Von Ralf Keuper
In der vernetzten Wirtschaft sind Organisationsmodelle, die aus dem Industriezeitalter stammen, nicht mehr zeitgemäß. Diese Erfahrung machen momentan die Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Deren dezentrale Verbundorganisation führt in der Kommunikation und Strategieumsetzung zu Reibungsverlusten, die sich kaum ein Unternehmen mehr leisten kann. Die Sparkassenorganisation ist sich dieses Dilemmas durchaus bewusst, wie das Projekt “Sparkassen reloaded” zeigt (Vgl. dazu: „Sparkasse reloaded“: Finanzgruppe will schlanker und schneller werden). Die Abstimmung zwischen Sparkassen, Regionalverbänden und dem DSGV verläuft nach Ansicht der Sparkassenfunktionäre suboptimal bzw. dysfunktional. Dieses Problem ist in der Fachliteratur wohl bekannt (Vgl. dazu: Auf der Suche nach der Organisationsform der Zukunft). Wegweisend sind die Gedanken von Jörg Sydow in Dynamik von Netzwerkorganisationen – Entwicklung, Evolution, Strukturation.
Netzwerkorganisation als (relativ) neues Paradigma
Eine Netzwerkorganisation ist sich ihrer Abhängigkeit von der Umwelt voll auf bewusst. Nicht alles kann und muss von der Organisation selber erledigt werden. Häufig fehlen das nötige Know How und die Ressourcen. Die Zeit reicht nicht, um die Lücken aus den eigenen Reihen schließen zu können. Zudem ist es auch eine Kostenfrage (“Make or Buy”). In der Vergangenheit waren die Sparkassen und Genossenschaftsbanken in der Lage, ihre wesentlichen Bedürfnisse durch Mitgliedsunternehmen decken zu können, wie in Gestalt eigener Versicherungs- und Leasinggesellschaften sowie Bausparkassen. Auf der Ebene der Bundesländer sorgten Landesbanken und genossenschaftliche Zentralbanken für die nötige Schlagkraft. Die IT wurden von eigenen Rechenzentren zur Verfügung gestellt.
In den letzten Jahren vollzog sich in der IT ein Konzentrationsprozess. Die Rechenzentren der Sparkassen wurden in der Finanz Informatik zusammengelegt, die der Genossenschaftsbank…