Von Ralf Keuper
Über die Bezie­hung zwi­schen den Ban­ken und Fin­Tech-Start­ups wird seit eini­ger Zeit leb­haft debat­tiert. Soll eine Bank die Nähe zu Fin­Tech-Start­ups suchen, oder sie als ner­vi­ge “digi­ta­le Stö­rer”, wie läs­ti­ge Flie­gen, igno­rie­ren? Ande­rer­seits: Soll ein Fin­Tech-Start­up sich als Wett­be­wer­ber oder als Koope­ra­ti­ons­part­ner der Ban­ken positionieren?
Dirk Els­ner glaubt die Ant­wort gefun­den zu haben. In Ban­ken las­sen sich mit digi­ta­len Stö­rern ein, zeigt er sich gewohnt zuver­sicht­lich, dass die Ban­ken die “digi­ta­len Stö­rer” auf Dau­er in die Schran­ken wei­sen wer­den, auch, sofern unum­gäng­lich, durch Koope­ra­tio­nen. Über­haupt befän­den sich die Ban­ken bereits in der Aufwachphase. 
Aha … 
Zu die­sem Bild passt weni­ger, dass die Deut­schen Ban­ken erst gegen Ende nächs­ten Jah­res eine eige­ne Bezahl­lö­sung als Ant­wort auf Pay­Pal prä­sen­tie­ren wol­len, so der Plan denn auf­geht. Unter­des­sen schaf­fen Yapi­tal und ande­re “Digi­ta­le Stö­rer” Fakten. 
Die wirk­li­chen “Digi­ta­len Stö­rer” sind ande­re. Und zwar die Digi­ta­len Öko­sys­te­me, wie sie Apple, Goog­le, Ten­cent, Bai­du, Pay­Pal, Ali­baba, face­book und ande­re der­zeit errich­ten. In ähn­li­cher Wei­se äußert sich Tho­mas Dapp in Fin­tech – Die digi­ta­le ®evo­lu­ti­on im Finanz­sek­tor .Algo­rith­men­ba­sier­tes Ban­king mit human touch. Dar­in schreibt Dapp u.a.:

Nach wie vor ist es aber auch so, dass der Groß­teil der inno­va­ti­ven Bezahl­ideen aus dem Nicht-Ban­ken­sek­tor erfolgt und nicht aus dem Finanz­sek­tor selbst. Es sind vor allem die digi­ta­len Öko­sys­te­me, die Kre­dit­kar­ten­an­bie­ter, Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­an­bie­ter und vie­le Start-Ups sowie Nischen­an­bie­ter, die im Bereich mobi­ler Zah­lungs­ver­kehr mit inno­va­ti­ven Lösun­gen expe­ri­men­tie­ren und ers­te Bewäh­rungs­pro­ben im Markt erfolg­reich bestehen. Gera­de die gro­ßen Inter­net-Platt­for­men mit ihren umfang­rei­chen Kun­den­reich­wei­ten rüs­ten merk­lich auf. Um den inzwi­schen 1,3 Mil­li­ar­den Nut­zern von Face­book ein glo­ba­les „Micro­pay­ment-Sys­tem“ anzu­bie­ten, benö­tigt das Unter­neh­men eine E‑MoneyLizenz, die lt. Medi­en­be­rich­ten in Irland bereits bean­tragt wur­de. Damit wäre Face­book in der Lage, inner­halb sei­ner Zäu­ne einen vir­tu­el­len Zah­lungs­dienst anzu­bie­ten. Die­ser ermög­licht den Nut­zern einer­seits, Gel­der unter­ein­an­der zu trans­fe­rie­ren, und ande­rer­seits, die zahl­rei­chen Face­book-Reprä­sen­tan­zen (Restau­rants, Ein­zel­händ­lern, Kinos, etc.) zu nut­zen, um mit einer face­book­ei­ge­nen Wäh­rung (z.B. Face­book Cre­dits) diver­se Pro­duk­te und Diens­te zu konsumieren.

Kaum ein Tag ver­geht, an dem nicht von einer Bank berich­tet wird, die bereit ist, Apple Pay zu unter­stüt­zen. Es ist nur eine Fra­ge der Zeit, bis der Mobi­le Bezahl­dienst in Deutsch­land ankommt. Mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit vor Ende 2016. 
Und das alles soll die Ban­ken unbe­rührt las­sen? Wir müs­sen nur etwas digi­ta­ler wer­den und die eine oder ande­re Koope­ra­ti­on ein­ge­hen, die unser Front End ein wenig auf­hübscht – dann läuft das schon, dazu noch ein paar Ein­grif­fe in die Middleware?
Das wird so nicht funk­tio­nie­ren, dafür hat sich der Markt schon jetzt zu sehr gewan­delt. Die ver­än­der­te Medi­en­nut­zung ver­langt nach mehr, als nur nach kos­me­ti­schen Ein­grif­fen an der Ober­flä­che. Solan­ge die Geschäfts­mo­del­le und die Kul­tur der Ban­ken sind nicht von Grund auf ändern, han­delt es sich ledig­lich um Neu­en Wein in alte Schläu­che – das wird auch hier nicht den gewünsch­ten Erfolg brin­gen. Mit­tels digi­ta­ler Trans­for­ma­ti­on die Welt von Ges­tern kon­ser­vie­ren zu wol­len, ist vergeblich. 

Die Neu­en Rea­li­tä­ten im Ban­king las­sen sich nicht mehr län­ger ignorieren. 

Wei­te­re Informationen:

Zah­lungs­ver­kehr: Spar­kas­sen zu sorglos?

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