Von Ralf Keuper
Wenn die Medien eine Bank von “Rekord zu Rekord” eilen sehen, ist eine gesunde Skepsis immer angebracht. Das betrifft auch den Liebling der Zunft, die ING, vormals ING DiBa. Die letzten Zahlen der Bank wurden in einigen Wirtschaftsredaktionen euphorisch aufgenommen und kommentiert – auffallend häufig fielen in den Überschriften und Texten die Worte “Rekordkurs und “Erfolgskurs”.
- ING setzt Rekordkurs fort
- ING legt im sechsten Jahr in Folge Rekordzahlen vor
- Direktbank ING bleibt auf Rekordkurs
- Deutschlands drittgrößte Bank kommt aus Holland
- Die ING Diba hat auch 2018 wieder ein bockstarkes Jahr hingelegt
Die Meldungen von dpa und Reuters und die Pressemitteilung der Bank wurden entweder übernommen oder etwas abgeändert.
Zu den wenigen Beiträgen, die sich vom allgemeinen Trend abheben, zählt Die „Bank des Volkes“ erliegt dem Reiz des Großkapitals. Der Beitrag erschien vor einem Jahr.
Die Zufriedenheit der Kunden und Mitarbeiter mit der Bank hat in letzter Zeit anscheinend nachgelassen:
https://de.trustpilot.com/review/www.ing-diba.de
https://www.kritische-anleger.de/ing/erfahrungen/
https://www.kununu.com/de/ing-de/kommentare
Dennoch müssen wir den Berichten in gewisser Weise dankbar sein. Denn, wie schreibt Ken Fisher:
Die Medien erweisen uns allen damit jedoch einen immensen Dienst. Sie zeigen uns, wie die Stimmung ist! Wie wir .. gesehen haben, spiegelt das auf Übertreibungen ausgerichtete Gruppendenken der Medien die Masse wider und beeinflusst sie. Dadurch wird es zu einer großartigen Möglichkeit, verbreitete Überzeugungen, falsche Ängste und Stimmungswechsel zu erkennen. Wenn die Medien etwas totsagen, etwas gut- oder schlechtreden, dann haben die Märkte es wahrscheinlich schon eingepreist. Und das kann man ausnutzen ( in: “Kasse statt Masse. Wie Sie mit einem konträren Investmentansatz Geld verdienen” von Ken Fisher).
Ein Trend, den die Wirtschaftsjournalisten erkannt haben, ist bereits keiner mehr (Kontraindikation). Oder anders: Es winkt der Halo-Effekt.
Weitere Informationen:
ING Diba: 366 Leutchen sorgen für 41% des Gewinns