Von Ralf Keuper
“Zur Block­chain drängt alles, an der Block­chain hängt alles” – so könn­te man die aktu­el­le Stim­mung in den Medi­en und bei eini­gen Fin­tech-Enthu­si­as­ten beschrei­ben. Da fällt eine nüch­ter­ne Betrach­tung wie die von Sai­fe­de­an Amm­ous in Block­chain Won’t Make Banks Any Nim­bler aus dem Rahmen. 
Dar­in zer­legt er den Mythos Block­chain in sei­ne Ein­zel­tei­le. Amm­ous wählt als Ein­stieg einen his­to­ri­schen Ver­gleich. So habe die genia­le Idee von Carl Benz dar­in bestan­den, das Chas­sis einer Kut­sche mit einem Motor zu ver­ei­nen. Damit beschleu­nig­te er die Per­so­nen­be­för­de­rung deut­lich. Die Pfer­de wur­de dadurch jedoch nicht schneller. 
Für Amm­ous folgt daraus:

So despi­te banks’ attempts to test and use block­chain tech­no­lo­gy for their own com­mer­cial gain, it is out­side the realm of pos­si­bi­li­ty for the tech­no­lo­gy to ser­ve any useful pur­po­se for the inter­me­dia­ries it was desi­gned to replace. That is akin to bur­de­ning hor­ses with engi­nes in the name of tech­no­lo­gi­cal inno­va­ti­on: the approach would only slow down the hor­se and alle­via­te none of its pro­blems. Such a ridi­cu­lous noti­on will find no real world demand.

Damit legt er den Fin­ger in die Wun­de. Die Hoff­nung der Ban­ken auf eine Frisch­zel­len­kur dank Block­chain könn­ten sich schnel­ler zer­schla­gen, als vie­len lieb ist. Sie bie­tet unter den der­zei­ti­gen Bedin­gun­gen, d.h. einem Finanz­sys­tem, das auf Finanz­in­ter­me­diä­re ange­wie­sen ist, kei­nen ech­ten betriebs­wirt­schaft­li­chen Vor­teil. Wenn die Block­chain tat­säch­lich der Nukle­us des Finanz­mark­tes wer­den soll­te, dann erfor­dert das enor­me Inves­ti­tio­nen in Hard­ware und Soft­ware – und in die Sicher­heit. Unter dem Strich dürf­ten sich die Kos­ten, die heu­te für die Unter­hal­tung der Zah­lungs­ver­kehrs­in­fra­struk­tur anfal­len und denen für den Betrieb der Block­chain die Waa­ge hal­ten. Ganz abge­se­hen davon, müss­te die Zahl der Trans­ak­tio­nen, die über die Block­chain abge­wi­ckelt wer­den kön­nen, deut­lich gestei­gert werden. 

Nach­trag:

Die Fin­tech-Enthu­si­as­ten ent­geg­nen auf die Kri­tik an der Block­chain, wie die von Amm­ous, dass sie das wah­re Poten­zi­al die­ser Tech­no­lo­gie unter­schät­zen wür­de. Kon­fron­tiert man sie dann jedoch mit den kon­kre­ten Pro­ble­men und offe­nen Fra­gen, dann bekommt man zu hören oder zu lesen, dass wer­de sich mit der Zeit klä­ren; irgend­wann, so hat man den Ein­druck, geschieht das Wun­der. Wie genau die­ses Wun­der aus­se­hen soll, erfährt man indes nicht. Für mich ein wei­te­res Indiz für einen irra­tio­na­len Über­schwang, wie er bereits in den 1990er und den frü­hen 2000er Jah­ren zu beob­ach­ten war. Damals war es das Inter­net, das alles ver­än­dern wür­de. 
Es ist nicht so, dass ich das Poten­zi­al der Block­chain ver­nei­nen wür­de. Woge­gen ich mich aller­dings weh­re, ist der Wun­der­glau­be, der sich mitt­ler­wei­le breit macht, die ins Meta­phy­si­sche gehen­de Argu­men­ta­ti­on, wel­che Fak­ten, die gegen ihre Lehr­mei­nung spre­chen, als Ket­ze­rei oder Klein­gläu­big­keit brand­markt. Es müss­ten wahr­lich höhe­re Kräf­te im Spiel sein, wenn die Erwar­tun­gen, die an die Block­chain gehef­tet sind, in Erfül­lung gehen 😉

Aber selbst wenn die Block­chain ihr Ver­spre­chen ein­lö­sen soll­te: was ist, wenn es zu Mani­pu­la­tio­nen der Block­chain kommt? Was hät­te das für Kon­se­quen­zen für das Finanz­we­sen wie über­haupt für Wirt­schaft und Gesell­schaft? Käme das dann nicht tat­säch­lich einer Kern­schmel­ze des Finanz­mark­tes gleich?

Wei­te­re Informationen:

Block­chain: Wunsch und Wirklichkeit

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