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Grüne Anleihen versprechen nachhaltige Investitionen und Klimaschutz. Doch hinter der ökologischen Fassade verbergen sich erhebliche Transparenzmängel, fragwürdige Umweltwirkungen und das Risiko systematischen Greenwashings. Ein kritischer Blick auf ein ambivalentes Finanzinstrument zwischen Hoffnung und Enttäuschung.
Die Idee klingt verlockend: Investoren können ihr Geld in grüne Anleihen stecken und damit gleichzeitig Rendite erzielen und das Klima schützen. Green Bonds haben sich in den vergangenen Jahren zu einem Milliardenmarkt entwickelt – getrieben von wachsendem Umweltbewusstsein und dem Versprechen, Kapitalströme in nachhaltige Projekte zu lenken. Doch je genauer man hinsieht, desto deutlicher werden die Risse in dieser grünen Fassade.
Das Transparenzproblem
Der erste fundamentale Mangel liegt in der fehlenden Nachvollziehbarkeit. Studien von Südwind und dem Bundesumweltministerium offenbaren ein ernüchterndes Bild: Mehr als die Hälfte aller Emittenten berichtet nur unvollständig darüber, wofür die eingeworbenen Gelder tatsächlich verwendet werden. Konkrete Nachweise über finanzierte Projekte und deren Klimanutzen? Oft Fehlanzeige.
Noch beunruhigender ist, dass bei 57 von 3.000 untersuchten Projekten sogar ökologische Probleme festgestellt wurden – von Landrechtskonflikten bis hin zu ausbleibenden CO₂-Einsparungen. Was hier sichtbar wird, sind nicht nur Informationsdefizite, sondern grundlegende Governance-Schwächen, die Tür und Tor für Missbrauch öffnen.
Die Illusion der Zusätzlichkeit
Das Kernversprechen grüner Anleihen lautet: zusätzliche Investitionen für den Klimaschutz mobilisieren. Doch genau hier liegt das zweite große Problem. Viele Green Bonds finanzieren Projekte, die ohnehin durchgeführt worden wären – mit oder ohne grünes Label. Diese fehlende Zusätzlichkeit macht sie faktisch austauschbar mit konventionellen Anleihen.
Die OECD warnt, dass Green Bonds bislang nur sehr begrenzt Kapitalströme in nachhaltigere Wirtschaftsbereiche umlenken. In der realen, pluralistischen Finanzwelt existieren unzählige Finanzierungsalternativen. Unternehmen können Green Bonds durch andere Quellen ersetzen, ohne ihre Investitionspläne zu ändern. Die Steuerungswirkung verpufft.
Theoretisch könnten Green Bonds ihren maximalen Klimanutzen entfalten, wenn sie die einzige, zwingende Investitionsform für Unternehmen wären – ein weltweites Monopol grüner Finanzierung. Doch ein solches Szenario ist ökonomisch wie politisch illusorisch. In…