Von Ralf Keuper

Nach Ansicht eini­ger Markt­be­ob­ach­ter haben die digi­ta­len Wäh­run­gen wie Bit­co­in das Poten­zi­al, das Ban­king zu revo­lu­tio­nie­ren. Ange­sichts der Mel­dun­gen, die sich inzwi­schen über­schla­gen, kann man sich der Eupho­rie nur schwer ent­zie­hen. Kaum ein Tag, an dem nicht von einer neu­en Koope­ra­ti­on oder Inno­va­ti­on berich­tet wird: Sei es die Pre­miè­re des welt­weit ers­ten ATM für Bit­co­in, die Ankün­di­gung des aus­tra­li­schen Auto­her­stel­lers Tom­car, Käu­fe in Bit­co­in zu akzep­tie­ren, die Gedan­ken­spie­le von eBay zum The­ma oder ganz aktu­ell die Mel­dung, dass das popu­lä­re bra­si­lia­ni­sche Wis­sen­schafts­ma­ga­zin Super­in­ter­es­san­te eine Bit­co­in Pay­wall kre­iert hat.

Bit­co­in fasst lans­gam Fuß in Deutschland

Auch in Deutsch­land gewinnt das The­ma Digi­ta­le Wäh­rung an Boden, wie die Bit­co­in-Kon­fe­renz zeigt, die kürz­lich in Köln statt­fand. Im ost­west­fä­li­schen Her­ford resi­diert die Bit­co­in Deutsch­land GmbH, auf deren Sei­te man Bit­co­ins kau­fen und ver­kau­fen kann.

Tech­nisch schwe­re Kost

Für den Nor­mal­ver­brau­cher ist das The­ma Digi­ta­le Wäh­rung noch sehr gewöh­nungs- und erklä­rungs­be­dürf­tig. Allein das Ver­ständ­nis über die tech­ni­schen Abläu­fe, die dafür sor­gen, dass Bit­co­ins erzeugt und in Umlauf gebracht wer­den kön­nen, erfor­dert ver­sier­te Kennt­nis­se über Ver­schlüs­se­lung, Netz­wer­ke, Rechen­leis­tun­gen und Algo­rith­men. Eine gute Über­sicht der ver­schie­de­nen Aspek­te, die es bei dem Ein­satz von Bit­co­ins zu berück­sich­ti­gen gilt, lie­fern Sor­ge und Krohn-Grim­berg­he in ihrem Bei­trag Bit­co­in: Eine ers­te Ein­ord­nung.

Risi­ken und Hindernisse 

Das größ­te Risi­ko geht, wie nicht anders zu erwar­ten ist, von tech­ni­schen Mani­pu­la­tio­nen aus. So ist es theo­re­tisch mög­lich, die sog. “Block­chain” zu mani­pu­lie­ren und dadurch Trans­ak­tio­nen umzu­lei­ten, wor­auf Sor­ge und Krohn-Grim­berg­he wie auch ein kürz­lich ver­öf­fent­lich­tes Paper der Cor­nell-Uni­ver­si­ty hin­wei­sen. Auf die Kri­tik des letzt­ge­nann­ten Papers geht ein Bei­trag auf Coin­Desk ein.

Chan­cen

Der Ein­satz digi­ta­ler Wäh­run­gen wie Bit­co­in bie­tet aller­dings auch vie­le hand­fes­te Vor­tei­le – sowohl aus Sicht des Han­dels wie auch der Kunden.

Sor­ge/­Krohn-Grim­berg­he u.a. nen­nen gleich mehrere:

  • Elek­tro­ni­sche Über­wei­sun­gen kön­nen mit Bit­co­ins zu deut­lich gerin­gen Kos­ten durch­ge­führt wer­den, als zu den bis­her übli­chen Gebüh­ren von 1% und mehr.
  • Wei­te­res Argu­ment ist die Irrever­si­bi­li­tät der Bitcoin-Transaktionen.
  • Die Tat­sa­che, dass eine zen­tra­le Instanz nicht benö­tigt wird, führt dazu, dass Trans­ak­tio­nen zwi­schen zwei Par­tei­en nicht von einer Drit­ten be- und ver­hin­dert wer­den können.
  • Kaum Betrugs­mög­lich­kei­ten /​ Fäl­schungs­si­cher

Ein Wer­muts­trop­fen ist aller­dings die unge­wöhn­lich lan­ge Trans­ak­ti­ons­dau­er, die in den ein­schlä­gi­gen Foren immer wie­der beklagt wird.

Lite­co­in

Ein wei­te­rer, bis­her aber weni­ger beach­te­ter Ver­tre­ter aus dem Bereich der digi­ta­len Wäh­run­gen ist Lite­co­in. Lite­co­in ist an das Bit­co­in-Pro­to­koll ange­lehnt, unter­schei­det sich von Bit­co­in aber dadurch, dass die ver­schie­de­nen Berech­nun­gen und Ver­schlüs­se­lun­gen effi­zi­en­ter arbei­ten und dadurch auf einem gewöhn­li­chen Rech­ner durch­ge­führt wer­den kön­nen. Damit ver­kürzt sich auch die Trans­ak­ti­ons­dau­er. Inzwi­schen gibt es bereits Spe­ku­la­tio­nen dar­über, ob Lite­co­in eine Revo­lu­ti­on im elek­tro­ni­schen Zah­lungs­ver­kehr aus­lö­sen könnte.

Chan­ce für die Banken?

Ein Bei­trag von Coin­Desk äußer­te sich kürz­lich gera­de­zu eupho­risch über die Mög­lich­kei­ten, die Bit­co­in den Ban­ken bie­tet. Die gro­ße Chan­ce liegt für die Ban­ken dem­nach dar­in, die Rol­le zu über­neh­men, die der eines Trus­ted Advi­sors recht nahe kommt. Auch im Han­del mit Bit­co­ins könn­ten die Ban­ken ihre Exper­ti­se ein­set­zen. Wie das aller­dings in der Pra­xis aus­se­hen soll, erwähnt der Bei­trag nicht. Ange­sichts des betont dezen­tra­len Ansat­zes von Bit­co­in und der unter­ge­ord­ne­ten Rol­le, die (Finanz-)Intermediäre dar­in über­neh­men, dürf­te es auch nicht ein­fach sein, hier ein trag­fä­hi­ges Geschäfts­mo­dell zu ent­wi­ckeln. Bei den gerin­gen Gebüh­ren ist an der Trans­ak­ti­on kaum etwas zu ver­die­nen, allei­ne, wenn man die Inves­ti­tio­nen in die tech­ni­sche Infra­struk­tur und die Aus­bil­dung der Mit­ar­bei­ter berück­sich­tigt. Der Han­del bzw. die Spe­ku­la­ti­on mit Bit­co­in birgt hohe Risi­ken. Auch sind die Schwan­kun­gen der Wäh­rung nicht zu unter­schät­zen. Inzwi­schen ist schon von einer “Bic­to­in-Bubble” die Rede (Vgl. dazu: Bit Gold & Lite-Gold: Kryp­to­Geld auf dem Vor­marsch?). Eben­so bleibt die Fra­ge der Regu­lie­rung zu klä­ren. Hier müs­sen die Ban­ken ihre Rol­le erst noch fin­den bzw. defi­nie­ren. Ins­ge­samt befin­den sich die gro­ßen Han­dels- und Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­un­ter­neh­men, Mobi­le Pay­ments-Anbie­ter wie Pay­Pal und IT-Kon­zer­ne wie Ama­zon, Apple und Goog­le der­zeit in einer deut­lich bes­se­ren Ausgangsposition.

Aus­blick

Dass digi­ta­le Wäh­run­gen künf­tig zum All­tag gehö­ren wer­den – für die­se Annah­me spricht eini­ges, sind sie doch in gewis­ser Hin­sicht eine logi­sche Kon­se­quenz der fort­schrei­ten­den Tech­ni­sie­rung im Ban­king, wie Volk­mar Muthe­si­us bereits im Jahr 1970 anmerkte:

Dem­nächst wer­den wir es viel­leicht erle­ben, dass das Buch­geld in sei­ner heu­ti­gen Form sei­ner­seits gewis­ser­ma­ßen abstirbt und ersetzt wird durch Daten­spei­cher, durch elek­tro­ni­sche Vor­gän­ge in Spei­cher­ge­rä­ten, womit ein wei­te­res Sta­di­um der Ent­stoff­li­chung, also einer spe­zi­el­len Art von Abs­trak­ti­on sich voll­zie­hen wird – wer ver­möch­te zu sagen, ob es das letz­te sein wird? .. Die Gehil­fen des Ban­kiers wer­den zu Tech­ni­kern, aus dem Buch­hal­ter mit dem Feder­kiel und der guten Hand­schrift wird der Ope­ra­tor des Com­pu­ters, der Pro­gram­mie­rer, der elek­tro­ni­sche Strö­me und Appa­ra­tu­ren wir­ken lässt: Das Com­mer­ci­um bedient sich die­ser tech­ni­schen Fort­schrit­te, es kommt ohne sie nicht aus. (in: Leis­tungs­fä­hi­ge deut­sche Ban­ken, 100 Jah­re Commerzbank)

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