Von Ralf Keuper

Um das Jahr 2000 her­um wur­de in Schwe­den ein Kon­sor­ti­um, an dem die größ­ten schwe­di­schen Ban­ken betei­ligt waren, mit dem Ziel gegrün­det, eine all­ge­mei­ne eID zu ent­wi­ckeln, die für alle Arten von elek­tro­ni­schen Dienst­leis­tun­gen ver­wen­det wer­den kann. Das Kon­sor­ti­um wur­de 2002 in dem Unter­neh­men Fin­an­si­ell ID-Teknik BID AB recht­lich ver­an­kert. 2003 wur­de die ers­te BankID, wie das Pro­dukt genannt wur­de, ausgegeben.

Die BankID ist heu­te das mit Abstand meist genutz­te elek­tro­ni­sche Iden­ti­fi­ka­ti­ons­sys­tem in Schwe­den. Jede Bür­ge­rin und jeder Bür­ger ab 15 Jah­ren in Schwe­den ver­fügt über eine natio­na­le elek­tro­ni­sche Iden­ti­tät (eID). Damit sind 100 Pro­zent der geschäfts­fä­hi­gen Bevöl­ke­rung elek­tro­nisch erfasst. Die brei­te Nut­zung von eIDs bei pri­va­ten und staat­li­chen Diens­ten ist in Schwe­den wie auch in den ande­ren skan­di­na­vi­schen Län­dern eine Selbst­ver­ständ­lich­keit. So wer­den eIDs dort etwa ein­mal täg­lich genutzt. In Nor­we­gen und Schwe­den ist die Nut­zung der digi­ta­len Iden­ti­tät so all­täg­lich wie das Benut­zen einer Zahnbürste.

Ganz anders dage­gen in Deutsch­land und ande­ren EU-Län­dern, wo eine ver­gleich­ba­re Akzep­tanz und tech­ni­sche wie auch orga­ni­sa­to­ri­sche Rea­li­sie­rung – aus ver­schie­de­nen Grün­den – noch in wei­ter Fer­ne liegt.

Inso­fern wäre Hil­fe von jeman­dem, der weiß, wie es geht nicht ver­kehrt. Das hat man sich bei Finan­cial ID-Teknik BID AB als Betrei­ber der BankID auch gedacht. Dort prüft man die Mög­lich­keit, sein Fach­wis­sen auch ande­ren Län­dern anzu­bie­ten. Momen­tan arbei­tet die EU an der Schaf­fung einer euro­päi­schen digi­ta­len Iden­ti­tät, die in ganz Euro­pa gül­tig sein wird. BankID bie­tet sei­ne Platt­form nun ande­ren Län­dern inner­halb und außer­halb Euro­pas an, um Teil der euro­päi­schen digi­ta­len Brief­ta­sche zu wer­den[1]BankID initia­te inter­na­tio­nal stra­tegy.

Der für die­se Initia­ti­ve eigens ein­ge­stell­te Jonas Bränn­vall bring die Vor­zü­ge und die Grün­de für den Erfolg der BankID auf den Punkt: “Schwe­den ist ein­zig­ar­tig in der Art und Wei­se, wie es mit der Iden­ti­fi­zie­rung der Her­kunft umgeht. In eini­gen Län­dern gibt es ande­re Lösun­gen, aber sie sind nicht so weit ver­brei­tet und haben nicht die glei­che Markt­durch­drin­gung. Dank der schwe­di­schen Ban­ken, die seit jeher bei der Infra­struk­tur zusam­men­ar­bei­ten, ist es uns gelun­gen, in Schwe­den ein so effi­zi­en­tes und effek­ti­ves Öko­sys­tem zu schaf­fen. Jetzt wer­den wir unser Fach­wis­sen nut­zen und sehen, wie wir die Her­aus­for­de­run­gen für ande­re Län­der in Euro­pa meis­tern kön­nen. Dies ist eine ein­zig­ar­ti­ge Gele­gen­heit, Teil einer Wachs­tums­rei­se zu sein und ande­ren Län­dern auf der gan­zen Welt zu hel­fen, das Leben durch eine siche­re eID zu moder­ni­sie­ren und zu digi­ta­li­sie­ren”.

Hier­zu­lan­de sind die Ban­ken nicht wil­lens oder in der Lage, bei dem The­ma digi­ta­le Iden­ti­fi­zie­rung zu koope­rie­ren. Am poli­ti­schen Wil­len man­gelt es eben­falls – ein­heit­li­che Stra­te­gie: Fehl­an­zei­ge. Über­haupt fehlt in Deutsch­land das ent­spre­chen­de Öko­sys­tem, das für den Erfolg der skan­di­na­vi­schen ID-Lösun­gen eine ent­schei­den­de Rol­le spielt. So besteht das Öko­sys­tem der däni­schen NemID bzw. MTID aus den Ban­ken und staat­li­chen Insti­tu­tio­nen sowie über 400 pri­va­ten Unter­neh­men. Das und noch mehr nach­zu­le­sen im aktu­el­len Bank­stil-Markt­re­port “Ban­ken als ID-Dienst­leis­ter – Skan­di­na­vi­en als Vor­bild?”.

Kurz­um: Ohne Hil­fe von außen wird es wohl nicht gehen.

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