Von Ralf Keuper

Obschon in Ban­ken­krei­sen die Mei­nung noch weit ver­brei­tet ist, dass die Diens­te ihrer Insti­tu­te auch künf­tig noch gefragt sind, weil sie als Risi­ko­händ­ler und Wertauf­be­wah­rer unver­zicht­bar, ihre Exper­ti­se unver­gleich­lich und das Ver­trau­en der Kun­den noch immer hoch sei­en, las­sen sich die Anzei­chen nicht mehr über­se­hen, dass wir es im Ban­king mit einem Power Shift, einem Macht­be­ben bzw. einer Macht­ver­schie­bung zu tun haben.

Als ich vor zwei Jah­ren das Kon­zept der Stra­te­gi­schen Wen­de­punk­te von Andy Gro­ve auf die Ban­ken­bran­che über­trug, waren die ers­ten Warn­zei­chen kaum noch zu über­se­hen. Gro­ve riet Ver­tre­tern von Bran­chen, die sich auf einen stra­te­gi­schen Wen­de­punkt zube­we­gen, fol­gen­de Fra­gen zu stellen:

  • Ändert sich ihr Hauptkonkurrent?
  • Ändert sich etwas bei dem Haupt­an­bie­ter von Kom­ple­men­tär­pro­duk­ten? (Bran­chen­struk­tur)
  • Haben ihre Kol­le­gen und Mit­ar­bei­ter nicht mehr alles im Griff? d.h. haben Sie den Kon­takt zum Markt und den Kun­den verloren?

Wohl nur weni­ge in den Ban­ken wer­den Ein­spruch erhe­ben, wenn wir fest­stel­len, dass alle Fra­gen Stand heu­te mit Ja beant­wor­tet wer­den können.

Zwi­schen die Ban­ken und ihre Kun­den schie­ben sich die Neu­en Inter­me­diä­re, die­je­ni­gen also, wel­che die digi­ta­le Kun­den­schnitt­stel­le dominieren.

Par­al­lel dazu haben die Ban­ken es in den letz­ten Jah­ren ver­säumt, auf die Ver­än­de­run­gen in den Kern­be­rei­chen ihres Geschäfts, wie im Mobile/​Online Pay­ments, B2B und B2C, mit ent­spre­chen­den Ange­bo­ten zu reagie­ren. Statt­des­sen lie­gen sie hier hin­ter Apple, Sam­sung, Goog­le, Ali­baba und Pay­Pal weit zurück. Erschwe­rend kommt hin­zu, dass die Ban­ken ihre Digi­ta­le Sou­ve­rä­ni­tät ein­ge­büßt haben, d.h. sie sind tech­nisch (Betriebs­sys­te­me, Hard­ware) und orga­ni­sa­to­risch (Dis­tri­bu­ti­ons­ka­nä­le, Sozia­le Netz­wer­ke) auf die Neu­en Inter­me­diä­re bzw. die Digi­ta­len Öko­sys­te­me ange­wie­sen. Hin­zu kom­men noch zahl­rei­che Fin­tech-Start­ups, die die Ban­ken zwar nicht ernst­haft gefähr­den, ihnen aber emp­find­li­che Sti­che zufü­gen. Um sou­ve­rän, wie in der Ver­gan­gen­heit, auf die neu­en Mit­be­wer­ber reagie­ren zu kön­nen, fehlt den Ban­ken zum ers­ten Mal in ihrer Geschich­te die nöti­ge Schlag­kraft. Finan­zi­el­le Res­sour­cen allei­ne eben­so wie die enge Bezie­hung zu den Regie­run­gen rei­chen nicht mehr aus. Ihr Arm reicht nicht mehr weit genug.

Neue Model­le, neue Rol­len­defi­ni­tio­nen sind nötig, wie die des Digi­tal Iden­ti­ty Bro­kers. Hier könn­te der Aus­gangs­punkt für neue Geschäfts­fel­der lie­gen, über die die Ban­ken ihre Sou­ve­rä­ni­tät, zumin­dest aber Tei­le davon, zurück­ge­win­nen könnten.

Wei­te­re Informationen:

War­um ist das The­ma Digi­tal Iden­ti­ty für die Ban­ken erfolgskritisch?

Ban­king im Zeit­al­ter Digi­ta­ler Identitäten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert