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Geld begeg­net uns täg­lich, meist ohne dass wir über sei­ne tie­fe­re Funk­ti­on nach­den­ken. Es ist mehr als Tausch­mit­tel oder Wertauf­be­wah­rung: Geld ist ein Medi­um, das Arbeit, Kom­mu­ni­ka­ti­on und gesell­schaft­li­che Ord­nung mit­ein­an­der ver­bin­det. In einer Zeit, in der digi­ta­le Tech­no­lo­gien fast jeden Lebens­be­reich durch­drin­gen, lohnt es sich, das Wesen des Gel­des neu zu betrachten.


Mar­shall McLuhan hat in Die magi­schen Kanä­le gezeigt, dass Geld ähn­lich wie Spra­che oder Schrift funk­tio­niert: Es spei­chert Arbeit, Kön­nen und Erfah­rung und über­setzt die Arbeit eines Berufs in die eines ande­ren. Ohne Geld wäre die kom­ple­xe Arbeits­tei­lung unse­rer Gesell­schaft kaum denk­bar. Mit der Elek­tri­fi­zie­rung und moder­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln wur­de Geld zuneh­mend zu einem digi­ta­len Infor­ma­ti­ons­me­di­um, das Arbeits­leis­tung oft nur noch in Form elek­tro­ni­scher Daten darstellt.

Sozio­lo­gisch betrach­tet erklär­ten Ste­fan Jen­sen und Jens Nau­mann, dass die Bedeu­tung eines Medi­ums auf der „Codie­rung“ von Hand­lun­gen beruht: Geld wird zum Sym­bol für Ver­fü­gungs­rech­te über Arbeit und Res­sour­cen. Es struk­tu­riert Wirt­schaft und Gesell­schaft und macht kom­ple­xe Abläu­fe ver­ständ­lich. Tal­cott Par­sons ergänzt, dass Geld und Märk­te nur dort funk­tio­nie­ren, wo Arbeits­tei­lung kom­plex genug ist und unter­schied­li­che gesell­schaft­li­che Berei­che mit­ein­an­der ver­bun­den wer­den. Geld ist also nicht nur öko­no­mi­sches Werk­zeug, son­dern auch ein Medi­um gesell­schaft­li­cher Ordnung.

Digi­ta­le Wäh­run­gen wie der digi­ta­le Euro zei­gen, wie Geld sich wei­ter­ent­wi­ckelt. Sie ermög­li­chen schnel­le, stan­dar­di­sier­te Zah­lun­gen, ver­bin­den ver­schie­de­ne gesell­schaft­li­che Berei­che und spie­geln die zuneh­men­de Ver­net­zung unse­rer Welt wider. Zugleich stel­len sie Fra­gen nach Kon­trol­le, Sicher­heit und indi­vi­du­el­ler Freiheit.

Fazit:

Geld ist mehr als Mit­tel zum Bezah­len. Es ist ein Medi­um, das Arbeit, Kom­mu­ni­ka­ti­on und gesell­schaft­li­che Ord­nung ver­mit­telt. Die Digi­ta­li­sie­rung ver­schiebt sei­ne Form, nicht sei­ne zen­tra­le Funk­ti­on. Digi­ta­le Wäh­run­gen wie der digi­ta­le Euro ver­deut­li­chen, dass Geld heu­te vor allem Infor­ma­ti­ons­me­di­um ist – ein Spie­gel der ver­netz­ten, kom­ple­xen Gesell­schaft, in der wir leben.


Quel­len:

Geld als Medi­um, oder: Die neue Infor­ma­ti­ons­be­we­gung (Mar­shall McLuhan)

Ban­ken im Sys­tem moder­ner Gesell­schaf­ten – Tal­cott Par­sons Reloaded

Der Form­wan­del des Tausch- und Zah­lungs­mit­tels “Geld” und sei­ne Aus­wir­kun­gen auf das Banking

Com­mit­ments: Medi­en­kom­po­nen­te einer öko­no­mi­schen Kul­tur­theo­rie? (online abrufbar)