Von Ralf Keuper

Wenn alle einer Mei­nung sind, dann ist es immer eine gute Gele­gen­heit inne zu hal­ten und mit Sokra­tes zu fragen:

Ist das so?

Für kaum ein ande­res The­ma im Ban­king gilt das so sehr wie für die Digi­ta­li­sie­rung. Von allen Sei­ten ist zu hören und zu lesen, die Ban­ken hät­ten die Digi­ta­li­sie­rung vor­an­zu­trei­ben, ja die Digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on ein­zu­läu­ten; so als wäre die Digi­ta­li­sie­rung für die Ban­ken ein völ­lig neu­es Thema.

Nichts liegt der Wahr­heit fer­ner als das. Wenn eine Bran­che für Digi­ta­li­sie­rung steht, dann die Ban­ken­bran­che. Die Ban­ken waren es, die IBM, DEC, Nix­dorf und ande­ren die Rech­ner förm­lich aus den Hän­den geris­sen haben, als man in der Indus­trie und im Han­del den Com­pu­ter noch für eine vor­über­ge­hen­de Erschei­nung hielt. Der Geld­au­to­mat, über des­sen Sinn und Zweck man durch­aus strei­ten kann, war nichts­des­to­trotz ein wei­te­rer Schritt in Rich­tung Digi­ta­li­sie­rung. Nach wie vor erfreut sich der Main­frame, der Dino­sau­ri­er der Digi­ta­li­sie­rung, in den Ban­ken gro­ßer Beliebtheit.

Die Aus­sa­ge, die Bank der Zukunft müs­se digi­tal sein, ist in etwa so sin­nig, wie der Hin­weis auf einen wei­ßen Schim­mel. Oder anders: Wer die Digi­ta­li­sie­rung im Ban­king zur con­di­tio sine qua non erhebt, trägt letzt­lich nur “Eulen nach Athen”.

Kurz­um: Die Digi­ta­li­sie­rung im eigent­li­chen Sinn, d.h. die Über­füh­rung ana­lo­ger Grö­ßen in disrke­te Wer­te, zu dem Zweck, sie elek­tro­nisch zu spei­chern und zu ver­ar­bei­ten, kann nicht das Pro­blem der Ban­ken sein. Eher schon das Wech­sel­spiel mit dem Inter­net und den Mobi­len End­ge­rä­ten. Das aber ist weni­ger aus Sicht der fort­schrei­ten­den Digi­ta­li­sie­rung ein Pro­blem, son­dern eher wegen der ver­än­der­ten Medi­en­nut­zung sowie gene­rell des Medienwandels.

Ansons­ten gin­ge von Apple, Goog­le, Ama­zon sowie eini­gen Fin­Tech-Sta­rups kei­ne ernst­haf­te Bedro­hung für das Geschäfts­mo­dell der Ban­ken aus. Nur hat sich das Geschäft in die Kanä­le der digi­ta­len Öko­sys­te­me ver­la­gert. Sie sind die neue Haupt­ge­schäfts­stra­ße – jedoch ohne die Not­wen­dig­keit phy­si­scher Filia­len, um Bank­ge­schäf­te abwi­ckeln zu kön­nen. Die Stra­ße wird von den Unter­neh­men beherrscht, denen die Kom­bi­na­ti­on aus Medi­en, E‑Commerce, Pay­ments, Hard­ware (Smart Pho­nes, Tablet PCs, Smart Wat­ches etc.) und Logis­tik gelingt – und das sind Stand heu­te kei­ne Ban­ken. Sie haben weder den nöti­gen Con­tent noch die Soft­ware (Betriebs­sys­te­me) und auch nicht die Hard­ware – sie kom­men von Apple & Co.

Die Annah­me, die Ban­ken könn­ten von der Digi­ta­li­sie­rung und Indus­tria­li­sie­rung ihres Geschäf­tes so pro­fi­tie­ren, wie die Auto­mo­bil­her­stel­ler heu­te noch, mit einer Fer­ti­gungs­tie­fe von 25 – 30 Pro­zent, ist trü­ge­risch – auch des­halb, da die Auto­mo­bil­her­stel­ler durch die Connc­ted Cars und die neu­en Mit­be­wer­ber – auch hier Goog­le und Apple – sel­ber auf den Sta­tus von Zulie­fe­ren redu­ziert wer­den könn­ten – und das obwohl sie die Hard­ware und die Logis­tik und Tei­le der Soft­ware (Info­tain­ment) beherr­schen. Wenn das schon für die Auto­mo­bil­her­stel­ler gilt, um wie­viel mehr für Ban­ken, deren Pro­duk­te aus­tausch­ba­rer sind.

Digi­ta­li­sie­rung trifft es daher nicht.

Wei­te­re Informationen:

Die Maschi­nen­buch­hal­tung und Rationalisierung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert