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Die jüngs­te Ent­wick­lung im Bereich der Künst­li­chen Intel­li­genz, ins­be­son­de­re durch das chi­ne­si­sche Unter­neh­men Deep­Seek, könn­te einen Wen­de­punkt in der KI-Bran­che mar­kie­ren. Deep­Seek hat mit sei­nen Model­len R1 und V3 eine bemer­kens­wer­te Leis­tung zu einem Bruch­teil der übli­chen Kos­ten erreicht. Dies ist nicht nur eine gering­fü­gi­ge Kos­ten­sen­kung, son­dern eine Redu­zie­rung um Grö­ßen­ord­nun­gen, die den Auf­wand für die Ent­wick­lung von KI der Spit­zen­klas­se dras­tisch verringert.

Par­al­le­len zur Dotcom-Blase 

Die­se Ent­wick­lung erin­nert stark an die Dot­com-Bla­se um die Jahr­tau­send­wen­de. Damals inves­tier­ten Unter­neh­men Hun­der­te von Mil­li­ar­den in den Aus­bau der Inter­net­in­fra­struk­tur, ins­be­son­de­re in die Ver­le­gung von Glas­fa­ser­ka­beln unter den Ozea­nen. Sie schu­fen eine Infra­struk­tur, die aus­reich­te, um das Wachs­tum des Inter­net­ver­kehrs für 50 Jah­re zu bewäl­ti­gen. Alle waren über­zeugt, dass dies die Zukunft sei. Doch sie hat­ten sich ent­schei­dend ver­rech­net: Die geschaf­fe­ne Infra­struk­tur über­traf die tat­säch­li­che Nach­fra­ge bei wei­tem [1]Hier bezie­he ich mich weit­ge­hend auf die Gedan­ken von GC Coo­ke auf X.

Ein ähn­li­ches Mus­ter zeich­net sich heu­te in der KI-Bran­che ab. Unter­neh­men inves­tie­ren Mil­li­ar­den in den Auf­bau von KI-Infra­struk­tu­ren und ‑Kapa­zi­tä­ten. Sequoia pro­gnos­ti­ziert, dass die KI-Bran­che 600 Mil­li­ar­den Dol­lar Umsatz benö­tigt, um die der­zei­ti­gen Inves­ti­tio­nen zu recht­fer­ti­gen[2]KI-Wun­der” Deep­seek aus Chi­na: Geben die KI-Kon­zer­ne viel zu viel Geld aus?[3]Deep­Seek R1 vs. Ope­nAI o1: Instal­la­ti­on, Funk­tio­nen, Preis­ge­stal­tung. Aktu­ell erreicht die Bran­che jedoch erst 10% die­ses Ziels. Die­se enor­me Dis­kre­panz zwi­schen Erwar­tun­gen und Rea­li­tät erin­nert stark an die Situa­ti­on vor dem Plat­zen der Dotcom-Blase.

KI-Inves­ti­tio­nen auf dem Prüfstand 

Der Durch­bruch von Deep­Seek in der effi­zi­en­ten KI-Ent­wick­lung stellt nun vie­le der mas­si­ven Infra­struk­tur­in­ves­ti­tio­nen in Fra­ge. Mil­li­ar­den­schwe­re Inves­ti­tio­nen in Rechen­zen­tren und Hard­ware erschei­nen plötz­lich über­di­men­sio­niert, mög­li­cher­wei­se sogar verschwenderisch.

Der aktu­el­le KI-Boom zeigt ähn­li­che Mus­ter wie zur Zeit der Dot­com-Bla­se, jedoch in noch grö­ße­rem Aus­maß. Deep­Seek R1 kos­tet nur etwa 2% des­sen, was Nut­zer für das Modell O1 von Ope­nAI aus­ge­ben würden.

Nicht min­der dras­tisch ist der Unter­schied bei der Beschäf­tig­ten­zahl und den Inves­ti­tio­nen. Wäh­rend Ope­nAI 4.500 Beschäf­tig­te zählt und bis dato 6 Mrd. Dol­lar ein­ge­sam­melt hat, kommt Deep­Seek mit 200 Beschäf­ti­gen und 10 Mio. Ent­wick­lungs­kos­ten aus.

Vom Ende der Knapp­heit zur Ernüchterung 

Die aktu­el­len KI-Bewer­tun­gen basie­ren auf Annah­men, die durch die­se Ent­wick­lung grund­le­gend infra­ge gestellt wer­den. Das bis­he­ri­ge Wirt­schafts­mo­dell der KI-Bran­che basier­te auf der Annah­me der Knapp­heit – nur weni­ge Unter­neh­men konn­ten es sich leis­ten, leis­tungs­star­ke KI zu ent­wi­ckeln. Mit dem Durch­bruch von Deep­Seek scheint die­se künst­li­che Knapp­heit zu ver­schwin­den. His­to­risch gese­hen führt das Ver­schwin­den künst­li­cher Knapp­heit oft zum Plat­zen von Bla­sen[4]Vgl. dazu: Big Tech has a big Deep­Seek pro­blem.

Wie das Inter­net im Jahr 2000 könn­te auch die KI-Bran­che vor einem “Tief­punkt der Ernüch­te­rung” ste­hen. Nicht weil die Tech­no­lo­gie nicht funk­tio­niert, son­dern weil eine gan­ze Bran­che auf Annah­men auf­ge­baut wur­de, die mög­li­cher­wei­se nicht mehr zutreffen.

Kun­den­ori­en­tie­rung bekommt mehr Gewicht

Die Geschich­te lehrt uns jedoch auch, dass nach sol­chen Ein­brü­chen oft die wah­re Revo­lu­ti­on beginnt. Nach dem Dot-Com-Crash, als vie­le das Inter­net für “tot” erklär­ten, began­nen Unter­neh­men wie Ama­zon, rea­le Pro­ble­me für ihre Kun­den zu lösen, anstatt in unnö­ti­ge Infra­struk­tur zu investieren.

Es bleibt abzu­war­ten, wie sich die KI-Bran­che in den kom­men­den Jah­ren ent­wi­ckeln wird. Die Effi­zi­enz­stei­ge­run­gen durch Unter­neh­men wie Deep­Seek könn­ten zu einer Neu­aus­rich­tung der gesam­ten Bran­che füh­ren, weg von mas­si­ven Infra­struk­tur­in­ves­ti­tio­nen hin zu effi­zi­en­te­ren, kun­den­ori­en­tier­ten Lösun­gen[5]Deep­Seek-R1 is a boon for enterprises—making AI apps che­a­per, easier to build, and more inno­va­ti­ve. Gleich­zei­tig deu­ten Maß­nah­men wie die Beschrän­kung der Regis­trie­rung auf chi­ne­si­sche Mobil­funk­num­mern durch Deep­Seek auf mög­li­che geo­po­li­ti­sche Impli­ka­tio­nen die­ser tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lung hin.