Von Ralf Keuper
Seit Jahren bekommen die Banken von verschiedenen Seiten zu hören, dass sie ihre Kernbankensysteme dringend erneuern müssen, wenn sie mit der rasanten technologischen Entwicklung im Banking Schritt halten wollen. In einigen Ländern, wie Australien, ist darüber fast schon so etwas wie ein Glaubenskrieg entbrannt. Dort stehen sich die IT-Strategien der Commenwealth Bank of Australia (CBA) und der ANZ Banking Group gegenüber.
Für Aufsehen sorgte die Commenwealth Bank mit der Einführung ihres neuen Kernbankensystems, das eine Transaktionsverarbeitung in Echzteit ermöglicht. Nicht ohne Grund sieht sich die CBA seitdem als Technologieführer im australischen Bankenmarkt. Die Verantwortlichen der ANZ Bank wenden dagegen ein, dass inzwischen ein zu großer Wert auf die Kernbankensysteme gelegt wird. Zwar habe ein den modernsten technologischen Anforderungen entsprechendes Kernbankensystem unbestreitbare Vorteile, entscheidend seien jedoch die darüber liegenden IT-Schichten, die eine flexible Anpassung der Systeme an die Anforderungen im Front End ermöglichen, wie z.B. im Bereich Mobile Banking. Philip Chronican von der ANZ weist in dem Zusammenhang auf den großen Erfolg des PFM-Tools ANZ Money Manager hin, das bei den Kunden auf breite Resonanz stösst und führend am australischen Markt ist.
Ihre Suche nach Inspirationen für das Banking der Zukunft führte die Verantwortlichen der ANZ ins Silicon Valley. Dort trafen sie mit Vertretern von Google, Cisco, Apple u.a. zusammen, um über die neuesten Entwicklungen im Bereich Social Media, Mobile Payments u.a zu sprechen. Den Verantwortlichen der ANZ wurde dabei klar, dass eine Bank ihrer Größenordnung nicht mit der Agilität von Startups konkurrieren kann und versuchen muss, ihren eigenen Weg zu gehen. Derzeit ist die Bank dabei, eine digitale Plattform für das Mobile Banking mit konsistentem Erscheinungsbild zu implementieren.
Probleme bereitet in Australien derzeit noch die Verbreitung NFC-gestützter Bezahldienste. Hier sind die Kosten für die Händler derzeit zu hoch, so dass für sie kaum ein Anreiz besteht, mobile Transaktionen zu unterstützen, insbesondere bei Kleinbeträgen. Solange es bei den Kosten bleibt, wird sich an der Situation wenig ändern.
Alles in allem sieht sich die ANZ bestens positioniert, um im Bereich Mobile Payments ein gewichtiges Wort mitreden zu können.
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