Von Ralf Keuper
Mit dem Wochenende nähert sich auch das Jahresende. Dennoch möchte ich an dieser Stelle keinen Jahres‑, sondern “nur” einen Wochenrückblick geben.
Die meisten Meldungen stammten mal wieder aus dem Bereich Mobile Payments. Es scheint, als hätten wir es hier langsam mit einer Neuauflage von Michael Endes “Unendlicher Geschichte” zu tun. Nachdem Apple Pay im September das Startsignal gegeben hat, zaubern die Mitbewerber inzwischen eine Lösung nach der anderen aus dem Hut. An vorderster Front Apples härtester Rivale, Samsung. Der koreanische Konzern ließ verlauten, an einem eigenen mobilen Bezahldienst zu arbeiten. Währenddessen macht sich Vaughn Highfield Gedanken darüber, wie ein “Android Pay” aussehen könnte. Für PayPay verlief die Woche nicht ganz so erfreulich wie sonst. Nachdem bereits vor einigen Monaten der ehemalige Präsident David Marcus das Unternehmen in Richtung Facebook verlassen hatte, folgt nun der Global Strategy Chief, Stan Chudnovsky, seinem ehemaligen Chef nach. Schon damals tauchten Spekulationen auf, dass Marcus Facebook auf die Mobile Payments Welt vorbereiten werde. Diese haben nun neue Nahrung bekommen.
Apple Pay spaltet dagegen nach wie vor das Publikum. Auf der einen Seite nehmen die Meldungen zu, wonach sich die Lösung langsam durchzusetzen beginnt, und der Markteintritt in Europa schneller kommen könnte als gedacht, auf der anderen Seite glaubt Christof Lixenfeld zu wissen, dass Apple Pay für Deutschland keine Lösung ist.
Während in anderen Ländern, wie Österreich, Schweden, Norwegen und Polen die Kunden und Banken ihre Sicherheitsbedenken dem kontaktlosen, mobilen Bezahlen gegenüber überwunden haben, sind wir in Deutschland unverdrossen auf der Suche nach Gründen, warum es ausgerechnet bei uns, zumindest aber Apple Pay nicht geht.
Aus der deutschen FinTech-Startupszene ragen drei Meldungen hervor. Die DKB ist eine Kooperation mit Cringle eingegangen. Zusammen plant man eine App für P2P-Geldtransaktionen auf den Markt zu bringen. Der Mainincubator beschenkt sich kurz vor Weihnachten als Lead Investor für die aktuelle Finanzierungsrunde des B2B-Startups für semantische Echtzeit-Dokumentenanalyse Gini in gewisser Weise selbst. Mit Semantik und Echtzeit adressiert der Mainincubator einen Tehmenkomplex, der m.E. in den nächsten Jahren einen großen Einfluss auf das Banking haben wird. Eventure aus Berlin hat unterdessen mit FintechStars einen digitalen Partner für Kunden und Investoren an den Start gebracht.
Dass die größte Bedrohung der Banken mittlerweile von den Internetkonzernen bzw. den digitalen Ökosystemen ausgeht, zeigte sich diese Woche einmal mehr, als Tencent seinen Einstieg in das Bankgeschäft bekannt gab.
Der Chef von Barclays tat derweil kund, dass er die Universalbank alten Stils für ein Auslaufmodell hält.
Damit ist er schon deutlich weiter als zahlreiche Marktbeobachter, die nach wie vor keine allzu große Gefahr für das Geschäftsmodell der Banken zu erkennen glauben.
Neben der Digitalisierung besteht die größte Herausforderung im Banking künftig in der Medialisierung, was sich m.E. in den nächsten noch stärker als jetzt schon zeigen wird.
Wer werden sehen …