich, was auch dar­an liegt, dass über die Jah­re hohe Aus­schüt­tun­gen an die Aktio­nä­re vor­ge­nom­men wur­den, statt das Geld in die Rück­la­gen flie­ßen zu las­sen. Der Ver­gleich mit der Deut­schen Bank in dem Bei­trag hinkt jedoch. Zwar hat die Deut­sche Bank im ver­gan­ge­nen Jahr kei­ne Divi­den­de gezahlt, jedoch ist das mit Blick auf ihren Sta­tus als der­zeit “Gefähr­lichs­te Bank” der Welt, was das Sys­tem­ri­si­ko angeht, ein recht schwa­cher Trost. Und auch die Com­merz­bank gibt wenig Anlass zur Eupho­rie, wie aus Com­merz­bank – Alarm­stu­fe gelb her­vor­geht. Zwei­fel an dem Tur­n­around der Com­merz­bank wur­den auf die­sem Blog vor eini­gen Mona­ten in Com­merz­bank: Wen­de geschafft? angemeldet.

Pro­ble­me berei­tet Ita­li­ens Ban­ken auch der hohe Bestand an Staats­an­lei­hen, für die (noch) kein Eigen­ka­pi­tal hin­ter­legt wer­den muss. Soll­te sich deren Bewer­tung ändern, wie das die deut­sche Bun­des­re­gie­rung prä­fe­riert, dann könn­te sich auch hier die Situa­ti­on rasch ver­schlech­tern. Hin­zu kommt noch eine nicht unbe­trächt­li­che Zahl an aus­fall­ge­fähr­de­ten Kre­di­ten, von denen laut FAZ und Finanz­markt­welt bis­her nur die Hälf­te als not­lei­dend gekenn­zeich­net sei.

Nun könn­te man die momen­ta­ne Kri­se auf dem ita­lie­ni­schen Ban­ken­markt als unan­ge­nehm, aber nicht wirk­lich dra­ma­tisch bezeich­nen. Die Regie­run­gen im Euro-Raum wer­den es kaum zulas­sen, dass Ita­li­ens Ban­ken in aku­te Not gera­ten. Aller­dings sind die Pro­ble­me tief­grei­fen­der, als weit­hin ange­nom­men. Wie Tobi­as Strau­mann in Die Achil­les­ver­se Euro­pas schreibt, gibt die ita­lie­ni­sche Volks­wirt­schaft Grund zur Sor­ge. Seit Aus­bruch der Finanz­kri­se sei die Indus­trie­pro­duk­ti­on in Ita­li­en um 25 Pro­zent gesun­ken. Die Pro­duk­ti­vi­tät befin­det sich lan­des­weit auf einem erschre­ckend nied­ri­gen Niveau. Strau­mann schreibt:

Die neus­te Unter­su­chung ist beson­ders beun­ru­hi­gend, weil sie zeigt, dass die Pro­duk­ti­vi­täts­pro­ble­me beson­ders im Nord­wes­ten (z. B. Fiat in Turin), dem indus­tri­el­len Zen­trum, zuge­nom­men haben (Quel­le). Es stimmt nicht mehr, dass das ita­lie­ni­sche Pro­blem im Wesent­li­chen auf den Süden beschränkt ist.

Die Hoff­nung, mit der Ein­füh­rung des Euro wür­de sich die Pro­duk­ti­vi­tät der Län­der der Euro-Zone anglei­chen, habe sich, so Strau­mann zerschlagen:

Vie­le haben gehofft, dass mit der Ein­füh­rung des Euro der nöti­ge Druck erzeugt wer­de, um einen Pro­duk­ti­vi­täts­schub zu bewir­ken. Nur wenn die Poli­tik die Pro­ble­me nicht mehr über eine Wäh­rungs­ab­wer­tung hin­aus­schie­ben kön­ne, wer­de es bes­ser, hiess es in den Neunzigern.

In dem Vor­trag Die gegen­wär­ti­ge Wirt­schafts­kri­se in his­to­ri­scher Per­spek­ti­ve im Janu­ar 2012 in Dort­mund sag­te der bekann­te Wirt­schafts­his­to­ri­ker Wer­ner Plum­pe, dass für die Euro­zo­ne zwar kein his­to­ri­scher Vor­läu­fer exis­tie­re, dem kon­kre­te Emp­feh­lun­gen für die Situa­ti­on seit der Finanz­kri­se ent­nom­men wer­den könn­ten. Trotz­dem haben sich eini­ge all­ge­mein gül­ti­ge Prin­zi­pi­en her­aus­kris­tal­li­siert, die durch die Erfah­rung immer wie­der bestä­tigt wur­den. Dem­nach ist eine Wäh­rungs­ord­nung ohne einen >Len­der of last resort< , wie im Euro­raum, auf Dau­er nicht hand­lungs­fä­hig. Aber auch dann ist der Erfolg eines gemein­sa­men Wäh­rungs­sys­tems nur gewähr­leis­tet, wenn die Wirt­schafts­kraft der betei­lig­ten Staa­ten in etwa gleich ist und der Kon­junk­tur­ver­lauf in den Län­dern posi­tiv ist. Bis­her hat jeden­falls noch kein Wäh­rungs­sys­tem eine gro­ße struk­tu­rel­le Kri­se über­stan­den, wie sie im Euro­raum immer offen­sicht­li­cher wird. Dar­an schloss sich bis­her stets ein neu­es Wäh­rungs­sys­tem an. Über Optio­nen soll­te daher recht­zei­tig nach­ge­dacht wer­den.Da ste­hen wir wie­der bzw. immer noch. Die ita­lie­ni­sche Ban­ken­kri­se ist dafür nur der aktu­ells­te Ausdruck. 

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