Von Ralf Keuper
Vor wenigen Tagen verstarb leider viel zu früh der Internetvordenker Peter Kruse. In einem seiner letzten Interviews erläuterte er die Ergebnisse seiner Forschungen um das “Kulturelle Feld”. Darin geht es u.a. um die Wirkung sog. kultureller Dynamiken, die sich laut Kruse deutlich langsamer entwickeln, als z.B. Einstellungen, die individueller Natur sind.
Kruse sagt:
Die Möglichkeitsräume der Zukunft werden definiert durch die kulturellen Dynamiken von heute. … Zukunft ist nicht messbar. Basta. Zukunft ist etwas, was erst passiert. Aber Werträume, oder Kulturräume, die heute ihre Dynamik entfalten, sind, wenn man so will, bestimmend für das Handeln der Menschen auch Morgen, weil die sich eben nicht so schnell ändern. Die haben den Auftrag zu stabilisieren.
Kruse räumt in dem Gespräch selber ein, dass diese Sichtweise Ähnlichkeiten mit esoterisch angehauchten Ansätzen hat, wie dem der morphogenetischen Felder, der u.a. von Friedrich Cramer heftig kritisiert wurde. Abseits mystischer Spekulationen, halte er den Begriff des Kulturellen Feldes jedoch für eine brauchbare Arbeitshypothese, die in der Praxis, so Kurse, schon erstaunlich oft bestätigt wurde.
Wir lassen es dahin gestellt, ob es sich bei Kruses Ansatz um mehr als “nur” eine Analogie handelt.
Eine mögliche Fragestellung, die sich daraus für Banken ergibt, wäre, in was für einem Kulturellen Feld sie sich derzeit bewegen, welche Dynamiken hier wirken, und was für Möglichkeitsräume für die Zukunft sich daraus ergeben? Welche Werte zählen heute, wie Sicherheit und Vertrauen und welche könnten morgen an ihre Stelle treten oder sie ergänzen, dominieren, wie Komfort, Schnelligkeit und direkte Interaktion? Was folgt heute daraus? Gibt es Anbieter, die diesem Bedarf, Anforderungsprofil schon heute besser entsprechen? Welche Maßnahmen müssten heute getroffen werden, um im Kulturellen Feld von morgen noch eine Rolle spielen zu können?