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In dem Beitrag Stablecoins: Fundamentals, Emerging Issues, and Open Challenges” liefern die Autoren Ahmed Mahrous, Maurantonio Caprolu und Roberto DiPietro eine umfassende Literaturanalyse zu Stablecoins, die deren komplexe ökonomische, technische und regulatorische Aspekte beleuchtet. Die Autoren haben 209 wissenschaftliche Arbeiten systematisch analysiert, um Forschungslücken zu identifizieren und einen strukturierten Überblick über dieses schnell wachsende Feld zu geben.
Wichtige Erkenntnisse und Analysen:
- Wachstum und Bedeutung: Stablecoins haben ein erhebliches Wachstum erfahren, mit einer Kapitalisierung von über 200 Milliarden US-Dollar im Januar 2025 und einem jährlichen Transaktionsvolumen von über 10 Billionen US-Dollar im Jahr 2023, das sich 2024 fast verdoppelt hat. Dieser Erfolg hat sowohl traditionelle Finanzinstitute als auch Regierungen (durch Zentralbank-Digitalwährungen, CBDCs) auf den Plan gerufen.
- Ökonomische Analyse: Preis- und Volumenkorrelation: Stablecoins weisen typischerweise eine geringe oder negative Korrelation mit anderen Kryptowährungen und traditionellen Vermögenswerten auf, insbesondere in Marktstresszeiten, was sie als sichere Häfen positioniert. Die Wirksamkeit variiert jedoch je nach Typ (z.B. Gold- oder USD-gedeckte Stablecoins). Die Auswirkungen von Stablecoin-Emissionen auf nicht-stabile Kryptowährungen sind umstritten, wobei einige Studien Manipulation vermuten, während andere keinen kausalen Zusammenhang finden.
- Einflussfaktoren: Makroökonomische Faktoren (z.B. Zinssätze), Blockchain-Transaktionsgebühren, Medienberichte und regulatorische Unsicherheiten beeinflussen Stablecoin-Märkte erheblich.
- Krisenreaktion: Stablecoins sind nicht immun gegen Volatilität während Marktkrisen, wobei die Auswirkungen von der Art der Stablecoins und der Krise abhängen. In schweren Krisen könnten Anleger traditionelle sichere Anlagen Stablecoins vorziehen.
- Nutzung und Adoption: Stablecoins werden zunehmend als Sicherheit auf DeFi-Kreditplattformen, für spekulativen Handel und für grenzüberschreitende Zahlungen genutzt. Faktoren wie Stabilität, vertrauenswürdige Reserven und Liquidität fördern die Adoption, während regulatorische Unsicherheit und technische Risiken diese behindern.
Technische Analyse:
- Design und Implementierung: Verbesserungen im Stablecoin-Design umfassen die Bindung an einen Währungskorb, die Verwendung physischer Diamanten als Sicherheit oder dynamische Anpassungen zur Abwehr spekulativer Angriffe. Neuartige Designs kombinieren oft risikoarme Stablecoins mit risikoreichen Sekundär-Tokens.
- CBDC-Design: Zentralbanken bevorzugen in der Regel erlaubnisbasierte/private Blockchains für CBDCs, um Kontrolle, Skalierbarkeit und Compliance zu gewährleisten. Die Interoperabilität mit bestehenden Finanzsystemen ist entscheidend. Es gibt einen Zielkonflikt zwischen Zentralbankaufsicht und Nutzervertrauen sowie zwischen Anonymität und rechtlicher Rechenschaftspflicht.
- Stabilisierungs- und Governance-Mechanismen: Nicht vollständig gedeckte Stablecoins nutzen algorithmische Mechanismen zur Angebots- und Nachfragesteuerung (z.B. Seigniorage-Anteile, Angebots-Rebasing). Die Governance erfolgt oft durch Abstimmungen von Token-Inhabern, wobei die Konzentration der Stimmrechte bei wenigen großen Inhabern ein Problem darstellt. Audits spielen eine wichtige Rolle für das Vertrauen, weisen aber noch Mängel auf.
- Fehleranalyse: Ursachen für Stablecoin-Ausfälle umfassen koordinierte Verkaufsangriffe, fehlerhafte Anreizsysteme und Deleveraging-Spiralen (z.B. der Terra-Luna-Kollaps). Die Auswirkungen solcher Ausfälle sind erheblich und können sich systemisch auf das gesamte DeFi-Ökosystem auswirken.
- Sicherheit und Datenschutz: Die Forschung zu Sicherheitsbedrohungen und Datenschutzbedenken bei Stablecoins und CBDCs ist noch begrenzt. Es besteht ein Kompromiss zwischen der Überwachung durch die Zentralbank und der Privatsphäre der Nutzer.
Regulatorische und politische Aspekte
- Regulierungsherausforderungen: Stablecoins erfordern grenzüberschreitende regulatorische Zusammenarbeit, um Regulierungsarbitrage und internationale Kriminalität zu bekämpfen. Die rechtliche Einstufung von Stablecoins in bestehenden Finanzberichtsstandards ist noch unklar.
- Monetäre Souveränität: Regulierungsbehörden, insbesondere in kleineren Volkswirtschaften, stehen vor der Herausforderung, die monetäre Souveränität angesichts der potenziellen Ersetzung nationaler Währungen durch Stablecoins zu wahren. Der Fall Libra verdeutlicht den regulatorischen Widerstand gegen private Stablecoin-Projekte.
Forschungslücken und zukünftige Richtungen:
Das Dokument hebt mehrere wichtige Forschungslücken hervor: mangelnde Studien zu Sicherheit und Datenschutz über konzeptionelle Ansätze hinaus, unzureichend untersuchte Governance-Mechanismen dezentraler Stablecoins, unzureichende Analyse historischer Stablecoin-Ausfälle (außer Terra-Luna und Iron Finance) und fehlende rigorose empirische Analysen zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Stablecoin-Adoption. Auch die Entwicklung robusterer Modelle zur Vorhersage von Stablecoin-Ausfällen und die Untersuchung von Manipulationsmechanismen sind wichtige Bereiche für zukünftige Forschung.
Die Autoren betonen die Notwendigkeit einer globalen regulatorischen Harmonisierung und einer tiefergehenden Untersuchung der Auswirkungen von Stablecoins auf die finanzielle Inklusion und die geopolitische Landschaft.
Insgesamt bietet das Papier eine wertvolle Synthese des aktuellen Wissensstands und dient als Leitfaden für zukünftige Forschungsanstrengungen in diesem dynamischen Bereich der digitalen Finanzen.