Bislang konnte die Einführung von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel in El Salvador die Erwartungen nicht erfüllen. Letztlich ist es ein fataler Fehlschlag, der die Kreditwürdigkeit des Landes auf Ramschniveau gebracht hat, so Steven Hanke und Caleb Hofmann in The Verdict Is in for El Salvador’s Bitcoin Experiment: It Failed[1]Vgl. dazu: El Salvador Had a Bitcoin Revolution. Hardly Anybody Showed Up.
Am 7. September 2021 erließ der Präsident von El Salvador, Nayib Bukele, ein bis heute in der Bevölkerung umstrittenes “Bitcoin-Gesetz”. Damit wurde Bitcoin zum gesetzlichen Zahlungsmittel. Die salvadorianische Regierung brachte die “Chivo Wallet” heraus, die Transaktionen in Bitcoin erleichtern sollte. Die Salvadorianer wurden ermutigt, die App herunterzuladen. Wenn sie dies taten, erhielten sie ein Geschenk in Höhe von 30 Dollar. Laut Präsident Bukele sollte das Gesetz die Kosten für Überweisungen nach El Salvador senken und die finanzielle Inklusion des Landes verbessern.
Die Bezeichnung des Bitcoin-Gesetzes als “gesetzliches Zahlungsmittel” sei irreführend. Tatsächlich sei das Bitcoin-Gesetz ein “Zwangsgeld”-Gesetz. Artikel 7 des Gesetzes besagt, dass “jeder Wirtschaftsakteur Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren muss, wenn er von demjenigen angeboten wird, der eine Ware oder eine Dienstleistung erwirbt”. Trotzdem hatte die Einführung des “Zwangsgelds” keinen durchschlagenden Erfolg, da sich die meisten salvadorianischen Unternehmen – 80 Prozent – weigern, Bitcoin als Tauschmittel zu akzeptieren.
Die von Bukele in Aussicht gestellte Reduzierung der Transaktionskosten für Überweisungen blieb aus. “Nach Angaben der Weltbank sind die Kosten für herkömmliche Überweisungen in El Salvador die niedrigsten in ganz Lateinamerika und die sechstniedrigsten in der Welt. Es überrascht nicht, dass ein Arbeitspapier des National Bureau of Economic Research herausfand, dass im Februar 2022 nur winzige 1,6 Prozent der nach El Salvador gesendeten Überweisungen über Bitcoin empfangen wurden”[2]Vgl. dazu: El Salvador: Hugo statt Bitcoin.
Seit September 2021 hat El Salvador mehr als 100 Millionen Dollar an Staatsgeldern für den Kauf von 2.381 Bitcoins bereitgestellt. Diese Bitcoins sind jetzt etwa 48 Millionen Dollar wert. Das höhere Risikoprofil El Salvadors hat zu einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit geführt. So haben in den letzten sechs Monaten Moody’s, S&P und Fitch das Rating von El Salvadors Staatsschulden auf den spekulativen Bereich (Junk) herabgestuft[3]Vgl. dazu: El Salvadors Bitcoin-Experiment vor dem Scheitern?. Seit der Einführung des Bitcoin-Gesetzes im September 2021 ist der Kurs der salvadorianischen Staatsanleihe, die im Jahr 2025 fällig wird, um 48 Prozent eingebrochen. Bloomberg Economics führt El Salvador inzwischen als das Land in Lateinamerika an, das am wahrscheinlichsten seine Schulden nicht mehr bedienen kann.
References