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Die bis­her ver­öf­fent­lich­ten Ergeb­nis­se der deut­schen Ban­ken für 2024 bestä­ti­gen die Erwar­tun­gen von Fitch Ratings, dass die Asset-Qua­li­tät unter Druck steht, nach­dem zwei Jah­re mit höhe­ren Zins­sät­zen und schwa­chem Wirt­schafts­wachs­tum in Euro­pas größ­ter Volks­wirt­schaft ver­gan­gen sind. Für 2025 wird ein Anstieg der Kre­dit­aus­fäl­le in den Kre­dit­port­fo­li­os für Unter­neh­men und klei­ne bis mitt­le­re Unter­neh­men (KMU) erwar­tet, nach­dem die­se Seg­men­te in den letz­ten Jah­ren bemer­kens­wert resi­li­ent waren[1]Ger­man Banks Are Pre­pa­ring for Asset Qua­li­ty Down­turn in 2025.

Die Kre­dit­aus­fall­rück­stel­lun­gen (LICs) lagen in den meis­ten Fäl­len deut­lich über dem Durch­schnitt der Jah­re 2013 bis 2023 und wer­den vor­aus­sicht­lich auch 2025 hoch blei­ben, da schwa­che Wachs­tums­aus­sich­ten Risi­ken für die Asset-Qua­li­tät dar­stel­len. Fitch hat die Pro­gno­se für das deut­sche BIP-Wachs­tum 2025 auf 0,3% (zuvor 0,8%) und die poten­zi­el­le Wachs­tums­pro­gno­se für 2024–2028 auf 0,6% (zuvor 1,1% für 2019–2027) gesenkt.

Trotz der erhöh­ten LICs sind die deut­schen Ban­ken gut posi­tio­niert, um mit der sta­gnie­ren­den Wirt­schaft umzu­ge­hen. Ihr ope­ra­ti­ver Gewinn vor Rück­stel­lun­gen hat sich in den letz­ten Jah­ren erheb­lich ver­bes­sert, was eine robus­te Ver­tei­di­gungs­li­nie gegen höhe­re LICs bie­tet. Zudem könn­ten sub­stan­ti­al manage­ment over­lays, typi­scher­wei­se 20 bis 60 Basis­punk­te der Brutto­for­de­run­gen, genutzt wer­den, um höhe­re Rück­stel­lungs­be­dar­fe abzufedern.

Fitch erwar­tet, dass die Pro­gno­sen für impai­red loans dar­auf hin­deu­ten, dass deut­sche Ban­ken im Jahr 2025 die Schwel­len­wer­te für eine Her­ab­stu­fung ihrer Via­bi­li­ty Ratings nicht über­schrei­ten wer­den. Die Ver­schlech­te­rung der Asset-Qua­li­tät in den Kre­dit­port­fo­li­os für Pri­vat­kun­den wird mode­rat erwar­tet, da der Arbeits- und Woh­nungs­markt resi­li­ent blei­ben dürf­te. Eine deut­lich schwä­che­re wirt­schaft­li­che Leis­tung als pro­gnos­ti­ziert, ins­be­son­de­re höhe­re Arbeits­lo­sen­quo­ten, könn­te jedoch zu höhe­ren Kre­dit­aus­fäl­len füh­ren und den Druck auf die Bank­ge­win­ne erhöhen.

Die Ver­schlech­te­rung der Asset-Qua­li­tät betrifft haupt­säch­lich die Kre­dit­ver­ga­be im Bereich der gewerb­li­chen Immo­bi­li­en (CRE). Die Asset-Qua­li­tät im Unter­neh­mens­be­reich blieb resi­li­ent, mit nur weni­gen gro­ßen Unter­neh­mens­aus­fäl­len. Die meis­ten deut­schen KMU haben in den letz­ten zehn Jah­ren ihre Bilan­zen gestärkt, was die Aus­wir­kun­gen lang­sa­me­rer wirt­schaft­li­cher Akti­vi­tä­ten ver­zö­gert hat.

Für 2025 wird erwar­tet, dass die LICs in Bezug auf CRE-Enga­ge­ments zurück­ge­hen, da der CRE-Markt in eine Erho­lungs­pha­se ein­tritt, sie jedoch wei­ter­hin einen erheb­li­chen Teil der Kre­dit­kos­ten aus­ma­chen wer­den. Der Groß­teil der LICs 2025 wird vor­aus­sicht­lich aus der Kre­dit­ver­ga­be an KMU und Unter­neh­men stam­men, ins­be­son­de­re im Bau­we­sen, im Non-Food-Ein­zel­han­del und in der Fer­ti­gung. Letz­te­re ist beson­ders hohen Ener­gie­kos­ten und schwa­cher glo­ba­ler sowie inlän­di­scher Nach­fra­ge aus­ge­setzt, was durch US-Zöl­le ver­schärft wer­den könnte.

Sub­stan­ti­al manage­ment overlay 

“Sub­stan­ti­al manage­ment over­lays” im Zusam­men­hang mit Kre­dit­aus­fäl­len bzw. Kre­dit­ri­si­ken bezie­hen sich auf bedeu­ten­de nach­träg­li­che Anpas­sun­gen der erwar­te­ten Kre­dit­ver­lus­te (Expec­ted Cre­dit Loss, ECL), die von Ban­ken und Finanz­in­sti­tu­ten vor­ge­nom­men wer­den. Die­se Over­lays wer­den ein­ge­setzt, um neu­ar­ti­ge oder schwer zu model­lie­ren­de Risi­ken zu berück­sich­ti­gen, die in den stan­dard­mä­ßi­gen ECL-Model­len nicht aus­rei­chend abge­bil­det sind.

Bedeu­tung und Anwendung

  1. Abbil­dung neu­ar­ti­ger Risi­ken: Manage­ment Over­lays wer­den genutzt, um Risi­ken wie Ener­gie­ver­sor­gungs­pro­ble­me, Lie­fer­ket­ten­un­ter­bre­chun­gen, Umwelt­ri­si­ken, Infla­ti­on und geo­po­li­ti­sche Risi­ken zu berück­sich­ti­gen, für die oft kei­ne aus­rei­chen­den his­to­ri­schen Daten vorliegen.
  2. Ergän­zung zu Stan­dard­mo­del­len: Sie die­nen als Ergän­zung zu den bestehen­den ECL-Model­len, um deren Unzu­läng­lich­kei­ten bei der Erfas­sung aktu­el­ler und zukünf­ti­ger Risi­ko­fak­to­ren auszugleichen.
  3. Quan­ti­ta­ti­ve Bedeu­tung: Im Durch­schnitt tra­gen Over­lays zu etwa 30% der ECL-Dota­tio­nen bei, wobei die Schwan­kungs­brei­te zwi­schen den Ban­ken erheb­lich sein kann.

Her­aus­for­de­run­gen und Best Practices 

  • Gra­nu­la­ri­tät: Die EZB emp­fiehlt, Over­lays auf einer detail­lier­ten Ebe­ne anzu­wen­den, anstatt sie als pau­scha­le Anpas­sun­gen auf der Gesamt­ebe­ne des ECL vorzunehmen.
  • Sek­tor­spe­zi­fi­sche Anwen­dung: Effek­ti­ve Over­lays soll­ten sek­tor­spe­zi­fisch sein, z.B. für Gewer­be­im­mo­bi­li­en-Expo­si­tio­nen, um die spe­zi­fi­schen Risi­ken adäquat zu erfassen.
  • Trans­pa­renz und Nach­voll­zieh­bar­keit: Die Quan­ti­fi­zie­rung und Anwen­dung von Over­lays soll­te trans­pa­rent und nach­voll­zieh­bar sein, um die Kon­sis­tenz und Ange­mes­sen­heit sicherzustellen.
  • Regel­mä­ßi­ge Über­prü­fung: Ange­sichts der sich ändern­den Risi­ko­land­schaft ist eine regel­mä­ßi­ge Über­prü­fung und Anpas­sung der Over­lays erforderlich.

Zusam­men­fas­send sind “sub­stan­ti­al manage­ment over­lays” ein wich­ti­ges Instru­ment im Risi­ko­ma­nage­ment von Finanz­in­sti­tu­ten, um die Kre­dit­ri­si­ko­vor­sor­ge an aktu­el­le und zukünf­ti­ge Her­aus­for­de­run­gen anzu­pas­sen und eine ange­mes­se­ne Risi­ko­ab­de­ckung sicherzustellen.