In dieser Woche ist Rolf E. Breuer, der von 1997 bis 2002 Vorstandssprecher der Deutschen Bank war, im Alter von 86 Jahren nach langer Krankheit verstorben. Er war der wohl letzte Vertreter der alten Deutschen Bank – Schule an der Spitze des Geldhauses[1]vgl. dazu: Die Generationen im Vorstand der Deutschen Bank. Seitdem hat sich das Bild der Bank in der Öffentlichkeit nicht zum Vorteil gewandelt.
Unter Breuer vollzog die Deutsche Bank mit der Übernahme von Bankers Trust den letzten Schritt hin zum Investmentbanking. Zum Verhängnis wurde ihm ein Fernseh-Interview, in dem er Zweifel an der Bonität der Kirch-Gruppe äußerte. Als Folge davon war er gezwungen, als AR-Vorsitzender der Deutschen Bank zurückzutreten. Nachdem die von ihm favorisierte Übernahme der London Stock Exchange durch die Deutsche Börse AG nicht zustande kam, musste er sein Mandat als AR-Vorsitzender der Deutschen Börse AG aufgeben. Das bittere Ende einer über Jahrzehnte überaus erfolgreichen beruflichen Karriere. In den Nachrufen werden seine Verdienste um den Finanzplatz Frankfurt hervorgehoben.
Breuer bekannte einmal, nur aus Verlegenheit und einem Mangel an Talent in anderen Berufsfeldern Banker geworden zu sein. “Mein Vater hätte gerne gewollt, dass ich Chemiker würde, weil er von diesem Berufszweig das größte Potenzial erwartete. Er hat mich mal in ein Praktikum geschickt und das hatte zum Ergebnis: kein Talent. Ich hatte keine Ausnahmebegabung: Ich war kein großer Musiker, der daraus hätte einen Beruf machen können. Auch zum Regisseur hat es trotz viel Lust und Engagement nicht gereicht. (…) So bin ich aus Not oder Zufall oder Verlegenheit Jurist geworden und Banker. Ich habe nach dem Abitur erst eine Banklehre gemacht, weil mein Vater auch eine gemacht hatte. Und das war schon die Deutsche Bank, so dass ich in meinem Leben nie einen anderen Arbeitgeber gehabt habe.”
Von einer Karriere bei einer Bank würde er mittlerweile dringend abraten, so Breuer[2]Ex-Deutsche-Bank-Chef: “Bank-Karriere? Ich würde abraten”.
Das wiederum hat Ähnlichkeit mit dem beruflichen Werdegang und den Erfahrungen eines seiner Vorgänger, Friedrich Wilhelm Christians. Dieser sollte auf Wunsch seines Vaters eigentlich einen seriösen Beruf, den eines Ingenieurs, ergreifen. Als Christians bei der Deutschen Bank anheuerte, sei dies für seine Familie ein Schock gewesen, so Christians.
Auf die Frage, ob er noch mal Vorstandssprecher der Deutschen Bank werden wollte, antwortete Christians: “In der Bank von früher? Sicher. Aber die gibt es ja leider nicht mehr. Und in der Bank von heute, mit all den Einzelkämpfern um mich herum? Nein, da brauche ich nicht lange nachzudenken. Nein, ich würde die Hände davon lassen” (in: Borschtsch, Banken, Beuys. F. Wilhelm Christians – Der erste deutsche Investmentbanker).
Von jemanden, der mit Rolf Breuer beruflich zu tun hatte, wurde er dem Verfasser als im Umgang ausgesprochen angenehm und – für einen Mann in seiner Position – zurückhaltend beschrieben[3]Freilich das ist Hörensagen, wirkt auf mich jedoch glaubhaft.
References
↑1 | vgl. dazu: Die Generationen im Vorstand der Deutschen Bank |
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↑2 | Ex-Deutsche-Bank-Chef: “Bank-Karriere? Ich würde abraten” |
↑3 | Freilich das ist Hörensagen, wirkt auf mich jedoch glaubhaft |