Von Ralf Keuper

Es mag ein wenig hart rüber kom­men, was Mei­ke Schrei­ber in Pay­di­rekt ist vor­erst geschei­tert dia­gnos­ti­ziert. Den­noch ist an dem Befund kaum zu zwei­feln. Die Ban­ken sind drauf und dran, im Zah­lungs­ver­kehr den Anschluss an Apple, Goog­le, Pay­pal, Ali­pay und WeChat Pay zu ver­lie­ren. Das weckt Erin­ne­run­gen an die spä­ten 1980er Jah­re als die hie­si­gen Ban­ken schon mal in ihrem Stamm­ge­schäft bedroht wur­den, wie von dem Han­dels­kon­zern Mas­sa (Vgl. dazu: Mas­sa Card: Als der Han­del den Ban­ken das Geschäft strei­tig machen woll­te). Damals schrieb der “Vater des Euro­che­que”, Deut­sche Bank – Vor­stand Eck­hart van Hoo­ven, der Bran­che ins Stammbuch:

Wer den Zah­lungs­ver­kehr kon­trol­liert, hat auch den Schlüs­sel zum übri­gen Bankgeschäft.

Die Mah­nung wur­de in den letz­ten 25 Jah­ren von den Ban­ken mehr oder weni­ger igno­riert. Man war, wie die Deut­sche Bank und Dresd­ner Bank, mit der Hoch­fi­nanz beschäf­tigt; da war kein Raum mehr für das drö­ge Zah­lungs­ver­kehrs­ge­schäft. Sicher – es gehör­te irgend­wie dazu, ein not­wen­di­ges Übel. Mit Inves­ti­tio­nen in die Zah­lungs­ver­kehrs­in­fra­struk­tur oder der For­mu­lie­rung und Eta­blie­rung gemein­sa­mer euro­päi­scher Stan­dards und Lösun­gen hielt man sich zurück. Zu unin­ter­es­sant. Die­se Lücke wur­de indes von ande­ren, wie Pay­Pal, Apple, Goog­le, Stri­pe, Klar­na und Ama­zon, geschlos­sen. Es geht auch ohne Ban­ken. Als die deut­sche Kre­dit­wirt­schaft geruh­te, mit Pay­di­rekt an den Start zu gehen, war die Mes­se bereits gele­sen bzw. die Claims waren abge­steckt. Das Kom­men von Pay­di­rekt hat­te nie­mand außer­halb der Ban­ken und Spar­kas­sen mit Sehn­sucht erwar­tet. Die Pil­ger­strö­me der Händ­ler und Kun­den blie­ben aus.

Vor ziem­lich genau fünf Jah­ren fass­te ich mei­ne Gedan­ken zur Zukunft des mobi­len Zah­lungs­ver­kehrs und die Rol­le der Ban­ken auf Car­ta in Eini­ge Anmer­kun­gen zur aktu­el­len Ent­wick­lung im Bereich Mobi­le Pay­ments zusam­men. Das dama­li­ge Fazit:

Der Bereich Mobi­le Pay­ments wird zum Test­fall für die Fra­ge, ob und inwie­weit es den Ban­ken gelingt, den neu­en Her­aus­for­de­rern Paro­li zu bie­ten. Es ist frag­lich, ob eine Ban­ken­grup­pe allei­ne dazu in der Lage ist. Koope­ra­tio­nen der Ban­ken unter­ein­an­der kön­nen ein Weg sein, um den Vor­sprung von Anbie­tern wie Pay­Pal aufzuholen.

Schon damals gab der Tech­no­lo­gie-Vor­stand von Pay­Pal, James Bar­re­se, in einem Inter­view mit der FR als Ant­wort auf den Hin­weis, dass die deut­schen Ban­ken an einer Pay­Pal-Alter­na­ti­ve arbei­ten, zu Protokoll:

Die sol­len ruhig mal machen. Was ich zu beden­ken gebe, ist, dass wir hier einen Vor­sprung von 15 Jah­ren haben.

Nach­dem in den Ban­ken und Spar­kas­sen die Erkennt­nis gereift ist, dass Pay­di­rekt doch nicht die Ant­wort auf Pay­Pal gewe­sen ist, plant man nun die nächs­te Offen­si­ve. In zwei bis drei Jah­ren will man eine Lösung für Über­wei­sun­gen von Han­dy zu Han­dy prä­sen­tie­ren. Dafür sol­len die Ver­fah­ren Pay­di­rekt, Giro­pay und Kwitt gebün­delt werden.

Was immer dabei her­aus kommt, nach allem, was uns die letz­ten Jah­re gelehrt haben, dürf­ten nur weni­ge Jubel­schreie auf Kun­den­sei­te zu ver­neh­men sein, falls es über­haupt zur Kennt­nis genom­men wird. Bis dahin haben Apple, Goog­le, Ama­zon und Co. mit ihren Bezahl­ver­fah­ren bereits den B2B-Markt besetzt. Wenn die Ban­ken und Spar­kas­sen ihre Mini­mal­chan­ce, denn mehr ist es nicht, noch nut­zen wol­len, dann müs­sen sie eini­ge Gän­ge höher schal­ten oder bes­ser gleich die Segel streichen.