Von Ralf Keuper
Seit eini­ger Zeit sind ver­mehrt Stim­men zu ver­neh­men, die es für ein Pro­blem hal­ten, dass Deutsch­land, was die Inves­ti­tio­nen in Fin­tech betrifft, auf glo­ba­ler Ebe­ne nur rela­tiv schwach ver­tre­ten ist. Selbst deut­lich klei­ne­re Län­der, wie Isra­el, Schwe­den, die Nie­der­lan­de und Irland ran­gie­ren hier vor Deutsch­land. Ein Hin­weis, der von ver­schie­de­nen Sei­ten kommt, wie von Bar­kow Con­sul­ting in Fin­Tech + Poli­tics = ? oder der Finan­cial Times in Aver­si­on to risk ham­pers growth of Ger­man fin­tech sec­tor. Die FT hält u.a. fest: 

In aggre­ga­te, howe­ver, invest­ments in Ger­man fin­tech are lag­ging behind the levels seen in other Euro­pean count­ries. Accor­ding to Accen­ture, Ger­man fintechs attrac­ted $82m in invest­ments in 2014. That com­pared with $306m in the Net­her­lands, $345m in the Bal­tic regi­on, and $623m in the UK and Ireland.

Es ist eine auf die­sem Blog ver­tre­te­ne Über­zeu­gung, dass man beim Ver­gleich der Län­der vor allem den jewei­li­gen Wirt­schafts­stil, das Wirt­schafts­mo­dell berück­sich­ti­gen muss, wie in 
Anders als Groß­bri­tan­ni­en und auch die USA hat die Deindus­tria­li­sie­rung in Deutsch­land nicht das­sel­be Aus­maß erreicht. Der indus­tri­el­le Kern in Deutsch­land ist weit­ge­hend intakt und für die Volks­wirt­schaft von deut­lich grö­ße­rer Bedeu­tung als die Finanz­bran­che. Es soll­te eigent­lich eine Leh­re aus der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit sein, dass ein über­pro­por­tio­nal gro­ßer Finanz­sek­tor ein Pro­blem für eine moder­ne Volks­wirt­schaft dar­stellt. Die deut­sche Zurück­hal­tung nun als Aus­druck von über­trie­be­nem Sicher­heits­den­ken inter­pre­tie­ren zu wol­len, zeugt von einem Kurz­zeit­ge­dächt­nis, wie es vor allem unter Wirt­schafts­jour­na­lis­ten häu­fig anzu­tref­fen ist. 
Wäh­rend also in Deutsch­land The­men wie Regu­la­to­rik und Daten­schutz nicht sel­ten als Hemm­nis­se dar­ge­stellt wer­den, die es mög­lichst aus dem Weg zu räu­men gilt, um an der Wachs­tums­dy­na­mik par­ti­zi­pie­ren zu kön­nen, gehen die ame­ri­ka­ni­schen Unter­neh­men wie Apple und Micro­soft den umge­kehr­ten Weg und set­zen eben die­se The­men ganz oben auf ihre Agen­da. Auch sonst ist man sich im Aus­land rela­tiv einig, dass die The­men Daten­schutz und Daten­sou­ve­rä­ni­tät eine aus­schlag­ge­ben­de Rol­le über­neh­men wer­den; auch und ins­be­son­de­re für das künf­ti­ge Wachstum.
Und wir machen jetzt einen auf Risi­ko nach dem Mot­to “Wer bremst hat Angst!”.  Wie schlau ist das denn? 
Ein wei­te­rer auf die­sem Blog ver­tre­te­ner Stand­punkt ist, dass die größ­te Bedro­hung der Ban­ken und Fin­tech-Unter­neh­men von dem Inter­net of Things oder der Indus­trie 4.0 aus­geht, wie in 
Bei­de, sowohl Ban­ken wie auch Fin­tech-Unter­neh­men, den­ken noch viel zu sehr in den Kate­go­rien der klas­si­schen Uni­ver­sal­bank – nur eben digi­ta­ler. Hier sehe ich für Deutsch­land gute Chan­cen. In Ver­bin­dung mit der Digi­ta­len Iden­ti­tät bekommt das Sze­na­rio noch mehr Reiz. Auch hier haben Fra­gen der Sicher­heit und Zuver­läs­sig­keit hohe Prio­ri­tät, was wie­der­um ein Vor­teil für Deutsch­land ist. 
Das alles bedeu­tet kei­nes­wegs, dass wir hier­zu­lan­de nichts vom Aus­land ler­nen kön­nen. Das kön­nen wir sehr wohl. Was etwa die The­men Digi­ta­le Iden­ti­tät und Open API betrifft, sind uns z.B. Groß­bri­tan­ni­en und Kana­da vor­aus. Auch sonst lohnt sich der Blick zur Insel, wenn­gleich ich damit weni­ger die Lon­do­ner City mei­ne, so nahe­lie­gend und ver­füh­re­risch der Gedan­ke auch sein mag 😉

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