Von Ralf Keuper

Greg Satell nimmt in sei­nem aktu­el­len Bei­trag Don’t Cha­se Uni­corns Mythen aufs Korn, die sich fest in unse­ren Köp­fen ver­an­kert haben, und die Art und Wei­se bestim­men, wie wir die Welt sehen – und was wir nicht sehen. 
Auch im Jahr 2014 bevöl­kern eini­ge Ein­hör­ner die Sze­ne. Als ein Bei­spiel für den weit ver­brei­te­ten Glau­ben an Fabel­we­sen bringt Satell die häu­fig zu ver­neh­men­de Über­zeu­gung, dass die tech­nik­af­fi­ne Gene­ra­ti­on XYZ die Art und Wei­se, wie wir Geschäf­te abwi­ckeln und die Gesell­schaft gestal­ten, revo­lu­tio­nie­ren wird. Nichts wird danach mehr so sein frü­her. Dem­ge­gen­über rät Satell zu gesun­der Skep­sis, da gewis­se Wert- und Ver­hal­tens­mus­ter sich als erstaun­lich bestän­dig erwie­sen hät­ten – und das gene­ra­tio­nen­über­grei­fend. Dass die jun­ge Gene­ra­ti­on tech­ni­schen Neue­run­gen gegen­über in der Regel auf­ge­schlos­se­ner ist als die älte­re, ist nicht neu und auch nicht ver­wun­der­lich. Bis­her habe sich immer noch der Trend bestä­tigt, dass die jun­ge Gene­ra­ti­on, sobald sie in die Jah­re kommt und gesetz­ter wird, ihre revo­lu­tio­nä­ren Ansich­ten ablegt und sich der Gene­ra­ti­on ihrer Eltern angleicht. Inso­fern sei dem Hype um The­men wie Social Media mit der gebüh­ren­den Skep­sis zu begegnen. 
Satell, der sonst nicht müde wird, die Vor­zü­ge der neu­en Tech­no­lo­gie, ins­be­son­de­re von Big Data zu beto­nen, argu­men­tiert hier fast schon kul­tur­pes­si­mis­tisch, was gewiss nicht sein Ziel ist. In einem der nächs­ten Bei­trä­ge will Satell sei­ne Posi­ti­on noch genau­er darlegen. 
Der Wer­te­wan­del voll­zieht sich in einer ande­ren Geschwin­dig­keit, als die tech­no­lo­gi­sche Ent­wick­lung. Wer­te­mus­ter kön­nen sich über Gene­ra­tio­nen hal­ten. Ein Punkt, den der Sam­mel­band Gab es den Wer­te­wan­del? Neue For­schun­gen zum gesell­schaft­li­chen Wan­del seit den 1960er Jah­ren genau­er beleuch­tet, wie aus der Rezen­si­on auf H‑Net hervorgeht. 
Dem­nach wäre es kurz­sich­tig zu glau­ben, dass die tech­no­lo­gi­sche Ent­wick­lung syn­chron zum Wer­te­wan­del ver­läuft. Sicher­lich wird die Digi­ta­li­sie­rung das Gesicht von Wirt­schaft und Gesell­schaft ver­än­dern; an eini­gen Stel­len kann es durch­aus zu Revo­lu­tio­nen kom­men. Inso­fern liegt der Wirt­schafts­his­to­ri­ker Kle­mens Ski­bicki rich­tig. Ins­ge­samt jedoch muss sich auch die Digi­ta­li­sie­rung in das Gesamt­ge­fü­ge, in den Wirt­schaft- und Bank­stil ein‑, nicht unter­ord­nen. Eine Ansicht, die ein ande­rer Wirt­schafts­his­to­ri­ker, Wer­ner Abels­hau­ser, wohl tei­len wird. 

Wei­te­re Informationen:

Misun­derstan­ding the millennials

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