Von Ralf Keuper
Im Volksmund hat sich für funktionierende Lösungen, die durch einen übertriebenen Hang zur Perfektion letztlich unbrauchbar wurden, das Sprichwort gebildet:
Das Bessere ist der Feind des Guten
Nach allgemeiner Auffassung ist das Banking einer der wenigen Bereiche in der Wirtschaft, wo der Perfektionsdrang bei den nicht-funktionalen Anforderungen (Erreichbarkeit und Verfügbarkeit der IT-Systeme), besonders stark ausgeprägt ist. Die Fintech-Szene versucht sich von diesem Anspruch auf Vollkommenheit seit Jahren bewusst abzugrenzen. Hier liegt der Schwerpunkt eher auf funktionalen Anforderungen, auf der Benutzerfreundlichkeit (“Usability”). Mittlerweile tritt immer deutlicher hervor, dass weder die eine noch die andere Haltung auf Dauer Erfolg verspricht. Die IT-Systeme der Banken sind den Anforderungen kaum noch gewachsen, was beispielsweise durch Ausfallzeiten im Online-Banking sichtbar wird (Vgl. dazu: Zahlreiche IT-Pannen: Wächst den Banken und Versicherungen die IT über den Kopf? & IT-Pannen: Commerzbank und Postbank mit den meisten IT-Störungen). Einige Fintech-Startups wiederum fallen immer wieder mit Meldungen unzufriedener Kunden auf, die sich z.B. über fehlende Buchungen beschweren (Vgl. dazu: IT-Panne bei Fidor: Kunden wird das Gehalt nicht gebucht).
In einem Interview gab die Personalchefin von N26 potenziellen Bewerbern den Rat, das Thema Perfektion möglichst nich anzusprechen (Vgl. dazu: Perfektionismus? Bitte nicht!). Wer bei N26 überleben wolle, sollte kein Perfektionist sein. Nicht jede Aufgabe erfordere 100%igen oder gar 120%igen Einsatz. Häufig würden schon 80% genügen. N26 gehört laut Kununu dennoch zu den unbeliebtesten Startup-Arbeitgebern. Längst nicht allen scheint das lockere Arbeitsumfeld zuzusagen. Die beiden letzten Bewertungen lauten: Nicht zu empfehlen! Bin froh wenn ich etwas neues gefunden habe und Der Arbeitgeber ist nicht zu empfehlen.
Wie auch immer.
100%tige…