Von Ralf Keuper
Die aktuelle Diskussion darum, ob Apple seine NFC-Schnittstelle auch Dritten gegenüber öffnen soll, wirft die generelle Frage auf, wie es mit der Verbreitung der NFC-Technologie steht und welche Hindernisse einer breiten Akzeptanz womöglich (noch) gegenüberstehen.
Es fehlt nicht an Veröffentlichungen, die sich mit dem Potenzial der NFC-Technologie beschäftigen, wie
, die schon etwas älter sind, und Publikationen jüngeren Datums, wie
- Gutachten zum Thema “Handel und elektronische Bezahlsysteme” (Projekt ABIDA – Accessing Big Data)
- Kontaktloses Bezahlen: Vor- und Nachteile der NFC-Technik, und
- Kontaktloser Datentransfer via Near Field Communication. Hintergründe und Einsatzszenarien
Daraus einige Auszüge / Aussagen:
Interview 3: Unternehmensberatung, Partner mit Fokus auf Telekommunikation und IT aus Gutachten zum Thema “Handel und elektronische Bezahlsysteme” (Projekt ABIDA – Accessing Big Data)).
I: Was sind – neben einer möglichst hohen Penetration – die zentralen Erfolgsfaktoren eines mobilen Bezahlsystems aus Unternehmenssicht?
E3: Erfolgsfaktoren, wenn mobiles Bezahlen eingeführt wird? Punkt eins wären niedrigere Gebühren im Betriebsbereich. Also, dass Unternehmen gebührenlos jegliche Zahlungen dadurch abwickeln können. Punkt zwei wäre die standardmäßige Ausrüstung von Kartenterminals mit der berührungslosen Bezahlfunktion, also eine NF-Technologie. Das wären aus meiner Sicht die relevanten Faktoren, damit es der stationäre Einzelhandel oder die Unternehmen akzeptieren. Ich glaube darüber hinaus: Die Unternehmen richten sich immer nach dem, was die Kunden wollen. Es ist wichtiger, dass der Kunde es aktiv nachfragt. Aber wenn eine große Anzahl an Kunden es nachfragt und es zum Wettbewerbsnachteil wird, wenn man es nicht hat, dann kann man da auch so Bewegung reinbringen – aber die Unternehmen werden es nicht von sich aus pushen.
Interview 1, Unterhaltungsbranche, Geschäftsführer
I: Der Amazon-Store in Seattle ist in erster Linie für Amazon interessant, sie müssen keine Kassiererin mehr beschäftigen. Welchen Vorteil sehen Sie aus Sicht der Konsumenten?
E1: Man muss natürlich nicht mehr zur Bank gehen, man muss kein Geld mehr abheben, man bezahlt viel schneller, man hat einen leichteren Überblick über die getätigten Einkäufe. Die persönliche Buch- haltung kann also vereinfacht werden. Man kann dann mit der Software, die es sicherlich dafür gibt, das Ausgabeverhalten überprüfen. Man würde damit die Haushaltkasse kontrollieren können und das alles in Sekundenbruchteilen, wozu es heute einen Riesenaufwand bedarf. Ich darf jetzt nochmal Dänemark und Litauen erwähnen. Der persönliche Zahlungsverkehr, Steuerverbindlichkeiten und Rechtsverhältnisse werden bereits vollständig in digitaler Form abgebildet. Die Bürger erhalten eine Art Sozialversicherungsnummer, auf der diese Informationen gesammelt sind. In Dänemark gibt es z.B. keine Steuerberater mehr. Wie, wann, wo, unter welchen Umständen Steuern bezahlt werden, das ist festgelegt und wird automatisch abgebucht. Es stellt eine große Vereinfachung dar. Man geht auch nicht mehr zu einem Notar. Wenn etwas gekauft wird, wird es automatisch in das System eingetragen.
Aus dem Fazit der Studie Kontaktloser Datentransfer via Near Field Communication. Hintergründe und Einsatzszenarien
In Deutschland befindet sich die NFC-Technologie immer stärker im Aufbau und könnte schon bald in einigen Einsatzbereichen als Standard gelten. … Wenn es auch langsamer voranschreiten sollte als vermutet, so ist es für die Veränderung des Zahlungsverhaltens in Deutschland scheinbar so, dass es sich eben evolutionär statt revolutionär ändert.
Die Banken haben sich übrigens schon relativ früh mit den Möglichkeiten der NFC-Technologie auseinandergesetzt (Vgl. dazu: Geld-Ersatz: Drahtlos abgebucht). Andreas Martin, Vorstand des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, wurde 2012 mit den Worten zitiert:
Das Bezahlen per NFC-Technik hat sich als internationaler Standard bewährt
Die Dortmunder Volksbank führte 2013 das Bezahlen mit dem Smartphone ein. Die Sparkassen starteten in bestimmten Bundesländern bereits 2012 ein Projekt, in dem das kontaktlose Bezahlen mit NFC getestet wurde (Vgl. dazu: NFC – mehr als ein neues Zahlungsmittel). Die ersten Bestrebungen der Banken im Bereich Mobile Payments reichen noch weiter zurück, worauf Marcus Monsen in Was Apple Pay jetzt macht, haben die deutschen Banken 20 Jahre lang versäumt hinweist. Zusammen mit Mannesmann wollte die Deutsche Bank im Jahr 2000 das bargeldlose Bezahlen mit dem Handy im Rahmen der Gründung der Tele-Commerce Bank einführen.
An Initiativen hat es nicht gefehlt; an Durchhaltevermögen und Risikobereitschaft dagegen schon eher. Oder wie Marcus Mosen es auf twitter formuliert hat:
Chancen, etwas eigenes auf die Beine zu stellen, hat es einige in den letzten 20 Jahren in Deutschland & Europa gegeben. Was fehlt(e) sind Visionen und Risikobereitschaft. ..
Aber vielleicht gibt es doch eine Alternative zu NFC – wie Bluecode (Vgl. dazu: Mit Barcode statt per NFC bezahlen: Blue Code erobert den Mobile Payment Markt).