Von Ralf Keuper
Auf sei­nem Blog Die wun­der­ba­re Welt der Wirt­schaft wägt egg­hat in dem Bei­trag Post-Mt.Gox: Was nun, Bit­co­ins? Rei­ni­gen­des Gewit­ter oder Anfang vom Ende? die ver­schie­de­nen Argu­men­te sorg­fäl­tig gegen­ein­an­der ab, die für oder gegen eine Fort­set­zung der Bit­co­in-Sto­ry sprechen. 
Dar­in kommt egg­hat zu einer ins­ge­samt vor­sich­tig opti­mis­ti­schen Pro­gno­se. Aller­dings ist die­se, wie er ein­räumt, an bestimm­te Bedin­gun­gen geknüpft. Gegen Ende sei­nes Bei­trags schreibt er: 
Lang­fris­tig glau­be ich, dass die Gefahr für Bit­co­ins nicht vom Kern – der Block­chain – aus­geht. Aus dem Öko­sys­tem könn­ten hin­ge­gen mit­tel­fris­tig noch ein paar Ein­schlä­ge kom­men, es ist aller­dings unwahr­schein­lich, dass der Feh­ler noch ein­mal so groß (und so ein­fach) sein wird wie bei MtGox.
Die wirk­li­che lang­fris­ti­ge Gefahr ist eine ande­re: Das Kon­glo­me­rat aus Staat, Noten­ban­ken und der Finanz­sek­tor. Denen geht es im alten Sys­tem näm­lich präch­tig. Und sie wür­den jede Men­ge Macht abge­ben, wenn sich Bit­co­ins breit durch­set­zen und klas­si­sche Wäh­run­gen ver­drän­gen wür­den. Aber über die­se Gefahr habe ich ja schon mal was geschrie­ben … Schnappt jetzt die Regu­lie­rungs­falls für Bit­co­ins zu?

Die Argu­men­ta­ti­on ist plausibel. 

Trotz­dem tei­le ich sei­nen (vor­sich­ti­gen) Opti­mis­mus so nicht. 

In sei­ner jet­zi­gen Form hat Bit­co­in m.E. kaum eine Über­le­bens­chan­ce. Selbst wenn die tech­ni­schen Pro­ble­me voll­stän­dig besei­tigt wer­den könn­ten, wer­den sich die z.T. hoch­ge­züch­te­ten Erwar­tun­gen (Demo­kra­ti­sie­rung, Trans­pa­renz) nur noch sehr schwer erfül­len las­sen. Dafür ist schon jetzt zu viel Ideo­lo­gie und Spe­ku­la­ti­on mit im Spiel. 
Eher glau­be ich, dass auf Dau­er eine ande­re digi­ta­le Wäh­rung (oder meh­re­re) den Platz von Bit­co­in ein­neh­men wird, die aus den Feh­lern von Bit­co­in die rich­ti­gen Kon­se­quen­zen zieht. Es ste­hen ja schon genü­gend bereit. Aller­dings wird es noch eini­ge Zeit brau­chen, bis das Wirt­schafts- und Bank­sys­tem die nöti­gen Vor­aus­set­zun­gen geschaf­fen hat, ohne die auch eine digi­ta­le Wäh­rung nicht exis­tie­ren kann. Das muss nicht zwangs­läu­fig in einer Regu­lie­rungs­wut enden. Ohne ver­bind­li­che Regeln wird es jedoch nicht funk­tio­nie­ren
Kurz­um: Stand heu­te hal­te ich Bit­co­in, nicht aber digi­ta­le Wäh­run­gen, nur für eine vor­über­ge­hen­de Erschei­nung. Bit­co­in hat­te die Funk­ti­on eines Weg­be­rei­ters – immer­hin. Der Hoff­nungs­trä­ger ver­lässt die Büh­ne. Auch die­ser Kai­ser war dann bei nähe­rer Betrach­tung nackt. 

Nach­trag: 

Es spricht viel dafür, dass auch Zah­lungs- und/​oder Tausch­mit­tel dem sog. Perel­man­schen Träg­heits­prin­zip unter­lie­gen, denn: 

Dass genau­so gute Grün­de für eine neue Lösung wie für die über­lie­fer­te spre­chen, reicht nicht aus. Die Grün­de für die neue Lösung müs­sen so gut sein, dasss sie nicht nur die neue Lösung, son­dern auch den Bruch mit der Trad­ti­ti­on recht­fer­ti­gen. Es gilt also das Per­lem­an­sche Träg­heits­prin­zip. Der­je­ni­ge, der eine neue Lösung vor­schlägt, trägt die Argu­men­ta­ti­ons­last. (in: Robert Ale­xy: Theo­rie der juris­ti­schen Argumentation) 

Schaut man sich die letz­ten Aktua­li­sie­run­gen bei egg­hat an, dann hat das schon etwas vom “Pfei­fen im Wal­de” oder schlicht “Selek­ti­ver, ideo­lo­gisch ver­zerr­ter Wahr­neh­mung”. Als wäre es letzt­lich nur ein tech­ni­sches, ein “Mal­lea­bi­li­ty-Pro­blem” bzw. ein “Hacker-Pro­blem”.   

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