Von Ralf Keuper

Eini­ge Zeit nach­dem das Schlimms­te der ver­gan­ge­nen Finanz­kri­se über­wun­den war, kam die Sor­ge zurück, schon bald könn­te eine neue Spe­ku­la­ti­ons­bla­se ent­ste­hen und die Volks­wirt­schaf­ten erneut erschüt­tern. In dem Zusam­men­hang war häu­fig von einem Dou­ble Dip die Rede. Nach Ansicht eini­ger Beob­ach­ter haben wir die letz­te Finanz­kri­se noch lan­ge nicht über­wun­den. Zu einer erneu­ten Finanz­kri­se ist es indes bis­lang nicht gekommen.

Momen­tan schei­nen die Indi­zi­en jedoch zuzu­neh­men. So jeden­falls die Wirt­schafts­wei­se Isa­bel Schna­bel, für die die nächs­te Bla­se unmit­tel­bar vor der Tür steht. Anlass zur Sor­ge geben laut Schna­bel die Auto­kre­di­te in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten, die seit Jah­ren rasant zuneh­men. Auf die­sem Blog waren die Auto­kre­di­te in den USA bereits ein The­ma, wie in Finanz­märk­te: Rück­fall in alte Denk- und Ver­hal­tens­mus­ter? aus dem Jahr 2014. Damals wies der Auto­mo­ti­ve Report von Expe­ri­an dar­auf hin, dass zu dem Zeit­punkt bereits 34 Pro­zent der Kre­di­te für Neu­wa­gen und 62 Pro­zent der Kre­di­te für Gebraucht­wa­gen an Per­so­nen mit schlech­ter Boni­tät ver­ge­ben wurden.

In Haben die Ame­ri­ka­ner wie­der zu vie­le Schul­den? in der FAZ vom 9.06.17 kommt dage­gen leich­te Ent­war­nung. Zwar hät­ten Auto­kre­di­te, Stu­den­ten­kre­di­te und Kre­dit­kar­ten­schul­den in letz­ter Zeit – z.T. in besorg­nis­er­re­gen­dem Aus­maß – zuge­nom­men. Von einer Wie­der­auf­la­ge der Finanz­kri­se kön­ne indes noch kei­ne Rede sein.

Im Jahr 2008 ent­sprach die Ver­schul­dung der Ame­ri­ka­ner grob ihrem Ein­kom­men, heu­te liegt das Schul­den­ni­veau bei 80 Pro­zent des ame­ri­ka­ni­schen Volks­ein­kom­mens. Die­ses Ver­hält­nis hat sich in den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren nicht verändert.

Zu einer etwas abwei­chen­den Ein­schät­zung gelang­te Flo­ri­an Röt­zer vor einem Jahr in Die Ame­ri­ka­ner ver­sin­ken in Schul­den.

2008 waren sie mit 984 Mil­li­ar­den auf ihren Kre­dit­kar­ten ver­schul­det, dann ver­such­ten sie sich ein wenig zurück­zu­hal­ten. Jetzt ist durch­schnitt­lich jeder ver­schul­de­te Haus­halt mit 8.500 US-Dol­lar belas­tet. Auf­fäl­lig ist nach Card­hub, dass im ers­ten Vier­tel­jahr 2016 nur 26,8 Mil­li­ar­den US-Dol­lar an Schul­den begli­chen wur­de, so wenig hat­ten sie seit 2008 in der stärks­ten Kri­se sonst nicht mehr abge­stot­tert, 2008 waren es nur 17 Mil­li­ar­den. Dafür haben sie aber jetzt bereits 71 Mil­li­ar­den an neu­en Schul­den gemacht, wes­we­gen die Rück­zah­lung gera­de ein­mal 38 Pro­zent des Schul­den­zu­wach­ses ausmacht.

Zu den von Frau Schna­bel pro­ble­ma­ti­sier­ten Auto­kre­di­ten heisst es in dem erwähn­ten Bei­trag in der FAZ:

Aller­dings weist wenig dar­auf hin, dass sich das mikro­öko­no­mi­sche Pro­blem zu einem makro­öko­no­mi­schen aus­wächst. Auto­kre­di­te machen jeweils nur einen klei­nen Anteil in den Schul­den­bü­chern der Ban­ken aus, bei JP Mor­gen Cha­se bei­spiels­wei­se nur 14 Prozent.

Der gerin­ge Anteil in den Bank­bi­lan­zen könn­te auch dar­auf zurück­zu­füh­ren sein, dass vie­le Auto­kre­di­te als ABS wei­ter­ver­kauft wur­den; ein Mus­ter, das aus der letz­ten Finanz­kri­se bekannt ist. Wie der Autor in der FAZ zu der Ein­tei­lung bzw. Bewer­tung kommt, dass es sich bei den Auto­kre­di­ten um mikro­öko­no­mi­sche und nicht um makro­öko­no­mi­sche Tat­be­stän­de han­delt, bleibt wohl sein Geheim­nis. Unter die mikro­öko­no­mi­sche Betrach­tung fal­len die ein­zel­nen Kre­di­te, die in agg­re­gier­ter Form sehr wohl makro­öko­no­mi­sche Bedeu­tung haben.

Wir wer­den sehen.

Wei­te­re Informationen:

Ver­schul­dung durch Auto­kre­di­te. Ame­ri­kas nächs­te Blase

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