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Der Markt­start der neu­en digi­ta­len Bezahl­mög­lich­keit der Genos­sen­schafts­ban­ken auf iPho­nes wird ver­scho­ben, wie der Bun­des­ver­band der Deut­schen Volks­ban­ken und Raiff­ei­sen­ban­ken (BVR) mit­teil­te. Die Ent­wick­lungs­ar­bei­ten für die Inte­gra­ti­on der Giro­card in die iOS-Ban­king-App sei­en weit fort­ge­schrit­ten, jedoch noch nicht abge­schlos­sen. Zukünf­tig soll auch die Ein­bin­dung von Kre­dit­kar­ten erfol­gen[1]Deutsch­lands Volks­ban­ken ver­schie­ben ihren Angriff auf Apple.

Bis­lang war es Dritt­an­bie­tern auf iPho­nes nicht mög­lich, alter­na­ti­ve Bezahl­lö­sun­gen anzu­bie­ten, da Apple aus­schließ­lich Apple Pay erlaub­te. Nach regu­la­to­ri­schem Druck wur­de die­se Schnitt­stel­le jedoch auch für kon­kur­rie­ren­de Anbie­ter geöff­net. Die Genos­sen­schafts­ban­ken zäh­len zu den ers­ten, die davon Gebrauch machen wol­len. Auf Android-Gerä­ten haben die Ban­ken bereits seit Län­ge­rem eine eige­ne Bezahl­funk­ti­on implementiert.

Die Ver­zö­ge­rung fällt in eine Zeit wach­sen­der Span­nun­gen zwi­schen Euro­pa und den USA, was die Bestre­bun­gen nach grö­ße­rer Unab­hän­gig­keit von den USA verstärkt.

Mög­li­che Ursa­chen der Ver­zö­ge­run­gen in der Entwicklung

  • Tech­ni­sche Kom­ple­xi­tät: Die Ent­wick­lung einer völ­lig eige­nen Bezahl­funk­ti­on (abseits von Apple Pay) ist tech­nisch anspruchs­voll, weil Apple die NFC-Schnitt­stel­le erst kürz­lich öff­ne­te und die Ban­ken die­se neue Mög­lich­keit erst tes­ten und sicher gestal­ten müssen.
  • Sicher­heits­an­for­de­run­gen: Bezahl­lö­sun­gen müs­sen extrem sicher und sta­bil sein, vor allem auf Gerä­ten mit bis­her nicht frei zugäng­li­cher Hard­ware. Das ver­lang­samt den Entwicklungsprozess.
  • Regu­la­to­ri­sche Hür­den: Durch die spä­te Öff­nung der NFC-Schnitt­stel­le und aller damit ver­bun­de­nen regu­la­to­ri­schen Anfor­de­run­gen ist ein gewis­ser Nach­hol­be­darf entstanden.
  • Wett­lauf um Unab­hän­gig­keit: Die Ban­ken möch­ten unab­hän­gig von Apple Pay wer­den, brau­chen dafür aber mehr Zeit, um eine gleich­wer­ti­ge, siche­re und benut­zer­freund­li­che Lösung zu entwickeln.
  • Ver­zö­ge­rung ist poli­tisch auf­ge­la­den: Wegen der geo­po­li­ti­schen Span­nun­gen erhöht sich der Druck, aber zugleich gibt es höhe­re Anfor­de­run­gen an Sorg­falt und Sicher­heit beim go-live der neu­en Bezahlmethode.
  • Pro­jekt­orga­ni­sa­ti­on und Res­sour­cen: Die genos­sen­schaft­li­che Finanz­Grup­pe und ihre IT-Dienst­leis­ter müs­sen die Ent­wick­lung für vie­le Ban­ken gleich­zei­tig orga­ni­sie­ren; unvor­her­ge­se­he­ne inter­ne Ver­zö­ge­run­gen (per­so­nell, IT-sei­tig, orga­ni­sa­to­risch) sind bei Groß­pro­jek­ten die­ser Art nicht ungewöhnlich.
  • Erfah­run­gen aus Pilot­pro­jek­ten: Die ers­ten Zah­lun­gen auf Test­sys­te­men sind erst im April 2025 gelun­gen; aus die­sen Tests könn­ten Pro­ble­me iden­ti­fi­ziert wor­den sein, die eine Über­ar­bei­tung der Lösung nötig machen.

Wei­te­re Kri­tik­punk­te /​ Risi­ken[2]Volks­ban­ken brin­gen Giro­card aufs iPho­ne – Chan­cen und Hür­den  

Kri­tik an der Frag­men­tie­rung und man­geln­dem Komfort

  • Zusätz­li­che Apps als Belas­tung: Vie­le Nut­zer kri­ti­sie­ren, dass sie nicht bereit sind, für jede Bank oder jedes Zah­lungs­sys­tem eine sepa­ra­te App zu instal­lie­ren. Sie bevor­zu­gen ein­heit­li­che, offe­ne Stan­dards wie Apple Pay, die ver­schie­de­ne Kar­ten und Ban­ken integrieren.
  • Kom­fort­ver­lust: Nut­zer sehen in der eige­nen VR-Ban­ken-App eine Ein­schrän­kung, da die­se nur Kar­ten der VR-Ban­ken unter­stützt. Kre­dit­kar­ten ande­rer Anbie­ter, Gemein­schafts­kon­ten oder Arbeit­ge­ber­kar­ten wer­den ver­mut­lich nicht inte­griert sein.

Ver­gleich mit bestehen­den Lösungen

  • Pra­xis­bei­spie­le: Es wird auf Pro­ble­me mit ähn­li­chen Lösun­gen ver­wie­sen, z. B. beim Bezah­len mit Android-Apps, die häu­fig kom­pli­ziert und feh­ler­an­fäl­lig sei­en (z. B. App-Ent­sper­ren, Pass­wort­pro­ble­me, ELV-Unterschriften).
  • Vor­bild Schweiz: Nut­zer ver­wei­sen auf die erfolg­rei­che Lösung TWINT in der Schweiz, die einen gro­ßen Markt­an­teil hat (67,8 %) und sowohl für iPho­ne- als auch Android-Nut­zer funk­tio­niert. Apple Pay hat dort ver­gleichs­wei­se nur 12,5 % Marktanteil.

Gebüh­ren und wirt­schaft­li­che Überlegungen

  • Gebüh­ren­dis­kus­si­on: Es wird Ver­ständ­nis dafür geäu­ßert, dass Ban­ken die hohen Gebüh­ren von Apple ver­mei­den wol­len. Aller­dings wird ange­merkt, dass der Nut­zen für den End­kun­den ent­schei­dend sein soll­te und die Gewinn­ma­xi­mie­rung nicht auf Kos­ten der Benut­zer­freund­lich­keit gehen dürfe.
  • Giro­card-Debat­te: Die Giro­card wird als güns­ti­ges Zah­lungs­mit­tel für Händ­ler gelobt. Gleich­zei­tig wird aber kri­ti­siert, dass vie­le Händ­ler auf das kos­ten­lo­se ELV/­SE­PA-Ver­fah­ren aus­wei­chen, was für den Kun­den umständ­lich sei (z. B. Unter­schrif­ten am Terminal).

Stra­te­gi­sche Über­le­gun­gen und Monopol-Kritik

  • Weg von US-Mono­po­len: Eini­ge Nut­zer begrü­ßen die Initia­ti­ve der VR-Ban­ken als wich­ti­gen Schritt, um die Abhän­gig­keit von US-Fir­men wie Apple, Visa und Mas­ter­card zu redu­zie­ren. Sie sehen dar­in eine lang­fris­tig stra­te­gisch sinn­vol­le Entscheidung.
  • Euro­päi­sche Lösun­gen: Meh­re­re Stim­men for­dern eine euro­päi­sche Alter­na­ti­ve zu den markt­be­herr­schen­den Kre­dit­kar­ten­an­bie­tern Visa und Mas­ter­card, da dies wich­ti­ger sei als eine wei­te­re Bezahl-App.

Nega­ti­ve Kon­se­quen­zen für Kundenbindung

  • Dro­hun­gen mit Kon­to­wech­sel: Eini­ge Nut­zer kün­di­gen an, ihre Kon­ten bei den VR-Ban­ken zu kün­di­gen, falls die Ban­ken Apple Pay nicht mehr unter­stüt­zen. Das hohe Maß an Kom­fort und Inte­gra­ti­on, das Apple Pay bie­tet, wird als unver­zicht­bar angesehen.