Von Ralf Keuper

Statt das Gespräch mit dem Anla­ge­be­ra­ter ihrer Haus­bank zu suchen, könn­ten die Kun­den in Zukunft die Diens­te eines digi­ta­len Bera­ters in Anspruch neh­men, für den sich die Bezeich­nung “Robo Advi­sor” durch­ge­setzt hat. Dank der Tat­sa­che, dass Algo­rith­men zahl­rei­che Tätig­kei­ten über­neh­men kön­nen, die bis­lang in die Zustän­dig­keit des Anla­ge­be­ra­ters und ande­rer an den Trans­ak­tio­nen betei­lig­ten Abtei­lun­gen der Bank fie­len, steht den Nor­mal­ver­brau­chern ein berei­tes Spek­trum an Anla­ge­mög­lich­kei­ten bereit, die in der Ver­gan­gen­heit nur sehr ver­mö­gen­den Kun­den zugäng­lich waren.

Mitt­ler­wei­le kann der Anle­ger aus einer Viel­zahl von Robo Advi­sors wäh­len, so dass es nicht immer ein­fach ist, die Über­sicht zu behal­ten. Einen guten Ein­stieg bie­tet die Sei­te robo-advisor.de, die kürz­lich 13 deut­sche Robo Advi­sors getes­tet hat. Ins­ge­samt kommt der Bericht zu einem posi­ti­ven Resu­mee, d.h. die Anla­ge mit­tels eines Robo Advi­sors ist häu­fig im Ver­gleich zu der Anla­ge in klas­si­sche Fonds die güns­ti­ge­re und lukra­ti­ve­re Alter­na­ti­ve. Die­se Aus­sa­ge wird durch wei­te­re Tests bestä­tigt, wie in:

In ihrem Fin­tech Sur­vey Report vom April 2016 beschei­nig­te das CFA Insti­tu­te, dass vom Seg­ment Robo Advi­sing in den nächs­ten Jah­ren die größ­te Wir­kung auf die Finanz­wirt­schaft ausgeht.

Selbst die größ­ten Enthu­si­as­ten gehen nicht davon aus, dass Robo Advi­sors die Anla­ge­be­ra­ter voll­stän­dig erset­zen wer­den. Der per­sön­li­che Kon­takt ist in bestimm­ten Bera­tungs­si­tua­tio­nen nicht zu ersetzen.

Vie­le Robo Advi­sors gehen dazu über, neben dem B2C- auch das B2B-Geschäft zu betrei­ben, wie Ste­phan Pax­mann und Ste­fan Roß­bach in dem Digi­tal Wealth Manage­ment Fact­book fest­stel­len. Die Autoren erwäh­nen das Dis­cus­sion Paper on auto­ma­ti­on in finan­cial advice, in dem eini­ge Risi­ken und Defi­zi­te der Robo Advi­sors benannt werden.

Das Vor­ha­ben, den Markt mit­tels aus­ge­feil­ter Model­le zur Port­fo­lio­steue­rung, zumin­dest zeit­wei­se zu schla­gen, betrach­te­te Benoit Man­del­brot mit Skep­sis und Ironie:

Wir brau­chen einen neu­en Ansatz. Heut­zu­ta­ge ist der lehr­buch­mä­ßi­ge Auf­bau eines Port­fo­li­os eher ein Spiel der Sta­tis­tik als der Intel­li­genz: Man beginnt mit der Annah­me, der Markt hät­te jeder Aktie den rich­ti­gen Preis zu geschrie­ben, und so bleibt einem nur die Auf­ga­be, die ein­zel­nen Wer­te für das Port­fo­lio so zusam­men­zu­stel­len, dass es den per­sön­li­chen Anla­ge­zie­len ent­spricht. Das ähnelt doch sehr einem Maler, der die Far­ben direkt aus der Tube ver­wen­det, so wie vom Her­stel­ler gemischt und eti­ket­tiert wur­den. Wenn die Far­ben jedoch nicht vor­ge­mischt ankom­men, wird der Blick des Malers für Farb­tö­ne, Inten­si­tät und Aus­ge­wo­gen­heit wich­ti­ger. Wenn nun Akti­en mit einem vor­her bestimm­ten Kurs kom­men, wenn das was den Kurs­bil­dungs­pro­zess antreibt, kom­pli­zier­ter ist als erwar­tet, dann wird es eben­falls wich­ti­ger, wie geschickt der Anla­gen­ver­wal­ter gute Gele­gen­hei­ten aus­fin­dig macht. In einer nicht nach Gauß geord­ne­ten Welt müss­te der Invest­ment­ma­na­ger sich sei­ne hohen Gebüh­ren in der Tat ver­die­nen (in: Frak­ta­le und Finanzen).

Robo Advi­sors wie Gin­mon sind sich der Defi­zi­te der Stan­dard­nor­mal­ver­tei­lung bei der Port­fo­lio­steu­eurng, auf die Man­del­brot abhebt, bewusst. Auf Nach­fra­ge teilt Gin­mon mit, dass ihren Model­len die Log-Nor­mal-Ver­tei­lun­gen zu Grun­de lie­gen. Dane­ben wird für die Bestim­mung der Kon­fi­denz­in­ter­val­le eine Mon­te Car­lo – Simu­la­ti­on ver­wen­det mit jeweils 10.000 Ite­ra­tio­nen. Durch einen Value at Risk (VAR) Ansatz sei­en die Simu­la­tio­nen zu 95% treffgenau.

Kri­ti­ker wer­fen  ein, dass die Robo Advi­sor noch kei­nen ech­ten Stress­test, wie die Finanz­kri­se von 2007/​2008, bewäl­ti­gen muss­ten. Erst wenn sie die­sen Test bestehen, d.h. die Ver­lus­te sich in Gren­zen hal­ten oder gar aus­blei­ben, kön­ne man von einer ech­ten Alter­na­ti­ve bei der Geld­an­la­ge spre­chen. Dem hal­ten Ver­tre­ter aus den Rei­hen der Robo Advi­sor ent­ge­gen, dass gera­de im ver­gan­ge­nen Jahr mit dem Kur­sturz an den Bör­sen im Febru­ar, dem Brexit und der Trump-Wahl Sze­na­ri­en die Kapi­tal­märk­te beein­flusst haben, die in der Sum­me durch­aus einem Stress­test, wenn auch nicht in dem­sel­ben Aus­maß wie 2002008, gleich kommen.

Wir wer­den sehen.

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