Von Ralf Keuper

Es sieht ganz so aus, als wür­de Euro­pa auch den nächs­ten Ent­wick­lungs­schritt des Inter­net ver­pas­sen. Wäh­rend Face­book mit Libra/​Calibra ein glo­ba­les Zah­lungs­sys­tem plant, deren Kern die digi­ta­len Iden­ti­tä­ten der Nut­zer bil­den, und die chi­ne­si­sche Regie­rung im Gegen­zug den Rem­nin­bi digi­ta­li­sie­ren will, fällt Euro­pa durch Zurück­hal­tung auf. Dane­ben hat eine der größ­ten Kryp­to­bör­sen der Welt, Binan­ce, ange­kün­digt, eine Block­chain-Platt­form für Sta­b­le­co­ins zur Markt­rei­fe zu bringen. 

In Deutsch­land und Euro­pa dage­gen, so Phil­ipp Sand­ner in Prio­ri­tä­ten für Euro­pa und Deutsch­land: Der Euro muss auf die Blockchain—Identitäten eben­falls herrscht auf die­sem Gebiet weit­ge­hend Stillstand. 

Die digi­ta­len Iden­ti­tä­ten von Men­schen, Orga­ni­sa­tio­nen und Gerä­ten müs­sen geschützt wer­den und gehö­ren wegen ihrer her­aus­ra­gen­den Bedeu­tung für die Wirt­schaft und Gesell­schaft auf die Blockchain:

In Zukunft wer­den Gel­der zwi­schen Men­schen, Fir­men und Maschi­nen trans­fe­riert wer­den. Wenn im Jahr 2025 mehr als 20 Mil­li­ar­den Gerä­te mit dem Inter­net ver­bun­den sein wer­den und ein Teil die­ser Gerä­te beginnt, am Zah­lungs­ver­kehr teil­zu­neh­men, wird nicht nur eine kom­plett neue (mög­li­cher­wei­se dezen­tra­le) Zah­lungs­in­fra­struk­tur erfor­der­lich sein. Men­schen, Orga­ni­sa­tio­nen und Maschi­nen müs­sen mit ihren Iden­ti­tä­ten auf Block­chain-Sys­te­men regis­triert sein. 

Wei­ter­hin for­dert Sand­ner, den Euro auf die Block­chain zu brin­gen. Sand­ner nennt eini­ge euro­päi­sche Start­ups, die bereits dar­an arbei­ten, wie Finbc und Mon­e­ri­um. Im Bereich Iden­ti­ty of Things sind Sphe­ri­ty, weeve, das evan.network und orbi­ter­chain zu nen­nen eben­so wie die Inter­na­tio­nal Data Space Asso­cia­ti­on mit ihrem IDS-Conenctor. 

Soll­te es den USA und Chi­na gelin­gen, die glo­ba­le Hoheit über die Digi­ta­len Iden­ti­tä­ten zu erlan­gen bzw. hier Stan­dards zu schaf­fen und dane­ben noch eige­ne Kryp­to­wäh­run­gen mit welt­wei­ter Ver­brei­tung zu eta­blie­ren, dann hat das irgend­wann auch Aus­wir­kun­gen auf die deut­sche und euro­päi­sche Wirt­schaft und Gesell­schaft. Die Bestre­bun­gen im Bereich digi­ta­le Iden­ti­fi­zie­rung, das kann nicht oft genug betont wer­den, machen vor dem B2B-Sek­tor gewiss nicht halt. Das Sozi­al­kre­dit­sys­tem Chi­nas, dem sich dem­nächst womög­lich auch aus­län­di­sche Unter­neh­men anglie­dern müs­sen, lie­fert nur einen Vorgeschmack. 

An Initia­ti­ven, Ideen und Start­ups fehlt es nicht. Wohl aber an dem gemein­sa­men Wil­len in Euro­pa, auf die Her­aus­for­de­run­gen im Bereich Block­chain, Iden­ti­ty, IoT/​IIoT und Pay­ments mit einer Lösung zu ant­wor­ten, die der Bedeu­tung Euro­pas als Lebens- und Wirt­schafts­raum gerecht wird. Nicht alles, was aus den USA und Chi­na kommt, muss kopiert wer­den. Ob Libra ein Erfolg wird oder über­haupt an den Start geht, ist unge­wiss. Die Plä­ne der chi­ne­si­schen Regie­rung sind dage­gen schon erns­ter zu neh­men, da Chi­na dafür bekannt ist, lang­fris­tig zu den­ken und zu agie­ren und die Plä­ne dann auch umzusetzen. 

Zuerst erschie­nen auf Iden­ti­ty Economy