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Von Ralf Keuper
Um künftige Entwicklungen besser abzuschätzen, greifen Unternehmen und Beratungshäuser gerne auf die Instrumente des Szenariomanagements zurück.
Das Szenariomanagement spielt im strategischen Management eine zentrale Rolle, insbesondere angesichts der wachsenden Unsicherheit, Komplexität und Dynamik moderner Märkte. Es dient dazu, Unternehmen auf unterschiedliche, teils unvorhersehbare Zukunftsentwicklungen vorzubereiten und fundierte strategische Entscheidungen zu ermöglichen. Anders als klassische Planungsansätze, die von einer weitgehend vorhersehbaren Entwicklung ausgehen, fördert das Szenariomanagement das Denken in alternativen, plausiblen Zukunftsbildern und macht damit Unsicherheiten explizit zum Gegenstand der Planung.
Durch die Entwicklung und Analyse verschiedener Szenarien können Unternehmen die Auswirkungen potenzieller Veränderungen – etwa durch technologische Innovationen, Marktverschiebungen oder regulatorische Eingriffe – frühzeitig erkennen und bewerten. Dies ermöglicht es, Chancen und Risiken systematisch abzuleiten und Handlungsoptionen zu entwickeln, die im Ernstfall schnell umgesetzt werden können. Das Szenariomanagement schafft somit einen Rahmen, der strategische, finanzielle und operative Planungen miteinander verknüpft und eine flexible, agile Reaktion auf unterschiedliche Zukunftslagen erlaubt.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Szenariomanagement die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen verschiedenen Unternehmensbereichen fördert und die Abstimmung mit relevanten Stakeholdern erleichtert. Es unterstützt die kontinuierliche Überwachung wichtiger Einflussfaktoren (z.B. Markttrends, technologische Treiber) und hilft, die Unternehmensressourcen gezielt auf die wahrscheinlichsten oder kritischsten Entwicklungen auszurichten.
Stufen des Szenariomanagements
Zieldefinition und Problemstellung
- Definition des Ziels des Szenariomanagements.
- Klärung der Fragestellung: Welche Aspekte der Zukunft sollen untersucht werden?
- Festlegung des Betrachtungshorizonts (z. B. 5, 10 oder 20 Jahre).
- Analyse des Umfelds (Umfeldanalyse)
Untersuchung der relevanten Einflussfaktoren, die das Szenario beeinflussen könnten.
- Identifikation von Trends und Unsicherheiten in verschiedenen Bereichen wie Politik, Wirtschaft,
- Gesellschaft, Technologie, Umwelt usw.
- Kernfaktoren und Einflussanalyse
Auswahl der wesentlichen Einflussfaktoren, die den größten Einfluss auf die Fragestellung haben.
- Durchführung einer Einflussanalyse, um Zusammenhänge und Abhängigkeiten zwischen den Faktoren zu verstehen.
- Entwicklung von Szenarien
Definition von Szenarien durch Kombination verschiedener Entwicklungen der Kernfaktoren.
- Erstellung von plausiblen, konsistenten und differenzierten Szenarien (z. B. Best-Case‑, Worst-Case- und Trend-Szenario).
- Bewertung und Interpretation der Szenarien
Analyse der Auswirkungen und Chancen/Risiken der verschiedenen Szenarien.
- Bewertung der Szenarien in Bezug auf die Fragestellung und strategische Ziele.
- Ableitung von Strategien und Maßnahmen
Entwicklung von Strategien und Handlungsempfehlungen, die auf den Szenarien basieren.
- Vorbereitung auf potenzielle Entwicklungen, um flexibel reagieren zu können.
Kommunikation und Monitoring
- Kommunikation der Szenarien und der daraus abgeleiteten Strategien an alle relevanten Stakeholder.
- Laufendes Monitoring der Einflussfaktoren und Anpassung der Szenarien bei veränderten Rahmenbedingungen.
Diese Stufen sind iterativ und zyklisch angelegt, sodass neue Erkenntnisse und Entwicklungen in den Prozess integriert werden können. Das Ziel ist es, Organisationen oder Entscheidungsträger proaktiv auf unterschiedliche Zukünfte vorzubereiten.
Szenariomanagement erweitert somit das klassische Instrumentarium des strategischen Managements um die Fähigkeit, Unsicherheit aktiv zu managen, alternative Zukunftsbilder zu entwickeln und die strategische Handlungsfähigkeit auch unter volatilen Bedingungen sicherzustellen.
So weit, so gut. Nur – hat das Szenariomanagement trotz seines ausgewogenen Ansatzes nicht auch blinde Flecken und birgt es nicht auch das Risiko, Fehleinschätzungen, das Verharren in “selbst gestaltete Umwelten” zu verstärken, da nicht alle möglichen Szenarien abgedeckt und Beharrungskräfte unterschätzt werden können? Was lässt sich daraus für das strategische Management der Banken lernen? Wo wird schon heute das Szenariomanagement in Banken verwendet?
Das Szenariomanagement wird in den Banken bereits an vielen Stellen eingesetzt.
Risikomanagement und Stresstests
Szenariomanagement ist ein zentrales Instrument im Risikomanagement von Banken. Es wird genutzt, um die Auswirkungen von krisenhaften Entwicklungen (z. B. Wirtschaftskrisen, geopolitische Schocks, Marktverwerfungen) auf das Portfolio und die Kapitalausstattung zu simulieren. Stresstests sind dabei eine spezielle Form der Szenarioplanung, mit deren Hilfe Banken sicherstellen, dass sie auch in extremen Situationen ausreichend kapitalisiert sind und regulatorische Anforderungen erfüllen.
Strategische Planung und Kapitalallokation
Banken verwenden Szenariomanagement, um verschiedene wirtschaftliche Entwicklungen vorauszudenken und darauf aufbauend Strategien zu entwickeln. So können sie beispielsweise prüfen, wie sich ein Konjunkturabschwung, Zinsänderungen oder…