Von Ralf Keuper

Über das Wesen der Block­chain ist schon viel spe­ku­liert wor­den. Han­delt es sich bei die­ser Tech­no­lo­gie um ein neu­es Phä­no­men, für das es in der Geschich­te kei­nen Vor­läu­fer gibt, oder über­setzt sie ledig­lich uralte, archai­sche Prak­ti­ken in eine neue, der Zeit ent­spre­chen­den Form?

Der ita­lie­ni­sche Phi­lo­soph Mau­ricio Fer­ra­ris geht in Was ist Kapi­tal? Wie steht es zum Geld? Was leis­tet die Block­chain? weit in die Ver­gan­gen­heit zurück, um die Ver­bin­dungs­li­ni­en aus­fin­dig zu machen. Bereits  35.000 Jah­re vor Chris­tus hät­ten unse­re Vor­fah­ren mit Ker­ben Vor­gän­ge, Ereig­nis­se auf­ge­zeich­net, um sie dem Ver­ges­sen zu ent­rei­ßen und zu doku­men­tie­ren. Im Lauf der Zeit wur­den neue Doku­men­ta­ti­ons­for­men ein­ge­führt. Das Haupt­prin­zip jedoch blieb erhal­ten: Die fäl­schungs­si­che­re, durch min­des­tens zwei Par­tei­en bestä­tig­te Doku­men­ta­ti­on eines bestehen­den Ver­trags- und Schuld­ver­hält­nis­ses, deren neu­es­te Aus­prä­gung die Block­chain ist:

Denn die Block­chain – die­se Erfin­dung, die uns als die gröss­te Neu­heit unse­rer Zeit erscheint – ist nichts ande­res als ein welt­wei­tes, auf unzäh­li­ge Com­pu­ter aus­ge­wei­te­tes Kerb­holz. Anstel­le eines von zwei Per­so­nen geteil­ten Zähl­stabs haben wir es mi…