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Von Ralf Keuper 

Als Elon Musk vor etwas über zwei Jah­ren twit­ter über­nahm, kam die Ver­mu­tung auf, twit­ter könn­te schon bald zu einem Zah­lungs­netz­werk aus­ge­baut wer­den[1]twit­ter als Zah­lungs­netz­werk. Ende Janu­ar gab nun die Che­fin von X, Lin­da Yac­ca­ri­no, bekannt, dass man mit Visa einen ers­ten Part­ner für inte­grier­te Finanz­dienst­leis­tun­gen gefun­den habe[2]X gewinnt Visa als Part­ner für Finanz­trans­ak­tio­nen in App. Der neue Bezahl­dienst als X Money könn­te das digi­ta­le Bezah­len revolutionieren.

X Money ist Teil von Elon Musks Visi­on, X in eine “App für alles” zu ver­wan­deln und könn­te X als Kon­kur­ren­ten zu Pay­Pal und ande­ren Finanz­platt­for­men posi­tio­nie­ren. Damit ent­stün­de für die deut­schen und euro­päi­schen Ban­ken, die gera­de unter Mühen dabei sind, ihren Online-Bezahl­dienst Wero als Alter­na­ti­ve zu Pay­Pal  an den Start zu brin­gen, eine wei­te­re ernst­zu­neh­men­de Konkurrenz.

Wie nicht anders zu erwar­ten, kommt nun von Sei­ten der IT- und Manage­ment­be­ra­tun­gen die Auf­for­de­rung, die Ban­ken müss­ten jetzt “digi­tal auf­rüs­ten”[3]“X Money” als Weck­ruf: War­um Deutsch­lands Ban­ken jetzt digi­tal auf­rüs­ten müs­sen. Ange­mahnt wird eine schnel­le und abge­stimm­te Stra­te­gie der Ban­ken, um nicht von neu­en Finanz­öko­sys­te­men abge­hängt zu wer­den, die die Rol­le von Retail-Ban­ken infra­ge stel­len könn­ten. Ein zen­tra­les Pro­blem sei der Ver­lust der Daten­ho­heit, da Ban­ken bei exter­nen Platt­for­men den Über­blick über Kun­den­ak­ti­vi­tä­ten ver­lie­ren. Gewarnt wird vor einem Worst-Case-Sze­na­rio, in dem ein dezen­tra­les Öko­sys­tem nicht nur den Zah­lungs­ver­kehr, son­dern auch Kre­dit­ver­ga­ben und ande­re Dienst­leis­tun­gen revo­lu­tio­niert. In solch einem Fall könn­te die Exis­tenz von Retail-Ban­ken ernst­haft in Fra­ge gestellt werden.

Was ist davon zu halten?

Ein Blick in die jün­ge­re Ver­gan­gen­heit zeigt zunächst ein­mal, dass die Ban­ken sich auch ange­sichts poten­zi­el­ler Worst Case – Sze­na­ri­en nicht aus der Ruhe brin­gen las­sen. In Fäl­len wie die­sen, gilt der Satz des Phi­lo­so­phen Rudolf Eucken, Vater des Öko­no­men Walt­her Eucken:

Gewiss, Kon­se­quen­zen und Wider­sprü­che kön­nen eine unwi­der­steh­li­che Gewalt über den Men­schen erlan­gen. Aber sie tun das nicht von der blo­ßen Logik aus. Kon­se­quen­zen kön­nen sehr nahe lie­gen und wer­den doch nicht gezo­gen, Wider­sprü­che mögen hand­greif­lich sein und wer­den doch nicht emp­fun­den[4]in: Geis­ti­ge Strö­mun­gen der Gegen­wart.

Sprich: Die Akteu­re sind durch­aus in der Lage, die Her­aus­for­de­rung zu erken­nen und sie wis­sen für gewöhn­lich auch, wel­che Schrit­te ein­ge­lei­tet wer­den müss­ten – das heisst aber noch lan­ge nicht, dass tat­säch­lich eine Ände­rung erfolgt. Dies hat meh­re­re – mensch­lich durch­aus nach­voll­zieh­ba­re – Grün­de. Zunächst ein­mal geht um die Inter­es­sen der han­deln­den Per­so­nen und ihrer Organisation…