Von Ralf Keuper

In einer gemein­sam mit der Uni­ver­si­tät Sie­gen durch­ge­führ­ten Unter­su­chung kommt KfW Rese­arch zu dem (über­ra­schen­den) Ergeb­nis, dass die Zahl der Bank­fi­lia­len in Deutsch­land in den letz­ten Jah­ren deut­lich stär­ker abge­nom­men hat, als bis­lang angenommen.

Seit dem Jahr 2000 sind im Durch­schnitt jedes Jahr rund 2 % aller Filia­len in Deutsch­land geschlos­sen wor­den, ein Minus von etwa 680 Filia­len pro Jahr. Bis­lang lagen die Schät­zun­gen bei einem Rück­gang von rund 1,3 % bzw. 430 Filia­len pro Jahr. Deutsch­lands Ban­ken­land­schaft hat folg­lich damit zwi­schen 2000 und 2015 fast 10.200 Fili­al­stand­or­te „ver­lo­ren“. Das ent­spricht einem Rück­gang von 27 % . Mit ande­ren Wor­ten: Jede vier­te der Anfang des Jahr­tau­sends noch bestehen­den Bank­fi­lia­len exis­tiert nicht mehr.

In fast allen Regio­nen Deutsch­land kam es zu einem Abbau von Bank­fi­lia­len – mit eini­gen weni­gen Ausnahmen:

Ent­ge­gen dem gene­rel­len Trend gibt es deutsch­land­weit 17 Regio­nen, in denen der loka­le Ban­ken­markt im Zeit­raum von 2000– 2015 gewach­sen ist; Spit­zen­rei­ter sind die Stadt Frank­furt (Oder) mit +59 % und der Land­kreis Fürth +56 %.

Es wäre inter­es­sant zu erfah­ren, wor­auf die Spit­zen­wer­te in Frank­furt (Oder) und Fürth zurück­zu­füh­ren sind.

Eine ähn­li­che Ent­wick­lung wie in den Regio­nen lässt sich auf euro­päi­scher Ebe­ne beobachten:

Nicht alle Ban­ken­märk­te schrump­fen. Vor allem die Fili­al­net­ze in Frank­reich und in Por­tu­gal wur­den seit der Jahr­tau­send­wen­de stark aus­ge­baut, um jeweils fast 50 %. So exis­tie­ren in Frank­reich der­zeit etwa 10.000 Filia­len mehr als in Deutsch­land – bei rund 14 Mio. Ein­woh­nern weni­ger. In Ita­li­en und Spa­ni­en, bei­des Län­der mit deut­lich weni­ger Ein­woh­nern, exis­tie­ren in etwa gleich vie­le Filia­len wie in Deutsch­land. So lie­gen die­se Län­der bei ihrer Fili­al­dich­te noch weit vor Deutschland.

Das steht im Wider­spruch zu Aus­sa­gen, wonach Deutsch­land über eine beson­de­re hohe Ban­ken- bzw. Fili­al­dich­te ver­fü­ge; Deutsch­land sei “over­ban­ked”.  Bereits 2010 gelang­te die Unter­neh­mens­be­ra­tung zeb zu ähn­li­chen Ergeb­nis­sen wie KfW Rese­arch und Uni Sie­gen (Vgl. dazu: Gibt es in Deutsch­land zu vie­le Ban­ken? und Zum Für und Wider von Ban­ken­fu­sio­nen).

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