Von Ralf Keuper
In dem Gast­bei­trag Sili­con Val­ley might kill banks but not ban­king auf FTA Alpha­ville legen die unter dem Pseud­onym Jona­than McMil­lan schrei­ben­den  Autoren des neu­es Buches The End of Ban­king: Money, Cre­dit, and the Digi­tal Revo­lu­ti­on ihre Sicht auf die aktu­el­le und noch künf­tig noch zu erwar­ten­de Ent­wick­lung im Ban­king dar. Hin­ter dem Pseud­onym sol­len sich ein Invest­ment­ban­ker und ein Wirt­schafts­pu­bli­zist, zugleich ein ehe­ma­li­ger Öko­no­mie-Dozent, verbergen. 
Der Bei­trag lie­fet eine ande­re Sicht auf die Bran­che. Und zwar wür­de bei der aktu­el­len Dis­kus­si­on um Dis­rup­ti­on, Dis­in­ter­me­dia­ti­on und Digi­ta­li­sie­rung unter­ge­hen, dass sich am Kern des Bank­ge­schäfts, der Risi­ko­trans­for­ma­ti­on, nichts wesent­lich geän­dert habe. Was in den letz­ten Jah­ren neu hin­zu­ge­kom­men sei, ist das häu­fig als Schat­ten­ban­ken­sys­tem bezeich­ne­te Phä­no­men. Die Risi­ken sind nicht ver­schwun­den, sie sind nur woan­ders, und zwar durch­aus in agg­re­gier­ter Form, d.h. sie wur­den an ande­rer Stel­le, abseits des “nor­ma­len” Gesche­hens, wie­der zusam­men­ge­führt. Die­ser Befund gilt nach Ansicht der Autoren auch für das P2P-Len­ding. Hier kom­men die Mecha­nis­men des klas­si­schen Risi­ko­ma­nage­ments immer deut­li­cher zum Vor­schein; Aus­la­ge­rung, Ver­brie­fung eines Teils der For­de­run­gen – ein Punkt, mit dem ich mich auf die­sem Block u.a. in den Bei­trä­gen P2P-Len­ding – Der Glanz ver­blasst und Die Evo­lu­ti­on der P2P-Kre­dit­platt­for­men beschäf­tigt habe. 
Das eigent­li­che Dilem­ma der Ban­ken­bran­che fas­sen die Autoren in die Worte:

In the cur­rent regu­la­to­ry frame­work, finan­cial inno­va­ti­on ulti­m­ate­ly turns into unre­gu­la­ted banking.

Dar­aus lei­ten sie die For­de­rung ab:

We need to adapt the regu­la­to­ry frame­work to the digi­tal age such that finan­cial inno­va­ti­on no lon­ger auto­ma­ti­cal­ly beco­mes part of banking.

Eine zum Nach­den­ken anre­gen­de Sicht­wei­se, die jedoch eini­ge Defi­zi­te hat. 
Zwar ist es rich­tig, dass Digi­ta­li­sie­rung, Dis­in­ter­me­dia­ti­on und Dis­rup­ti­on den Kern des Ban­king weit­ge­hend unbe­rührt las­sen und wir uns der­zeit in einer Art Über­gangs­pha­se, einem Über­gangs­stil befin­den. Die Tei­le müs­sen irgend­wann wie­der von irgend­wem zusam­men­ge­setzt wer­den: Stan­dard­he­bung durch Anpas­sung. In die­sem Pro­zess über­neh­men die Ban­ken eine, aber nicht mehr “die” Rol­le. Die Auf­ga­ben wer­den sich auf meh­re­re Akteu­re, Anbie­ter, Platt­for­men ver­tei­len. Das Netz schafft hier ein neu­es Spiel­feld, das in bestimm­ten Berei­chen nach ande­ren Regeln aus­ge­tra­gen wird, als wir es bis­her noch zu glau­ben schei­nen. Neue Sprach- und Sym­bol­wel­ten hal­ten im Ban­king Einzug.
Wo die Autoren m.E. ohne Abstri­che rich­tig lie­gen, ist der Punkt des Risi­ko­ma­nage­ments, der Risi­ko­trans­for­ma­ti­on: Ban­ken als Risi­ko­ver­ar­bei­ter. Neben den klas­si­schen Auf­ga­ben sind die tech­no­lo­gi­schen Risi­ken, in die­ser Form jeden­falls, neu hin­zu gekom­men. Fra­gen der Sicher­heit, der Daten­si­cher­heit haben gro­ßes Gewicht. Die­se Rol­le könn­ten Ban­ken auf künf­tig aus­üben, d.h. die Absi­che­rung im Hin­ter­grund. Eine aus­ge­spro­chen wich­ti­ge Auf­ga­be. Je mehr wir uns aber dem Front End, der App, der Schnitt­stel­le zum Kun­den nähern, um so mehr wer­den neue Spie­ler das Feld dominieren. 
Der letz­te Hin­weis der Autoren steht für mich im Wider­spruch zu ihren ande­ren Aus­füh­run­gen. Inno­va­tio­nen im Finanz­sek­tor sind, wie das Bespiel der Deri­va­te zu genü­ge gezeigt hat, nicht allein auf Tech­no­lo­gie beschränkt. Dabei han­delt es sich in ers­ter Linie um risi­ko­po­li­ti­sche Grund­satz­ent­schei­dun­gen der Geld­häu­ser. Von die­ser Ver­ant­wor­tung kann sie kein Regel­werk und kei­ne Tech­no­lo­gie ent­bin­den. Das gilt natür­lich auch für die diver­sen neu­en Herausforderer. 
Alles in allem, so weit ich das anhand des Bei­trags beur­tei­len kann und ohne das Buch gele­sen zu haben, ein wich­ti­ger Diskussionsbeitrag. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert