Deutsche Genossenschaften sind immaterielles Weltkulturerbe der Menschheit. Das haben die Gremien der UNESCO am 30. November 2016 in Addis Abeba beschlossen. Mit der Entscheidung würdigten sie erstmals einen kulturellen Beitrag aus Deutschland, der zudem nicht dem klassischen Kulturerbe entspricht, sondern sich als Wirtschaftsorganisation versteht. Erfunden wurde das moderne Genossenschaftswesen in Frankreich und England. Beeinflusst durch die Ideen des Frühsozialismus und die Auswirkungen der Industrialisierung, setzten deutsches Sicherheits- und Gerechtig- keitsstreben dann aber entscheidende Impulse bei der Ausgestaltung des modernen Selbsthilfegedankens. So ist das Genossenschaftsrecht im Wesentlichen eine deutsche Erfindung. Auch die Form der deutschen Genossenschaftsbank hat sich heute weltweit etabliert. Die Genossenschaften sind nicht denkbar ohne Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich-Wilhelm Raiffeisen. Beide haben neben dem Kreditsektor auch Warengenossenschaften angestoßen, aber die Entwicklung und weltweite Verbreitung des genossenschaftlichen Finanzsystems ist ihr besonderer Verdienst. In der von Schulze-Delitzsch initiierten liberalen und wettbewerbsorientierten Organisation entstand in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts das weltweit erste Absicherungssystem, das die Gelder des Sparers durch die Absicherung der Bank – des Instituts – rettete. …