Von Ralf Keuper

Dass die Ban­ken auf vie­len Tech­no­lo­gie­fel­dern den Anschluss ver­passt haben, lässt sich auch an ihren lang­jäh­ri­gen Zulie­fe­rern able­sen, wie den Her­stel­lern von Geld­au­to­ma­ten und elek­tro­ni­schen Kas­sen­sys­te­men. Das Geschäft berei­tet NCR und Die­bold Nix­dorf seit Jah­ren kaum noch Freu­de. Die “Kis­ten­schie­ber” sind – neben Kod­ak – ein Para­de­bei­spiel für das Innovator’s Dilem­ma. Zu lan­ge hat man das ver­än­der­te Kauf­ver­hal­ten und den Medi­en­wan­del igno­riert und geglaubt, man kön­ne sei­ne Gerä­te noch auf Jahr­zehn­te in den Schwel­len­län­dern abset­zen. Dabei sind es gera­de die Schwel­len­län­der wie Indi­en, die den Wan­del in die bar­geld­lo­se Gesell­schaft beson­ders ent­schlos­sen vorantreiben.

Hart­nä­ckig hat man sich bei Win­cor Nix­dorf gegen die Ein­sicht gesperrt, dass der Markt für die Her­stel­ler von Geld­au­to­ma­ten und Kas­sen­sys­te­men vor einer Kon­so­li­die­rung steht. Bis kurz vor der end­gül­ti­gen Über­nah­me durch Die­bold ließ man ver­lau­ten, es auch allei­ne schaf­fen zu können.

Ende letz­ter Woche muss­te Die­bold Nix­dorf sein Jah­res­ziel kor­ri­gie­ren und Spar­maß­nah­men ankün­di­gen. Statt 5 Mil­li­ar­den Dol­lar Umsatz erwar­tet man für das Jahr 2017 nur noch 4,7 bis 4,8 Mrd. Bereits im ers­ten Quar­tal muss­te der Kon­zern einen Ver­lust von 48,6 Mil­lio­nen Dol­lar mel­den. Der Vor­stands­chef Andy Mat­tes erklär­te, dass er über die­se schein­bar uner­war­te­te Ent­wick­lung sehr ent­täuscht sei …

Der Bank­au­to­mat befin­det sich bereist auf dem Rück­zug. An die­sem Wochen­en­de wur­de bekannt, dass die Deut­sche Bank in der Regi­on Ost­west­fa­len (ca. 2 Mio. Ein­woh­ner) nicht nur Filia­len schlie­ßen, son­dern auch SB-Ter­mi­nals abbau­en will. Begrün­det wird die Ent­schei­dung damit, dass die Kun­den im Schnitt ohne­hin nur ein­mal im Jahr die Filia­le auf­su­chen und ihre Bank­ge­schäf­te über­wie­gend online abwickeln.

Ein ähn­li­ches Schick­sal erwar­tet über kurz oder lang auch den Geld­au­to­ma­ten, der erst kürz­lich sei­nen 50. Geburts­tag beging.

In Zei­ten, in denen digi­ta­le Öko­sys­te­me und All-in-one Apps wie Ali­pay oder WeChat, und dem­nächst Apple Pay, den Nut­zern den Bezahl­vor­gang so ange­nehm wie mög­lich gestal­ten, wir­ken Geld­au­to­ma­ten, die meh­re­re Ton­nen wie­gen, wie aus der Zeit gefal­len. Für das kon­takt­lo­se Bezah­len an der Kas­se wer­den dem­nächst nur noch schlan­ke Sys­te­me benö­tigt, für deren Her­stel­lung Die­bold Nix­dorf und NCR kaum noch gebraucht wer­den; das kön­nen ande­re schnel­ler und güns­ti­ger – man den­ke nur an Foxconn.

Wie das Bei­spiel Pay­di­rekt zeigt, sind die Zei­ten geschlos­se­ner Sys­te­me, in denen die Rol­len klar ver­teilt waren – hier die Ban­ken – da die Zulie­fe­rer – vor­bei. Heu­te kon­kur­rie­ren die Ban­ken mit Unter­neh­men, die Content/​Entertainment, Logis­tik, Zah­lungs­ver­kehr, Hard­ware und Soft­ware aus einer Hand anbie­ten kön­nen. Das ist der ent­schei­den­de Unter­schied. Die­bold Nix­dorf bekommt die­sen Wan­del als Ers­ter zu spüren.

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