Von Ralf Keuper 

In der Juli-Aus­ga­be von brand­eins nimmt der Bei­trag Fintechs: Das nächs­te klei­ne Ding einen Abgleich zwi­schen den Erwar­tun­gen, die sich an die Fin­tech-Start­ups hef­ten und von ihnen selbst genährt wer­den, und ihrer Rele­vanz bei den Kun­den vor. Das Resul­tat fällt recht ernüch­ternd aus. Von ech­ter Rele­vanz kann, gemes­sen an Markt­an­tei­len, kaum die Rede sein.

Die jüngs­te Ent­wick­lung scheint para­dox: Nach­dem für einen lan­gen Zeit­raum die Dis­rup­ti­on, die Ver­drän­gung der Ban­ken das Ziel vie­ler Fin­tech-Start­ups war, hat nun die Koope­ra­ti­on Prio­ri­tät. Unter dem Schlag­wort des “Rebund­ling” wol­len Ban­ken und Fin­tech-Start­ups die Zukunft des Ban­king gemein­sam gestal­ten, wie bei der Deut­schen Bank.

Gera­de an der Deut­schen Bank wer­den die Defi­zi­te die­ses neu­en Orga­ni­sa­ti­ons­mo­dells sicht­bar: Kann eine Bank, die der­zeit das größ­te Sys­tem­ri­si­ko für die inter­na­tio­na­len Finanz­märk­te dar­stellt und seit Jah­ren wegen diver­ser Pro­zes­se in den Schlag­zei­len steht und sich über­dies in den USA aus­ge­spro­chen lern­re­sis­tent zeigt, glaub­haft den Wan­del reprä­sen­tie­ren bzw. kommunizieren?

Das Pro­blem ist, dass bei­de, Fin­tech-Start­ups wie auch Ban­ken, nahe­zu die­sel­ben Erlös- und Kos­ten­struk­tu­ren tei­len. Solan­ge es bei­den nicht gelingt, neue Erlös­quel­len zu erschlie­ßen, die über das klas­si­sche Ban­king hin­aus­ge­hen (Jür­gen Pon­to), wer­den die struk­tu­rel­len Pro­ble­me fort­be­stehen, die sich in sog. Finanz­kri­sen ent­la­den. Fintechs und Ban­ken sind im sel­ben (selbst­re­fe­ren­ti­el­len) Sys­tem gefan­gen. Bei­de wol­len die bes­se­re Bank sein.

Was aber, wenn die Bank sel­ber ein Aus­lauf­mo­dell ist?

Der brand­eins-Bei­trag trifft es des­halb nur zur Hälf­te, da er nicht the­ma­ti­siert, was es für Kon­se­quen­zen hat, dass Ban­ken und Fin­tech-Start­ups in etwa die­sel­be Vor­stel­lung des­sen, was eine Bank ist, haben. Die­se gemein­sa­me (Sys­tem-) Sicht führt wie­der­um dazu, dass die struk­tu­rel­len Pro­ble­me der Bran­che, wie sie bei der Deut­schen Bank oder im P2P Len­ding offen zu Tage tre­ten, sich ver­fes­ti­gen. Damit wächst der Bedarf nach einem ande­ren Ver­ständ­nis einer Bank. Die­ses Bedürf­nis stil­len der­zeit die gro­ßen Inter­net­kon­zer­ne, wie Goog­le, Apple, Ali­baba und Ama­zon, am geschicktesten.

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