Von Ralf Keuper
Die Finanzkrise 2007/2008 ist für viele Beobachter vorwiegend auf die Anreizsysteme der Banken zurückzuführen, die das Eingehen unkalkulierbarer Risiken (übersteigerte Risikobereitschaft) fördern. Sollten die Risiken dann tatsächlich schlagend werden und Millionen-Verluste entstehen, haben die Banker kaum finanzielle Nachteile zu befürchten. Dennoch sind Bonuszahlungen für viele unverzichtbar, da anderenfalls die Talente die Bank verlassen würden. Ein Argument, das (nicht nur) auf Joseph Stiglitz keinen Eindruck macht:
Im Finanzsektor wird ein Großteil der Gesamtvergütung in Form von Boni bezahlt, die an die erwirtschafteten Erträge (Gebühreneinnahmen) gekoppelt sind. Befürworter dieser Vergütungssysteme behaupten, sie motivieren Führungskräfte dazu, ihr Leistungspotenzial auszuschöpfen. Dieses Argument ist nicht stichhaltig, weil Führungskräfte Mittel und Wege finden, sich auch dann, wenn ihre Firma nicht gut dasteht, eine hohe Vergütung zu sichern. Es zeigt sich, dass zwischen Leistung und Vergütung nur ein geringer Zusammenhang besteht, eine Tatsache, die dadurch belegt wird, dass leitende Angestellte von Unternehmen mit Rekordverlusten Boni in Höhe von etlichen Millionen Dollar erhalten. Einige Firmen fingen sogar so weit, die Bezüge ihrer leitenden Angestellten umzubenennen: statt von Leistungsprämien sprach man jetzt von Halteprämien. Kurz und gut: Die leitenden Angestellten erhalten unabhängig vom Unternehmenserfolg eine hohe Gesamtvergütung (in: Im freien Fall. Vom Versagen der Märkte zur Neuordnung der Weltwirtschaft)
Eine der wenigen Banken, die auf Anreizsysteme verzichtet, ist die schwedische Handelsbanken. Die Bank überstand die Finanzkrise unbeschadet (Vgl. dazu: New Banking: Svenska Handelsbanken). Vor wenigen Tagen wurde Handelsbanken in Bessere Banken – ohne Bonus erneut lobend erwähnt. Darin wird auf den Beitrag Imagine a World with No Bank Bonuses Bezug genommen.
Ob das Beispiel Handelsbanken – trotz des Erfolges – Nachahmer finden wird .…?