Von Ralf Keuper
Im Filmgeschäft haben Streaming-Plattformen wie Netflix die Seh- und Zahlgewohnheiten der Nutzer verändert und damit den klassischen Sendern, dem linearen Fernsehen das Wasser abgegraben. Dennoch, so Oliver Schütte in Die Netflix-Revolution, folgt daraus nicht zwangsläufig, dass das lineare Fernsehen vollständig verschwinden wird. Es wird jedoch auf den Rang eines Nebenmediums herabsinken. Seine Stärken sind Sendungen mit Livecharakter, wie im Sport, in der Politik oder Veranstaltungen wie der Eurovision Song Context. Daneben können sie ihre eigenen Mediatheken ausbauen und, wie im Fall arte, mit hochwertigem Content punkten. Die anderen Vertreter des linearen Fernsehens, wie RTL und SAT, werden dagegen versuchen, ihre Formate und Produktionen über das lineare Fernsehen rest-zuverwerten; nichts Halbes und nichts Ganzes also.
Das Streaming hat den Nutzer aus der, wenn man so will, Unmündigkeit befreit.
.. das klassische Fernsehen war und ist fremdbestimmt. Zwar beeinflusst der Zuschauer, wann er den Knopf drückt, aber er kann nicht festlegen, was er zu sehen bekommt. Das Streamen gibt dem Nutzer dies sehr wichtige Element in die Hand: die eigene Entscheidung, was er wann schauen will.
Im Banking verhält es sich ähnlich. Der Kunde war an die Öffnungszeiten der Filialen und die Erreichbarkeit der Kundenberater gebunden. Letzteres ist auch heute noch der Fall. Jedoch besteht mittlerweile die Möglichkeit, eine große Zahl der Bankgeschäfte unabhängig von Ort und Zeit zu erledigen und aus einer wachsenden Zahl von Angeboten wählen zu können.
Globale “Taste Communities”
Obwohl Streaming-Plattformen die Tendenz haben, den Geschmack global zu vereinheitlichen, bleiben bestimmt…