Von Ralf Keuper
In Zeiten, in denen Daten nicht mehr nur in den Datensilos der Banken und anderer Organisationen liegen, sondern zu einem Großteil im Netz verfügbar sind, ist der Informationsvorsprung der alten Platzhirsche unwiederbringlich dahin. Daten und daraus entstehende Informationen sind das neue “Öl” der Digitalmoderne. Die Mehrzahl der Informationen wird erst im Netz generiert, sog. unstrukturierte Informationen. Sie sind es vor allem, auf die sich die Begehrlichkeiten der “Datenkraken” richten. Auch die Banken erkennen allmählich, dass hier die neue Profitzone liegt. Die Profitzone folgt quasi den Daten.
Das allein reicht jedoch nicht. Benötigt werden Verfahren, Prozeduren, gemeinhin Algorithmen genannt, die aus den Daten Informationen machen. Der Kontext wird wichtig, d.h. die Bereitstellung weiterführender Informationen (Empfehlungen) während eines bestimmten durch den Kunden initiierten Vorgangs bzw. Geschäftsvorfalls. Die Semantik rückt in den Vordergrund.
Noch entscheidender sind jedoch die pragmatischen Informationen, diejenigen, die zum Handeln anleiten:
Der pragmatische Aspekt von Information zeigt sich dort, wo eine Nachricht oder ein Ereignis den Empfänger im weitesten Sinn verändert. Unter “Veränderung” soll hier sowohl jede strukturelle Veränderung des Empfängers als auch jede beim Empfänger hervorgerufene Bereitschaft für eine zielgerichtete Handlung verstanden werden (in: Bernd-Olaf Küppers. Der Ursprung Biologischer Information)
Für die Banken kann es m.E. im wesentlichen um die Semantische, und mehr noch, um die pragmatische Information gehen. Es ist schwer vorstellbar, dass die Banken in der Lage sind, das Wettrüsten mit Google, Baidu und anderen im Bereich “Big Data” zu gewinnen.
Das bedeutet weiter, dass die Banken ihre Rolle als Berater, als Trusted Advisor, Finanzdiplomaten, Consulting Financial Engineers (Jürgen Ponto) wahrnehmen müssen, d.h. die Kunden dabei zu unterstützen, die richtigen Entscheidungen zu treffen – auch aber nicht nur in finanziellen Fragen. Das betrifft in besonderer Weise den Aspekt der Datensicherheit, Data Privacy und Digital Assets. Den Kunden in die Lage zu versetzen, den Wert seiner Daten, seiner Digital Assets einschätzen zu können und als Ableitung daraus zu entscheiden, wer, wie und was mit seinen Daten machen kann und darf. Das ist die neue, in ständiger Bewegung befindliche, Profitzone.
Keine unwichtiger Punkt in Zeiten des Informationskapitalismus.
Weitere Informationen:
New Banking: Auf der Suche nach der verloren gegangenen Profit Zone