Von Ralf Keuper

Die Cross River Bank (CRB) ist in der US-ame­ri­ka­ni­schen Fin­tech-Sze­ne so etwas wie ein Geheim­tipp. Seit ihrer Grün­dung im Jahr 2008 sorgt die Regio­nal­bank mit einem für die Bran­che unkon­ven­tio­nel­len Geschäfts­mo­dell für Auf­se­hen. Die Bank stellt P2P-Platt­for­men wie Len­ding Club und Affirm ihre Bilanz zur Ver­fü­gung und sorgt dafür, dass die regu­la­to­ri­schen Bestim­mun­gen ein­ge­hal­ten wer­den. Len­ding Club & Co. könn­ten sich damit, so die Bank, auf ihr Kern­ge­schäft kon­zen­trie­ren. Für ihre Diens­te berech­net die Bank laut Tech­Crunch in Cross River Bank gets uncon­ven­tio­nal vali­da­ti­on with a $28M VC round eine Gebühr von 0,2 bis 0,5 Pro­zent des ver­mit­tel­ten Kre­dit­vo­lu­mens. Zusam­men mit Ripp­le offe­riert die Bank ihren Kun­den die Mög­lich­keit, Zah­lun­gen zwi­schen den USA und West­eu­ro­pa in Echt­zeit abzu­wi­ckeln. Wei­te­re Koope­ra­tio­nen bestehen mit Trans­fer­wi­se und Stripe.

Die Tat­sa­che, dass nun so nam­haf­te Inves­to­ren wie And­re­es­sen Hor­ro­witz bei CRB ein­ge­stie­gen sind, wer­ten eini­ge Beob­ach­ter als ein Ereig­nis mit Signal­cha­rak­ter. Neben Tech­Crunch setzt sich Ame­ri­can Ban­ker in Why Giants of Sili­con Val­ley Inves­ted in a Com­mu­ni­ty Bank mit die­sem für die Sze­ne rela­tiv neu­en Phä­no­men aus­ein­an­der. Einer der neu­en Inves­to­ren, Scott Tobin, begrün­det sei­ne Ent­schei­dung u.a. damit, dass der Ein­fluss von Fin­tech-Start­ups auf die Bran­che unüber­seh­bar sei, jedoch führ­ten auch im Ban­king letzt­end­lich alle Wege zurück zu einer voll regu­lier­ten Bank – wie die Cross River Bank. Das Poten­zi­al der Bank bestehe vor allem dar­in, ihr regu­la­to­ri­sches Know-how den Fin­tech-Start­ups gegen­über im gro­ßen Stil ver­wer­ten zu kön­nen. Der Chef von CRB, Gil­les Gade, beschreibt das Geschäfts­mo­dell sei­ner Bank fol­ge­rich­tig als Ban­king-as-a-Ser­vice. Ziel der Bank sei es, die Dis­in­ter­me­dia­ti­on der letz­ten Jah­re umzu­keh­ren. Ange­sagt sei die Re-Intermediation.

In Bank Dis­rup­ti­on and SEC Visits beschei­nigt Matt Levi­ne der Kom­bi­na­ti­on aus coo­ler Tech­no­lo­gie an der Kun­den­schnitt­stel­le und klas­si­scher Bank im Hin­ter­grund gute Erfolgs­aus­sich­ten. Im Grun­de sei es die ein­zi­ge ver­blie­be­ne Alter­na­ti­ve für Fin­tech-Start­ups für dau­er­haf­ten Erfolg.

So neu ist das Geschäfts­mo­dell von CRB jedoch nicht. Letzt­lich han­delt es sich hier­bei um das Leis­tungs­spek­trum einer klas­si­schen White-Label-Bank, wie sie in Deutsch­land u.a. von Wire­card, Fin­Tech Group und neu­er­dings der sola­ris­Bank betrie­ben wird. Das Geschäfts­mo­dell steht und fällt mit der Zahl der Kun­den und des Trans­ak­ti­ons­vo­lu­mens. Es ist in ers­ter Linie ein Mas­sen­ge­schäft. Wer dane­ben nicht noch über wei­te­re Ein­nah­me­quel­len ver­fügt, wie Wire­card und die Fin­Tech Group, wer also nicht son­der­lich diver­si­fi­ziert ist und damit eigent­lich schon wie­der klas­si­sches Ban­king betreibt, wird es künf­tig schwer haben, zumal zahl­rei­che Fin­tech-Start­ups die Nähe zu den Ban­ken suchen bzw. von ihnen über­nom­men wer­den, wie die Bank Simp­le und Fidor. Anders als mit dem Zusam­men­ge­hen mit einer Bank, ist die nöti­ge Markt­durch­drin­gung, die Ska­lie­rung des Geschäfts­mo­dells bis auf wei­te­res kaum zu erreichen.

Einen ähn­li­chen Ansatz wie die Cross River Bank ver­folgt in den USA die Citi­zen Bank of Weir. Die Regio­nal­bank aus Kan­sas bie­tet ihre Leis­tun­gen als Ban­king as a Ser­vice eben­falls Fin­tech-Start­ups wie Moven an. Im Ver­gleich zu CRB ist die Citi­zen Bank of Weir nach mei­nem Ein­druck jedoch brei­ter auf­ge­stellt. Vgl. dazu: Citi­zen Bank of Weir – die etwas ande­re Regio­nal­bank aus Kansas

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