Das europäische Bezahlsystem Wero will schaffen, was nationalen Lösungen, wie hierzulande paydirekt, nicht gelang – nämlich PayPal in die Schranken verweisen.
Wie stehen die Chancen?
Pro:
Ein wesentlicher Vorteil von Wero liegt in der Möglichkeit, Echtzeitüberweisungen direkt von einem Bankkonto zum anderen durchzuführen, ohne den Umweg über einen Drittanbieter. Dies reduziert potenzielle Sicherheitsrisiken und beschleunigt Transaktionen. Zudem wird Wero von einem Konsortium aus 14 europäischen Banken und zwei Zahlungsdienstleistern unterstützt, darunter große deutsche Institute wie Sparkassen, Deutsche Bank sowie Volks- und Raiffeisenbanken.
Diese breite Basis könnte eine schnelle Verbreitung begünstigen. Als europäisches System stärkt Wero die Souveränität im Zahlungsverkehr und bietet eine Alternative zu US-dominierten Anbietern. Die Nutzung ist einfach gestaltet: Für Überweisungen reichen Handynummer oder E‑Mail-Adresse des Empfängers, eine IBAN ist nicht erforderlich.
Contra:
Grenzüberschreitende Überweisungen sind vorerst nur zwischen Deutschland, Belgien und Frankreich möglich – und hier auch nur zwischen Kunden einiger weniger Banken. Erst ab 2026 sollen Zahlungen im stationären Handel angeboten werden. Zum Start bietet Wero daher nur begrenzte Funktionen im Vergleich zu etablierten Diensten wie PayPal und ist aktuell nur für Kunden bestimmter Banken in wenigen europäischen Ländern verfügbar. Das könnte sich als schwerer strategischer Fehler herausstellen. So viel Zeit bleibt im schnell sich wandelnden Online-Geschäft für gewöhnlich nicht[1]Kommentar: Wero – Hoffnungsträger oder Rohrkrepierer in spe?.
Überhaupt: 14 Banken in Europa sind nicht wirklich viel. Wero sei daher, so Thomas Kuhn in Europas Banken provozieren die nächste Bezahl-Blamage, “eine in Einsatzgebiet, Reichweite und Region limitierte Insellösung, die für einen Großteil der jeweils nationalen Kunden nicht nutzbar oder schlicht nicht attraktiv ist”.
Ausblick
Weros Erfolg wird davon abhängen, wie schnell es seine Funktionalität erweitern und eine breite Nutzerbasis aufbauen kann. Die starke Unterstützung durch europäische Banken und der Fokus auf Sicherheit und Effizienz könnten Wero jedoch zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für PayPal machen. Das waren jedoch auch die Argumente, die seinerzeit für paydirekt ins Feld geführt wurden. Entscheidend wird sein, ob der Handel bereit ist, Wero als weitere Zahlungsalternative anzubieten.
References