Von Ralf Keuper

In den Medi­en wird in letz­ter Zeit inten­siv über das Für und Wider von Ban­ken­fu­sio­nen dis­ku­tiert. Neu­en Schwung bekam die Debat­te durch die Mel­dun­gen bzw. Gerüch­te, wonach man bei der Deut­schen Bank mit dem Gedan­ken spie­le, die Com­merz­bank zu über­neh­men.

Die Kom­men­ta­re dar­auf blie­ben nicht aus:

Es über­wie­gen nach mei­nem Ein­druck die Zwei­fel, ob eine Fusi­on zwi­schen der Deut­schen Bank und der Com­merz­bank die Pro­ble­me bei­der Insti­tu­te behe­ben kann. Eine Posi­ti­on, der ich mich anschließe.

Son­der­fall Spar­kas­sen und Volksbanken 

Etwas anders sieht die Lage bei den Spar­kas­sen und Volks­ban­ken aus. Hier hat die Zahl der Fusio­nen in den ver­gan­ge­nen ein bis zwei Jah­ren deut­lich zuge­nom­men. Als Ursa­che für die man­geln­de Ren­ta­bi­li­tät vie­ler Spar­kas­sen und Volks­ban­ken gilt all­ge­mein die gerin­ge Grö­ße der Insti­tu­te. Mit­tels Fusio­nen lie­ßen sich, so die Befür­wor­ter, Kos­ten redu­zie­ren wie über­haupt Grö­ßen­vor­tei­le, ins­be­son­de­re in der IT, nut­zen. Nicht alle tei­len indes die­se Sicht­wei­se, wie Ste­fan Gärt­ner in Gefähr­li­che Grö­ße. Gärt­ner nennt als abschre­cken­des Bei­spiel die Spar­kas­sen­kri­se in Spa­ni­en. Hin­zu­fü­gen könn­te man m.E. noch die Spar­kas­sen­kri­se in den USA in den 1980er Jahren.

Oli­go­po­lis­ti­sche Markt­struk­tu­ren hem­men Inno­va­tio­nen und füh­ren zu höhe­ren Kosten 

Für eini­ge Autoren über­wie­gen bei Ban­ken­fu­sio­nen die Vor­tei­le gegen­über den Nach­tei­len, wie in Deut­sche Ban­ken – Kein All­heil­mit­tel. Zwar füh­re eine abneh­men­de Zahl von Ban­ken in der Regel zu höhe­ren Prei­sen für Giro­kon­ten, Kre­dit­kar­ten und stei­gen­den Zin­sen für Dar­le­hen, ins­ge­samt aber pro­fi­tie­ren die Bran­che und die All­ge­mein­heit, da durch die stei­gen­den Pro­fi­te die Eigen­ka­pi­tal­aus­stat­tung ver­bes­sert wer­den kann, die Insti­tu­te also kri­sen­fes­ter würden.

Einer­seits sol­len Fusio­nen zu gerin­ge­ren Kos­ten füh­ren, eigent­lich das Haupt­ar­gu­ment, dann sol­len aber als Ergeb­nis für den Kun­den höhe­re Prei­se her­aus­kom­men, die dann auch noch der Gesell­schaft zum Vor­teil gerei­chen? Da passt was nicht.

Dass zuneh­men­de Kon­zen­tra­ti­on in der Wirt­schaft, d.h. die Ent­ste­hung bzw. För­de­rung oli­go­po­lis­ti­scher Markt­struk­tu­ren, in rei­fen Märk­ten i.d.R. zu höhe­ren Ver­brau­cher­prei­sen und abneh­men­der Inno­va­ti­on sowie bei eini­gen Akteu­ren zu höhe­ren “Ren­ten” füh­ren, soll­te man im Hin­ter­kopf behal­ten. Einen Vor­teil ver­mag ich dar­in nicht zu erken­nen – weder für den ein­zel­nen noch für die Gesellschaft.

Vie­le Ban­ken noch immer “zu groß zum Scheitern” 

Wenn die Finanz­kri­se von 2008 eins gezeigt hat, dann, dass die größ­ten Gefah­ren für die Sys­tem­sta­bi­li­tät von den gro­ßen Finanz­häu­sern aus­ge­hen. In den letz­ten Jah­ren hat sich das Pro­blem sogar noch ver­schärft, indem die Insti­tu­te durch Fusio­nen noch grö­ßer und sys­tem­rel­van­ter gewor­den sind. Und nun sol­len aus­ge­rech­net wei­te­re Fusio­nen, vor allem unter Groß­ban­ken, für mehr Sys­tem­sta­bi­li­tät sor­gen? Da ist nicht nur Simon John­son in The End of Big Banks ande­rer Ansicht. Die größ­ten Ban­ken sind noch immer “zu groß zum Scheitern”.

Hal­ten wir fest: Die Kun­den sol­len also mit ihren Gebüh­ren und Zin­sen die gro­ßen Ban­ken pro­fi­ta­bler machen, die dann, wenn eine Finanz­kri­se aus­bre­chen soll­te, sys­tem­re­le­vant bzw. “zu groß zum Schei­tern” sind, und letzt­lich wie­der vom Steu­er­zah­ler bzw. Kun­den “geret­tet” wer­den müs­sen. Wie geni­al ist das denn?

Ist Deutsch­land overbanked?

Die Fra­ge, ob Deutsch­land over­ban­ked ist, geis­tert seit Jah­ren durch die Medi­en. In Gibt es in Deutsch­land zu vie­le Ban­ken? heisst es u.a.

Nach einer Auf­stel­lung der Unter­neh­mens­be­ra­tung zeb auf Basis euro­päi­scher Sta­tis­ti­ken kamen 2010 hier­zu­lan­de 509 Zweig­stel­len von Kre­dit­in­sti­tu­tio­nen auf eine Mil­li­on Ein­woh­ner – der Durch­schnitts­wert betrug 527. Zum Ver­gleich: in Spa­ni­en waren es 943, in Öster­reich 597 und in Ita­li­en 567 Zweig­stel­len pro eine Mil­li­on Einwohner.

Und wei­ter:

Der Ver­such der Ban­ken, die nied­ri­gen Mar­gen durch die Stär­kung des ver­meint­lich lukra­ti­ven Invest­ment­ban­kings zu ver­bes­sern, erhöh­te bei vie­len Insti­tu­ten ledig­lich das Risi­ko. Offen­sicht­lich ist also nicht die Zahl der Ban­ken in Deutsch­land zu hoch, wohl aber die Ren­di­te­er­war­tung der Banker.

In dem aktu­el­len Bei­trag The­re Is No Such Thing as ‘Over­ban­ked’ hält Cam­den R. Fine u.a. fest:

Fur­ther, the con­tin­ued con­cen­tra­ti­on of our nation’s ban­king assets in a handful of lar­ge finan­cial insti­tu­ti­ons increa­ses risk to the indus­try. While the 10 lar­gest banks con­trol­led 19% of indus­try assets in 1990, they now account for rough­ly two-thirds.

Fazit

Fusio­nen gehö­ren bei Ban­ken seit Jahr­zehn­ten zum gewohn­ten Bild. Es han­delt sich hier also um kein neu­es Phä­no­men. Neu ist jedoch, dass die Bran­che selbst in eine Rei­fe­pha­se ein­ge­tre­ten ist, bei der Fusio­nen zum Kurie­ren an den Sym­pto­men verleiten.

Sicher­lich soll­te man Fusio­nen unter Spar­kas­sen und Volks­ban­ken anders bewer­ten, als Zusam­men­schlüs­se unter Groß­ban­ken. Ein All­heil­mit­tel sind sie jedoch auch hier nicht, wie u.a. der Chef der Volks­bank Lud­wigs­burg zu beden­ken gibt. Die Geschäfts­mo­del­le müs­sen drin­gen über­dacht wer­den. Ansons­ten wer­den auch Fusio­nen nicht zu dem gewünsch­ten Ergeb­nis füh­ren. Den Wett­be­werb durch Fusio­nen, auf Kos­ten der Ver­brau­cher und der All­ge­mein­heit, zu behin­dern, kann nicht die Lösung sein.

Wir haben eher schon zu viel Markt­kon­zen­tra­ti­on als zu wenig. Wir brau­chen mehr Dezentralität/​Diversität (Risko­streu­ung) statt Zentralität/​Monostrukturen (Risi­ko­kon­zen­tra­ti­on).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert